Sherlock Holmes Kurzgeschichten

Der Baumeister von Norwood von Sir Arthur Conan Doyle

In Der Baumeister von Norwood von Sir Arthur Conan Doyle schwant dem Auftraggeber von Holmes und Watson schreckliches: Er wird des Mordes an einem alten Freund seiner Eltern verdächtigt, dabei hat er ihm nichts getan. Er wurde nur noch nicht verhaftet, weil er noch nicht nachhause oder auf Arbeit gegangen ist, sondern von der Pension, in der er letzte Nacht schlief, direkt zu Holmes kam. Noch während des Gesprächs kommen Polizisten, unter ihnen Inspektor Lestrade, der Holmes kennt, um den Verdächtigen abzuführen. John Hector McFarlane besuchte Jonas Oldacre um diesem bei dessen Testament zu helfen. Da es schon spät ist, fährt er nicht mehr zurück nachhause, sondern mietet sich in einer nahegelegenen Pension ein. Noch am selben Abend schlägt die Haushälterin Alarm: Auf dem Hof ist Feuer ausgebrochen, in welchem man die sterblichen Überreste von Jonas Oldacre gefunden hat. Da er am Abend zuvor sein Testament aufsetzen lies und allen seinen Besitz dem jungen Rechtsanwalt vermachen wollte, hat dieser ein ausgezeichnetes Motiv. Doch Holmes kommt dahinter, dass dieser Fall nicht so einfach ist wie es scheint und kommt hinter die Geheimnisse dieses Falles.

Neben dem oben genannten Titel ist die Geschichte im Deutschen auch unter den Titeln Der Architekt von Norwood und Die gefährliche Erbschaft bekannt. Während man zwischen Der Architekt von Norwood und Der Baumeister von Norwood noch eine sehr prägnante Ähnlichkeit feststellen kann und somit hier relativ klar ist, dass es sich um ein und die selbe Geschichte handelt, ist Die gefährliche Erbschaft den anderen beiden Titeln überhaupt nicht ähnlich und so wird es auch hier wieder schwierig den Zusammenhang ohne Wiki herzustellen. Im englischen Original heißt die Geschichte ähnlich den beiden deutschen Varianten The Norwood Builder.

Interessant finde ich hier, dass ein unschuldiges Opfer des Mordes an Jonas Oldacre sich Holmes‘ Hilfe sucht kurz bevor er verhaftet wird. Der Mann ist klug und kann sich denken, dass ihm das Testament ein vorzügliches Motiv gibt, außerdem hat er kein Alibi und hatte somit die Gelegenheit, denn er befand sich auch noch in der Nähe. Neben allen diesen Indizien, die gegen ihn sprechen gibt es seltsamerweise auch noch blutige Fingerabdrücke und die Mordwaffe, ein Stock, stammt aus seinem Besitz. Da so viel gegen den jungen Mann spricht, was sich teilweise erst nach und nach herausstellt, ist nur klar, dass die Polizei ihn erst einmal verdächtigt. Gleichzeitig weisen aber alle diese Indizien darauf hin, dass etwas nicht stimmen könnte. Wenn Holmes John McFarlane glaubt, dass er entgegen aller Beweise unschuldig ist, dann kann es eigentlich nur einige wenige Möglichkeiten geben…

Und tatsächlich häufen sich die Beweise dermaßen, dass Holmes schon glaubt, dass sein Klient wirklich schuldig ist, bis der eigentliche Mörder (ich denke, damit verrate ich nicht zu viel) einen großen Fehler begeht: Er versteckt einen Hinweis an einer Stelle, an der Holmes am Tag zuvor bereits alles abgesucht hatte und er hätte dies sehen müssen. Da er es nicht gesehen hat, war es wohl noch nicht da und somit kann Holmes sich denken, dass neben diesem Beweis auch alle anderen Hinweise inszeniert sind.

Bei Der Baumeister von Norwood von Sir Arthur Conan Doyle handelt es sich um eine wirklich interessante Geschichte. Es geht um Liebe, um die Vergangenheit, um die Gegenwart und darum, wie verdorben manche Menschen sind und was sie alles imstande sind zu tun, um sich an einem Menschen zu rächen, der ihnen nie das geringste zugefügt hat. Gerade deshalb hat mir diese Geschichte gut gefallen und ich empfehle sie gerne weiter.

Adventskalender 2021 ·Sherlock Holmes Kurzgeschichten

Das leere Haus von Sir Arthur Conan Doyle

Das leere Haus ist die erste Geschichte aus dem Sammelband Die Rückkehr des Sherlock Holmes. In der letzten Geschichte des vorherigen Bandes stirbt Holmes scheinbar an den Reichenbachwasserfällen, wird aber von seinem Schöpfer wieder zum Leben erweckt und sein Ausbleiben wird in der folgenden Geschichte thematisiert. Dr. Watson widmet sich nun ohne seinen Freund einem Verbrechen: Ein junger Mann namens Ronald Adair wird in seinem Zimmer erschossen. Auf einem Tisch findet man kleinere Stapel mit Geld und so fragt sich die Polizei natürlich, was diese seltsamen Umstände zu bedeuten haben. Holmes versteckte sich auf dem Festland und kam nachdem er von dem Mord gelesen hatte zurück nach London, denn er hielt Sebastian Moran für den Mörder. Dieser hatte damals an den Reichenbachfällen mit Steinbrocken nach ihm geworfen und versucht ihn zu töten. Holmes wollte erst nach London zurückkehren, wenn er Moran für ein Verbrechen verantwortlich machen kann. Er plant also eine Falle in seinem alten Zimmer. Dort wird eine Figur aufgestellt, die ihm ähnlich sieht und die von Mrs. Hudson alle viertel Stunde bewegt wird. Moran wird vermutlich kommen und mit dem Gewehr auf ihn schießen. Gemeinsam mit der Polizei und Dr. Watson lauert Holmes also dem Scharfschützen auf. Nicht ahnend, dass dieser sich ein ganz anderes Versteck für seine Tat auserkoren hat…

Das leere Haus ist insofern eine besonders Geschichte als das Holmes in dieser ‚wieder zum Leben erweckt wird‘. Holmes war eigentlich gar nicht tot, tauchte aber unter um sich selbst und seine Freunde in Sicherheit zu bringen. Auch Dr. Watson dachte Jahre lang, dass sein Freund tot wäre und so ist er natürlich sehr überrascht, als er plötzlich wieder vor ihm steht. So haben wir also neben der Tatsache, dass Holmes zurückkehrt, natürlich noch die zwei wichtige Handlungsstränge. Auf der einen Seite soll Holmes natürlich erzählen, was er in den vergangenen Jahren gemacht hat und wo er sich aufhielt, auf der anderen Seite wollen sie auch Moran festnehmen und dafür sorgen, dass sich Holmes wieder ohne große Sorge in der Stadt zeigen kann.

Ich kann ja Holmes wirklich verstehen, dass er sich zurückgehalten hat und sich verstecken musste, auf der anderen Seite tat mir Watson wirklich leid, als er endlich erfährt, dass sein Freund doch noch lebt. Watson wird sogar kurz ohnmächtig und Holmes wundert sich auch noch darüber und fragt nach seinem Gesundheitszustand, weil er ja früher nicht so angegriffene Nerven hätte. Interessant ist aber alle diejenigen, die den letzten Band gelesen haben, dass hier noch einige Lücken aus der vorherigen Geschichte gefüllt werden. Eben dadurch, dass Holmes nun Gelegenheit hat über seine Abwesenheit zu sprechen. Er erläutert, dass er geahnt hat, dass der Junge mit Moriarty in Zusammenhang stand, und wie er flüchten konnte, wie Moriarty ums Leben kam und dass er selbst dann in der Weltgeschichte umhergereist ist und diese Zeit gut genutzt hat. Das hat mir persönlich total gut gefallen, hat aber auch einen Nachteil.

Durch die Verknüpfung der letzten Geschichte des vorherigen Bandes und der ersten Geschichte des Bandes Die Rückkehr des Sherlock Holmes scheint es zumindest notwendig beide Bände zu kaufen (falls die Geschichten nicht einzeln irgendwo als eBooks oder freiverfügbar im Internet gibt). Natürlich sind zumindest die bereits von mir gelesenen Geschichten durchaus interessant, und es bietet sich auch an den vorherigen Band komplett zu lesen, denn im Nachhinein deutete doch alles auf ein Ende von Holmes hin, sodass der Tod am Reichenbachwasserfall nicht mehr überrascht, aber dennoch ist es ein bisschen schade, dass man diese Geschichte für sich genommen eigentlich nicht richtig verstehen kann; es werden einfach zu viele Verweise auf die vorherige Geschichte gemacht.

Von diesem kleinen Manko abgesehen fand ich auch schade, dass der eigentliche Mordfall ein bisschen kurz kommt, was einfach an der Sache liegt: Wenn ich etwa 20 Seiten habe für eine Geschichte und ich muss in eine Geschichte eigentlich zwei Geschichten pressen, dann muss mindestens eine davon zu kurz kommen. Das war natürlich in diesem Fall der Mord um Ronald Adair.

Insgesamt hat mir Das leere Haus aber gut gefallen und ich kann diese Sherlock Holmes Geschichte wirklich weiterempfehlen. Im Englischen heißt die Geschichte übrigens wenig überraschend The Adventure of the Empty House. Wer also diese Geschichte mal in die Hände bekommt, wird sicher seinen Spaß damit haben und wer irgendwo den Sammelband herbekommen kann, der wird – ich stelle mal eine Prognose an – auch damit bestimmt Spaß haben. Deshalb freue ich mich schon auf die nächsten 12 Geschichten dieses Bandes.

Sherlock Holmes Kurzgeschichten

Das letzte Problem von Sir Arthur Conan Doyle

Das letzte Problem ist die letzte Geschichte aus Die Memoiren des Sherlock Holmes von Sir Arthur Conan Doyle. Sherlock Holmes und Professor Moriarty treffen aufeinander! Holmes stellt Ermittlungen gegen seinen Erzfeind an und macht ihm damit das Leben schwer, natürlich lässt das der Professor nicht einfach auf sich sitzen und sucht Holmes auf. Er sagt ihm, dass er besser aufhören sollte, Ermittlungen gegen ihn anzustellen, denn wenn er damit weitermacht, wird ihm das nicht bekommen. Aber Holmes sagt, dass er nicht einfach damit aufhören kann und plötzlich häufen sich die Unfälle und seltsamen Zufälle. Eine Schindel fällt von einem Dach, als er gerade vorbei läuft, eine Droschke überfährt ihn beinahe als er gerade unterwegs ist und auf der Straße wird er von einem Straßenräuber überfallen. Watson und Holmes beschließen, dass es nach den bisher erfolgten Ermittlungen sinnvoll wäre, England für einige Tage zu verlassen. Watson kann mit seinem Freund verreisen, da er seine Patienten an einen Kollegen abgeben kann und seine Frau gerade unterwegs ist. Spät am Abend kommt Holmes und erzählt Watson also von den Vorkommnissen und gemeinsam beschließen sie nun in die Schweiz zu reisen. Da Moriarty es aber an Geisteskraft mit Sherlock aufnehmen kann, denkt sich dieser einen Plan aus, wie sie beide unbemerkt das Land verlassen können. Dabei werden sie, von Watson unentdeckt, sogar von Mycroft Holmes, Sherlocks Bruder, unterstützt. Gemeinsam schaffen sie es unbemerkt in die Schweiz zu kommen, doch als sie gemeinsam wandern wollen, kommt plötzlich ein Junge hinter ihnen her mit einer Nachricht an Dr. Watson. Im Gasthof sei eine Frau, die einen englischen Arzt wünsche, da sie selbst ebenfalls aus England stamme. Eigentlich möchte Watson seinen Freund nicht alleine lassen, aber da dieser von dem Jungen weiter begleitet werden soll, macht er sich doch auf den Rückweg. Als Watson zurück am Gasthof ist, erfährt er, dass es sich um ein Täuschungsmanöver handelte und es gar keine kranke Engländerin gibt und so rennt er zurück an die Reichenbachfälle. Doch dort findet er nur noch den Gehstock und einen Abschiedsbrief seines Freundes. Am Wegesrand, in dessen Abgrund die Reichenbachfälle sprudeln, findet Watson zertretene Büsche und keine Fußspuren, die zurückführen. So muss er seinen Freund für tot erklären.

Das letzte Problem wird ebenfalls unter den deutschen Titeln Der letzte Fall, Sein letzter Fall und Sherlock Holmes‘ Untergang veröffentlich und heißt im Original The Final Problem. So ist der Titel meiner Ausgabe diesmal tatsächlich relativ nah am originalen Titel, was nicht nur das Auffinden in den englischen Sammelbänden vereinfacht, sondern zusätzlich noch dafür sorgt, dass alle vier deutschen hier aufgeführten Titel so ähnlich klingen, dass man merkt, dass es sich um die gleiche Geschichte handelt.

Wenn man aber weiß wie die Geschichte heißt, dann kann diese Geschichte ja eigentlich nur auf zwei verschiedene Weisen enden: Entweder Sherlock Holmes stirbt oder er hängt seine Lupe an den Nagel und wird fortan keine Fälle mehr lösen. Tatsächlich kennt man ja inzwischen so viele Sherlock Holmes-Adaptionen und intertextuelle Verweise, dass man eigentlich weiß wie die Geschichte ausgeht. Hier sei beispielsweise Detektiv Conan erwähnt, wo Shinichi Kudo immer wieder von Sherlock Holmes erzählt und von seiner Sandkastenfreundin Ran sogar den Spitznamen Krimispinner bekommt.

Davon abgesehen welche besondere Stellung diese Geschichte im Werkekanon von Conan Doyle einnimmt, ist sie auch poetisch sehr schön. Ich habe bisher selten gedacht, dass mir der Schreibstil von Conan Doyle wirklich gut gefällt, weil er so malerisch und poetisch ist, aber hier war es tatsächlich anders. Der Autor beschreibt hier in sehr eindrucksvollen, sprachlichen Bildern wie Sherlock Holmes und Dr. John Watson den Wasserfall wahrnehmen und so kann selbst der Leser, der nicht weiß wie diese Geschichte enden wird, erahnen, wie wichtig die Reichenbachfälle im weiteren Verlauf werden.

Gerade auch wegen des sehr poetischen Endes und weil diese Geschichte unglaublich viel an sich hat (man sehe sich die Inhaltsbeschreibungen an), aber auch weil Professor Moriarty in dieser Geschichte fast ausschließlich auftaucht, ist Das letzte Problem besonders lesenswert. Was mich allerdings im Umkehrschluss auch ein bisschen gestört hat: Professor Moriarty taucht fast ausschließlich in Das letzte Problem auf und wirkt so arg konstruiert; hier wäre es schöner gewesen, wenn der Erzfeind vorher schon ein paar Mal auftaucht und so ein Mitfiebern zwischen den Kontrahenten möglich wird. Mir ist aber durchaus klar, dass dieses Vorgehen wohl an der ersten Veröffentlichungsform liegt, denn sie wurde wie viele weitere Geschichten das erste Mal in einer Literaturzeitschrift (im Strand Magazine) veröffentlicht.

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Der Marinevertrag von Sir Arthur Conan Doyle

Der Marinevertrag von Sir Arthur Conan Doyle ist wieder mal eine Geschichte, die unter diversen Titeln bekannt ist. Dazu später mehr. Sherlock Holmes wird dieses Mal gar nicht vom Klienten direkt beauftragt, sondern Dr. Watson erhält von einem ehemaligen Schulkameraden einen Brief. Watson bringt den Brief direkt zu Holmes und dieser entscheidet sich ziemlich schnell dafür, Watson und dessen ehemaligen Schulkameraden zu helfen. Percy Phelps war schon immer ein etwas strebsamerer Kerl und so arbeitet er inzwischen im Außenministerium. Er wurde gebeten einen Vertrag zwischen mehreren europäischen Parteien abzuschreiben. Der Vertrag wird ihm in einem Büro übergeben, als er alleine mit seinem Chef ist, auch kann sie niemand belauscht haben. Weiterhin haben beide niemandem von dem brisanten Auftrag erzählt und es war auch niemand im Gebäude, außer das Hausmeisterehepaar. Holmes verdächtig also die Frau, da diese sich sehr plötzlich auf den Heimweg begibt. Aber eine Sache findet er sehr verdächtig: Percy lag einige Wochen von Krankheit darnieder gestreckt und dennoch ist der Vertrag bisher nicht an die Öffentlichkeit gekommen. Holmes hat eine Idee was das bedeuten könnte, doch dafür muss er Percy aus der Schusslinie bringen und dessen Verlobte als Helferin einspannen. Kann er das wichtige Dokument zurückbekommen?

Der Marinevertrag ist auch noch untere folgenden anderen Titeln bekannt: Der Flottenvertrag, Das Geheimabkommen, Das Marineabkommen, Der geheime Marinevertrag, Der geheime Seerechtsvertrag. Dadurch wird es natürlich nicht leichter, die Geschichte online zu finden, denn ich habe unter „Der Marinevertrag“ wenig gefunden und habe dann unter dem bekannteren Titel Der Flottenvertrag gesucht. Im Englischen heißt die Geschichte übrigens The Naval Treaty.

Spannend fand ich an dieser Geschichte, dass Holmes nicht vom Klienten selbst beauftrag wird, sondern von Watson, der ihm den Brief bringt. Watson hatte den Brief auch nicht von seinem Schulkameraden direkt, sondern von dessen Verlobten bekommen. Die Verlobte hat den Brief nach dem Diktat geschrieben und beide – Holmes und Watson – bemerkten die schwungvolle, aber dennoch kraftvolle Handschrift der Frau. Dies hat aber keinen Einfluss auf die weitere Handlung.

Die Rätsel um den verschwundenen Vertrag scheinen Holmes aber mal wieder herauszufordern und sein Klient ist sich nicht sicher, ob der Detektiv überhaupt dazu in der Lage ist, nicht nur herauszufinden wer den Vertrag gestohlen hat, sondern auch diesen wiederzubeschaffen. Denn natürlich ist es nicht nur ein Sicherheitsrisiko, dass der Vertrag verschwunden ist und damit in Zusammenhang auch schlecht für Percy, sondern es bedeutet für ihn auch, dass er seinen Job verliert, weil er den Vertrag „verloren“ hat. Dabei scheint es keinerlei Rolle zu spielen, dass er für den Verlust überhaupt nichts kann, denn er hatte einen Kaffee bestellt und als ihm dieser nicht gebracht wurde, musste er hinuntergehen, um nachzusehen wo der Kaffee bleibt.

In diesem Kontext finde ich es seltsam, dass sehr viele Zufälle zusammenkommen. Percy bestellt Kaffee, aber dieser wird ihm nicht gebracht. Er wird immer müder und muss hinuntergehen, um nachzusehen, wo sein Kaffee ist. Gerade zu dem Zeitpunkt kommt der Dieb in sein Zimmer und stiehlt den Vertrag. Der Dieb ist wusste aber gar nichts von dem Vertrag, sondern heckte den Plan sehr kurzfristig aus. Insgesamt doch alles ein paar seltsame Zufälle, obwohl ich nicht ausschließen würde, dass so etwas nicht zufällig passieren kann.

Gerade diese ganzen Zufälle machen die Geschichte wieder etwas unglaubwürdiger und ich fragte mich auch, was am Ende mit Percy und seiner Verlobten geschieht, denn schließlich interessiere ich mich auch für das Schicksal meiner Protagonisten, dass der Autor hier relativ unerwähnt lässt. Dennoch hat mir Der Marinevertrag von Sir Arthur Conan Doyle recht gut gefallen und ich empfehle die Geschichte durchaus weiter.

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Der griechische Dolmetscher von Sir Arthur Conan Doyle

Holmes und Watson besuchen Mycroft Holmes, Sherlock Holmes‘ Bruder, in einem Club. Dort erfahren sie von Mycroft von einem neuen Fall, der Sherlocks Aufmerksamkeit fesselt. Ein griechischer Dolmetscher hatte ihm diese Geschichte zugetragen, die ihm selbst passiert ist, die ihm allerdings von der Polizei nicht geglaubt wird. Mr. Melas wurde von einem seltsamen Mann gekidnappt, wobei er sich erst einmal nicht so viel denkt, denn schließlich wird er als griechischer Dolmetscher häufig auch zu nächtlichen Zeiten zu Einsatzorten gerufen. Dass er aber bedroht wird und ihm unter Strafe gestellt wird, mit jemandem über seinen Auftrag zu sprechen, ist ihm noch nie geschehen. Er kommt in ein Landhaus, in dem ein ausgemergelter Mann irgendwelche Geheimnisse Preis geben soll. Dieser wehrt sich dagegen. Deshalb wird Mr. Melas zurückgebracht, kann aber die Füße nicht still halten und wird deshalb kurz nachdem er mit Holmes gesprochen hat, entführt. Nun müssen Holmes, Watson und Mycroft nicht nur herausfinden, was für seltsame Männer den armen Griechen und den Dolmetscher entführt hatten, sondern auch wo sich das Haus befindet, in das er damals gebracht worden war, denn die Detektive ahnen, dass Mr. Melas und der Grieche in Lebensgefahr schweben. Erreichen sie das Haus noch rechtzeitig?

Die Geschichte ist aus zwei Gründen relativ spannend: zum einen lernen wir endlich mal ein bisschen mehr über Sherlocks Vergangenheit und lernen mal Mycroft Holmes in Aktion kennen. Und zum anderen gibt es ein Detektivduo, das hier ermittelt. Natürlich ist der eine gar kein richtiger Detektiv, aber Mycrofts Fähigkeit Schlüsse zu ziehen steht der von Sherlock in nichts nach und so ermitteln sie gemeinsam. Watson kann am Anfang auch gar nicht glauben, dass es einen Menschen gibt, der vielleicht sogar noch besser im Schlussfolgerungen ziehen ist, denn von Mycroft hat er bisher noch nichts gehört. Sherlock erklärt das so, dass sein Bruder zwar besser im Kombinieren wäre, aber er nicht der Typ ist, der sich nach draußen begibt um seine Schlussfolgerungen zu überprüfen und dass er auch nicht der Typ ist, der überhaupt draußen weitere Informationen zusammenträgt. Dafür ist er zu gemütlich und dennoch macht er sich mit Sherlock auf die Suche nach dem Griechen.

Abgesehen davon finden wir aber viele bereits bekannte Motive: Sherlock wird engagiert ohne dass es ein richtiges Verbrechen oder einen Mord gibt. Er muss nun ermitteln und das seltsame Vorkommnis oder Rätsel lösen. Meistens steht hinter seltsamen Machenschaften eben doch ein Verbrechen und manchmal auch mehrere (wie hier beispielsweise auch). Es geht um zwei Entführungen, um Mord, um Erpressung und Raub. Natürlich schafft es nur Holmes alle Puzzleteile zusammenzusetzen, sodass er nicht nur herausfindet, wer die Täter sind und was sie im Schilde führen, sondern auch inwiefern ihre Taten mit Verbrechen in Zusammenhang stehen. Und was man bei Sherlock Holmes irgendwie auch nicht ganz selten findet: Er lässt die Verbrecher entkommen bzw. diese schaffen es, sich davonzustehlen. Doch sie haben die Rechnung ohne die Schwester des armen Griechen gemacht bzw. haben das Schicksal unterschätzt. Und auch wenn hier ein weiteres Unrecht geschehen sein könnte, meinen Holmes und Watson, dass sie damit nichts zu tun haben, denn schließlich ist es im Ausland passiert und somit außerhalb ihrer Reichweite.

Insgesamt ist Der griechische Dolmetscher von Sir Arthur Conan Doyle also alleine aufgrund des Auftauchens von Mycroft Holmes lesenswert, sodass ich die Geschichte gerne weiterempfehle.

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Der Doktor und sein Patient von Sir Arthur Conan Doyle

Der Doktor und sein Patient ist eine weitere Geschichte von Sir Arthur Conan Doyle, in der Sherlock Holmes und sein Freund Dr. Watson von einem Klienten engagiert werden. Dr. Percy Trevelyan ist Arzt und eigentlich hatte er keine Chance so schnell eine eigene Praxis zu eröffnen, obwohl er wirklich gut abgeschlossen hat. Er bekommt die Chance für einen Mann namens Blessington zu arbeiten. Dieser bietet ihm an, dass er sich um Praxisräume, Ausstattung, etc. kümmert. Die Einnahmen darf der junge Doktor bis auf ein bisschen was behalten, allerdings muss er Blessington rund um die Uhr als Arzt zur Verfügung stehen. Darauf lässt sich Trevelyan gerne ein und eine Zeit lang funktioniert dieses Arrangement ziemlich gut. Eines Tages taucht ein neuer Patient auf, ein älterer Russe, der zusammen mit seinem Sohn kommt. Beide kommen gerade als Blessington aus dem Haus ist, was Trevelyan nicht wirklich verdächtig vorkommt. Blessington hatte vor einigen Wochen schon einmal einen Zusammenbruch, doch in den letzten Wochen hatte er sich eigentlich beruhigt, doch als die beiden Russen weg sind, rastet Blessington wieder vollkommen aus. Sherlock Holmes wird dazu gebeten und soll ermitteln, doch er merkt schnell, dass man ihm Details vorenthält. Er weigert sich weiter zu ermitteln, schätzt aber, dass er bald wieder von dem Doktor und seinem Patienten hören wird. Schon am nächsten Morgen bekommt er Nachricht, dass sich Blessington erhängt haben soll. Der Polizist, der Vorort ist um zu ermitteln, kennt Holmes und so nimmt er es ihm nicht übel als dieser sagt, dass es sich nicht um Selbstmord, sondern um Mord handelt.

Die Geschichte Der Doktor und sein Patient wurde außerdem unter den Titeln Der Dauerpatient, Der niedergelassene Patient, Der Hauspatient und Die Brook-Street-Affäre veröffentlicht. Der Doktor und sein Patient gehört mit 10 anderen Fällen zu Die Memoiren des Sherlock Holmes. Ich finde es immer schwierig, wenn eine Geschichte unter vielen verschiedenen Namen veröffentlicht wurde. Bei den ersten vier Namen kann man ja noch rückschließen, dass es sich um ein und dieselbe Geschichte handelt. Aber Die Brook-Street-Affäre klingt nicht mal dem Namen nach ähnlich und macht es somit schwerer, herauszufinden, dass es sich hier um die gleiche Geschichte handelt (die dann ja vielleicht auch noch aus einer anderen Übersetzung besteht). Das ergibt Schwierigkeiten, wenn man sich mit dem Werk von Sir Arthur Conan Doyle auseinandersetzt.

Interessant ist an diesem Fall, dass Sherlock Holmes bisher selten einen Fall abgelehnt hat – auch wenn er dies hier nur vorübergehend tut. Holmes lehnt den Fall ab, weil er das Gefühl hat, dass ihm Dinge vorenthalten werden, was sich letztendlich sogar als wahr herausstellt. Da er ohne die volle Wahrheit nicht vernünftig seine Schlüsse ziehen kann, zieht er sich temporär von dem Fall zurück und natürlich kommt, was kommen musste: Blessington stirbt. Ich persönlich war erst einmal geschockt, denn wenn er von Anfang an ehrlich zu Holmes gewesen wäre, könnte er am nächsten Morgen noch leben.

Was außerdem interessant an dem Fall ist, ist, dass er mit einem früheren Kriminalfall zusammenhängt, der zwar nicht direkt mit Holmes und Watson zusammenhängt und von ihnen bearbeitet wurde, der aber dennoch massiv zur Aufklärung des Falles beiträgt. Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich schreibe, dass die seltsamen Vorkommnisse im Hause des Doktors mit den beiden Russen in Zusammenhang stehen. Das kann man sich als Leser sehr schnell denken, schließlich gibt es keine anderen Verdächtigen.

Insgesamt ist Der Doktor und sein Patient von Sir Arthur Conan Doyle eine recht kurzweilige Geschichte, die aber wenig besonderes vereint und somit keine besondere, sondern bloß eine durchschnittliche Leseempfehlung von mir bekommt.

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Der Krüppel von Sir Arthur Conan Doyle

In der Kurzgeschichte Der Krüppel von Sir Arthur Conan Doyle kommt Holmes und Watson an einen Tatort in einem abgeschlossenen Raum. Die Hausangestellten hören einen Streit aus einem Zimmer und machen sich kurzentschlossen daran, durch die Fenster in das Zimmer einzusteigen. Im Zimmer finden sie den Hausherren mit grausig verzerrtem Gesicht und seine Ehefrau liegt ohnmächtig daneben. Natürlich fällt der Verdacht erst einmal auf die Ehefrau, doch Holmes und Watson entdecken bei ihren Untersuchungen seltsame Pfotenabdrücke im Raum und auch das Gerücht, das ein Krüppel in der Nähe des Tatorts gesehen wurde, scheint zumindest den Verdacht etwas von der Ehefrau abzurücken. Holmes und Watson erfahren von einer Freundin der Ehefrau, dass diese am Abend zufällig von einem Mann auf der Straße angesprochen wurde, den man durchaus als Krüppel bezeichnen könnte und sie bat sie dieses Zusammentreffen vor ihrem Ehemann geheim zu halten. Daran ist nach den Verdächtigungen natürlich nicht mehr zu denken. Und tatsächlich finden Holmes und Watson den Krüppel und dieser kann nicht nur eine interessante Geschichte zum Toten liefern, sondern kann auch weitere wertvolle Hinweise geben.

Der Krüppel von Sir Arthur Conan Doyle ist eine etwas andere Geschichte des Autors, aber worin die Andersartigkeit genau besteht, kann ich hier nicht so genau erklären, weil das zu viel verrät und vermutlich verrät es auch schon recht viel, wenn ich a) sage, dass die Geschichte anders ist und b), dass ich nicht genau sagen kann, woran das liegt. Aber mit diesem Spoiler müsst ihr an der Stelle eben leben.

Davon abgesehen mochte ich an der Geschichte besonders, dass es sich um den Mord in einem halbwegs abgeschlossenen Zimmer handelt. Die Tür ist von innen abgeschlossen und der Schlüssel verschwindet, allerdings ist es noch möglich durch die Fenster in das Zimmer zu gelangen. Da der Schlüssel zum Zimmer fehlt, ist aber klar, dass noch eine dritte Person am Tatort gewesen sein muss, weil irgendwie der Schlüssel ja verschwunden sein muss.

Besonders interessant finde ich hier mal wieder, dass man am Anfang bei der Besichtigung des Tatorts einige Bröckchen hingeworfen bekommt als Leser und danach entscheiden muss, was in welcher Weise zusammenpasst. Natürlich merkt man am Ende, dass alles passt, aber am Anfang wirkt es eben überhaupt nicht so. Ein Krüppel wird gesehen und man findet seltsame Pfotenabdrücke, die Ehefrau und Hauptverdächtige streitet sich mit ihrem Mann, obwohl vorher eigentlich überhaupt nichts vorgefallen ist, das Zimmer wird abgeschlossen und der Schlüsse löst sich in Luft auf, der Mann hat ein grausig verzerrtes Gesicht, scheint ansonsten aber ziemlich unverletzt gewesen zu sein und die Frau fällt einfach in Ohnmacht. Alles in allem eine sehr merkwürdige Szenerie, aber nach und nach ergibt es eben Sinn, und so findet Holmes gemeinsam mit Watson heraus, was in dem abgeschlossenen Zimmer vorgefallen ist.

Obwohl ich an dieser Stelle nicht zu viel zum Tathergang sagen möchte, konnte ich mir den Gedanken nicht verkneifen, dass der Tote es irgendwie verdient hatte. Ja, eigentlich hat niemand den Tod verdient, aber so wie er sich verhalten hat und irgendwie könnte man schon sagen, dass ihn das Schicksal am Ende heimgesucht hat, denn er wurde für seine Grausamkeiten in der Vergangenheit mit dem Tod bestraftet. So ganz ungerechtfertigt war dieser Fall also nicht.

Insgesamt ist Der Krüppel von Sir Arthur Conan Doyle eine interessante Geschichte, die mal einen etwas anderen Verlauf nimmt und deshalb in einer längeren Sammlung ein bisschen Abwechslung bietet und alleine schon deshalb lesenswert ist.

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Die Gutsherren von Reigate von Sir Arthur Conan Doyle

In der Geschichte die Gutsherren von Reigate von Sir Arthur Conan Doyle ist eine Geschichte, in der Holmes und Watson zusammen nach Reigate fahren, nachdem Holmes einen Schwächeanfall hatte. Dort soll er sich eigentlich erholen, aber sie erfahren von einem Einbruch in der Nachbarschaft und bei einem zweiten Einbruch gibt es sogar ein Mordopfer, das offensichtlich den Einbrecher überrascht hat. Sherlock Holmes möchte an den Ort des Verbrechens gebracht werden und lässt sich von den beiden Einbruchsopfern alles genau zeigen. Gemeinsam mit dem Ermittler findet er heraus, wer nicht nur der Einbrecher war, sondern auch wer den Mann ermordet hat. Watson macht sich natürlich Sorgen um seinen Freund, doch er merkt, dass ihm der neue Fall recht gut tut.

Die Gutherren von Reigate sind mal etwas anders, weil Holmes und Watson sind unterwegs und stoßen dort auf einen Fall. Sonst ist es ja normalerweise anders: Holmes bekommt einen Auftrag von einem Klienten zugetragen. Danach fährt er gemeinsam mit Watson dann dorthin, wo es den Vorfall gab. Dieses Mal sind Watson oder Holmes schon Vorort. Auch zieht sich Holmes alleine zurück um den Fall zu untersuchen und lässt Watson zurück, sodass der weder kontrollieren kann wie es seinem Freund geht noch irgendwie in die Auflösung involviert wird.

Holmes wirkt durch diesen Schwächeanfall und die Notwendigkeit mal ein paar Tage in Urlaub zu fahren sehr menschlich; dies hat mir gut gefallen. Ich mochte es, dass er dadurch nicht wie der Übermensch erscheint, als der er sonst häufig dargestellt wird. Andererseits wirkt Holmes natürlich wieder besonders toll wenn es darum geht, dass er trotz seiner Schwäche wieder einmal einen Fall löst, obwohl die Polizei den Fall nicht lösen konnte. Vor allem ist er danach wieder so weit geheilt, dass er wieder zurück nach London fährt und dort weiter arbeiten kann.

Besonders interessant finde ich, dass hier ein Einbruch und ein Mord verknüpft sind. Holmes kommt natürlich dahinter, dass diese beiden Vorfälle zusammenhängen und dass das Motiv der Einbrechers ganz woanders herrührt, denn er stiehlt ausgesprochen komische Gegenstände wie beispielsweise Garn. So liegt es natürlich nahe, dass es dem Einbrecher niemals um finanzielle Dinge ging, sondern dass er ein anderes Motiv haben muss. Doch dieses muss man sich erst einmal herleiten und natürlich auch die ganzen Hintergrundinformationen bereits kennen, bevor man die Schlussfolgerungen, die Holmes gezogen hat, ziehen kann.

Insgesamt mochte ich die Geschichte Die Gutsherren von Reigate, die auch unter dem Titel Die Junker von Reigate veröffentlicht wurde, relativ gerne und empfehle sie gerne weiter. Vor allem weil Holmes hier endlich mal richtig menschlich wirkt und ich ihn in dieser Geschichte besonders lieb gewonnen habe, wobei er seine Schwäche auch schamlos ausnutzt, um mithilfe mehrerer Tricks den Mörder zu entlarven.

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Der Katechismus der Familie Musgrave von Sir Arthur Conan Doyle

Watson bittet Holmes ihre gemeinsame Wohnung mal ein bisschen aufzuräumen, was Holmes widerwillig machen möchte. Dabei zeigt er seinem Freund die Akten alter Fälle als sie noch nicht zusammenarbeiteten. Holmes erzählt davon wie ihn Reginald Musgrave, mit dem Holmes zusammen auf die Universität ging, mit einer sehr seltsamen Angelegenheit beauftragte. Brunton ist der Hausmeister des Hauses Hurlstone und eigentlich viel zu klug für diesen Job. Dennoch war er sehr lange für die Familie Musgrave tätig. Umso seltsamer ist es, dass er nach so vielen Jahren in ihrem Dienst plötzlich anfing in persönlichen Papieren der Familien herumzustöbern. Musgrave entlässt ihn, gibt ihm aber ein bisschen Zeit, seine Dinge zu klären und den anderen Hausangestellten zu erklären warum er geht. Plötzlich verschwindet der Mann spurlos und kurz darauf auch noch eines der Hausmädchen, mit dem Brunton erst vor kurzem die Verlobung gelöst hatte. Holmes fährt mit seinem ehemaligen Kommilitonen zu dessen Haus und bekommt dort Einblick in die Papiere, die Brunton eingesehen hat: Der Katechismus der Familie Musgrave. Dieser besteht aus vielen seltsamen Fragen und verworrenen Antworten und jeder Musgrave muss seit Jahrhunderten diesen Katechismus auswendig lernen. Brunton kommt dahinter, dass der Katechismus mit seinen Fragen und den Antworten darauf eigentlich eine Art Karte zu einem verborgenen Schatz ist. Brunton scheint diesem Schatz auf die Spur gekommen zu sein und so finden sie seine Leiche in der Kammer, in der der Schatz versteckt war. Doch wo ist der Schatz hin und was genau war der Schatz? Und wo ist das Hausmädchen hin? Hat sie etwas mit dem Leichnam des Hausmeisters zu tun?

Hier ist die Inhaltsangabe recht lang geworden, weil in dieser Geschichte ziemlich viel geschieht, was man auch ein bisschen genauer beschreiben muss. Zum einen ist Der Katechismus der Familie Musgrave am Anfang nicht so klar zu lösen und auch am Ende bleibt die Frage, ob Holmes mit seinen Schlussfolgerungen Recht hat offen, denn er kann seine Schlüsse nicht beweisen, hat keine Zeugen dafür und findet weder das Hausmädchen noch den Schatz. Für mich gab es neben Holmes‘ Schlussfolgerungen noch eine zweite Möglichkeit, auf die Holmes gar nicht eingeht. Mich stört es immer, wenn die Fälle am Ende nicht aufgelöst werden. Ja klar manchmal stimme ich nicht mit dem Detektiv überein, weil die Ergebnisse häufig ein bisschen aus der Luft gegriffen wirken (vor allem bei den Sherlock Holmes-Kurzgeschichten ist mir das schon öfter aufgefallen), aber dann gibt es meistens eine Lösung.

Außerdem erfährt man als Holmes-Fan hier wieder etwas über den Protagonisten. Man erfährt ein paar weitere Einzelheiten zur Studienzeit von Holmes und man erfährt von seinem Verhältnis zu diesem Kommilitonen. Insofern passt diese Geschichte ganz gut zu ihrem Vorgänger, in dem es um den ersten Fall von Holmes geht. Seltsam ist in diesem Kontext nur, dass Holmes und Watson hier noch zusammen zu wohnen scheinen und in der Geschichte davor hatte Watson gerade einige Monate vorher geheiratet und wohnt somit nicht mehr mit dem Detektiv zusammen. Dies fand ich seltsam. Die Aufzeichnungen von Watson scheinen somit nicht chronologisch zu sein und auch die Zusammenstellung scheint nicht „in der Gegenwart“ chronologisch stattzufinden. Für mich was das eine Unstimmigkeit in dem Kurzgeschichtenband.

Insgesamt ist Der Katechismus der Familie Musgrave mal wieder eine Geschichte mit einem Zeitsprung, somit wird der Mord und die seltsamen Rätsel sozusagen hinterher noch einmal aufgelöst, weil Holmes seinem Freund davon erzählt. Watson kommt deshalb leider kaum vor, obwohl ich ihn eigentlich recht gerne habe. Dennoch ist diese Geschichte interessant und liefert mehr Einblicke in die Figur Sherlock Holmes.

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Holmes‘ erstes Abenteuer von Sir Arthur Conan Doyle

Diese Geschichte Holmes‘ erstes Abenteuer ist auch unter dem Namen Die Gloria Scott bekannt. In meiner Ausgabe heißt sie allerdings Holmes‘ erstes Abenteuer. Holmes erzählt Watson Jahre später von seinem Abenteuer, indem er ihm eine Reihe von Papieren vorlegt. Damals besuchte Holmes einen Freund, den er auf der Universität kennenlernte, in seinen Ferien. Der Vater des Freundes wird von einem Fremden bedroht und nachdem Holmes abreist, liegt dieser Vater im Sterben. Victor Trevor bittet Holmes zurückzukommen und mit ihm den Fall um diesen bedrohlichen Fremden aufzuklären, denn er macht ihn für den nahen Tod seines Vaters verantwortlich. Sein Vater hinterlässt Victor einen langen Brief, in dem er ihm erklärt, woher sie ihr vieles Geld haben und warum er den Besuch des Fremden so sehr gefürchtet hat. Auf dem Gefangenenschiff Gloria Scott sollte Mr. Trevor nach Australien verschifft werden, doch an Bord geschah ein Ausbruchsversuch…

Diese Geschichte spielt auf drei Zeitachsen. Zum einen ist da die Gegenwartsachse. Holmes erzählt Watson von seinem ersten Fall, aber diese Erzählung ist nur relativ kurz und somit geht es ziemlich schnell in die Vergangenheit. Der zweite Teil spielt in der Vergangenheit, allerdings ist diese „erst“ 10 Jahre oder so her. Holmes erzählt von seiner Studienzeit und erzählt dabei auch besonders von seinem Freund Victor Trevor und von seinem Besuch bei dessen Familie. Die dritte Zeitspanne spielt noch einmal 30 Jahre oder so früher. Sie spielt in den frühen Erwachsenenjahren des Vaters von Victor. Diese Zeitachse wird mithilfe eines Briefes beschrieben und lässt somit keinerlei Rückfragen zu. Sein Vater ist zum Zeitpunkt als Holmes und Victor den Brief lesen bereits tot. Dieses Spiel mit den verschiedenen Zeiten hat mir gut gefallen und es wirkt auch nicht so verwirrend, weil die Figuren nicht die selben sind, wobei Holmes natürlich in zwei verschiedenen „Zeiten“ seine Erlebnisse schildert.

Außerdem mochte ich, dass man wieder mehr über Holmes erfährt. Man bekommt nach einigen Geschichte so das Gefühl, dass man immer mehr über Holmes weiß. Mit jeder Geschichte wird ein kleines Stückchen zum Puzzle des Charakters Sherlock Holmes zusammengesetzt. Das macht es natürlich für richtige Holmes-Fans schwierig oder im umgekehrten Fall besonders interessant alle Fälle von Holmes zu lesen oder sie beinahe schon zu studieren. Gleichzeitig erfährt man auch noch etwas über die Beziehung zwischen Holmes und Watson, da sich in der Gegenwart beide ja darüber unterhalten, dass man noch mehr Aufzeichnungen anfertigen könnte und Holmes scheint das richtig zu gefallen.

Was mir an einigen Stellen aufgefallen ist, sind die Titel der Geschichten. Ich finde es schrecklich, wenn manche Geschichten komplett andere Namen als im Original oder in der bekanntesten Übersetzung haben. So auch bei dieser Geschichte. Die Gloria Scott hat mit Holmes‘ erstes Abenteuer wenig zu tun und man kommt auf den ersten Blick nicht mal darauf, warum diese Geschichten solche verschiedenen Namen haben und wie man auf die diversen Namen kommt. Holmes‘ erstes Abenteuer ist ja noch relativ logisch, denn es handelt sich hier tatsächlich um Holmes‘ erstes Abenteuer. Gloria Scott war das Schiff, das den Vater des Freundes nach Australien bringen sollte. Somit ist auch dieser Name relativ logisch, aber man muss erst einmal darauf kommen.

Insgesamt hat die Geschichte über Holmes‘ erstes Abenteuer von Sir Arthur Conan Doyle den ungemeinen Vorteil, dass man etwas mehr über Holmes‘ Vergangenheit und seinen Charakter (er schildert beispielsweise, dass er schon in jungen Jahren wenige Freunde hatte) erfährt. Deshalb empfehle ich die Geschichte, wenngleich sie inhaltlich und was den Fall betrifft nicht wirklich interessant ist und wenig kriminalistischen Spürsinn von Seiten unseres Detektivs erfordert gerne weiter.