Der Marinevertrag von Sir Arthur Conan Doyle ist wieder mal eine Geschichte, die unter diversen Titeln bekannt ist. Dazu später mehr. Sherlock Holmes wird dieses Mal gar nicht vom Klienten direkt beauftragt, sondern Dr. Watson erhält von einem ehemaligen Schulkameraden einen Brief. Watson bringt den Brief direkt zu Holmes und dieser entscheidet sich ziemlich schnell dafür, Watson und dessen ehemaligen Schulkameraden zu helfen. Percy Phelps war schon immer ein etwas strebsamerer Kerl und so arbeitet er inzwischen im Außenministerium. Er wurde gebeten einen Vertrag zwischen mehreren europäischen Parteien abzuschreiben. Der Vertrag wird ihm in einem Büro übergeben, als er alleine mit seinem Chef ist, auch kann sie niemand belauscht haben. Weiterhin haben beide niemandem von dem brisanten Auftrag erzählt und es war auch niemand im Gebäude, außer das Hausmeisterehepaar. Holmes verdächtig also die Frau, da diese sich sehr plötzlich auf den Heimweg begibt. Aber eine Sache findet er sehr verdächtig: Percy lag einige Wochen von Krankheit darnieder gestreckt und dennoch ist der Vertrag bisher nicht an die Öffentlichkeit gekommen. Holmes hat eine Idee was das bedeuten könnte, doch dafür muss er Percy aus der Schusslinie bringen und dessen Verlobte als Helferin einspannen. Kann er das wichtige Dokument zurückbekommen?
Der Marinevertrag ist auch noch untere folgenden anderen Titeln bekannt: Der Flottenvertrag, Das Geheimabkommen, Das Marineabkommen, Der geheime Marinevertrag, Der geheime Seerechtsvertrag. Dadurch wird es natürlich nicht leichter, die Geschichte online zu finden, denn ich habe unter „Der Marinevertrag“ wenig gefunden und habe dann unter dem bekannteren Titel Der Flottenvertrag gesucht. Im Englischen heißt die Geschichte übrigens The Naval Treaty.
Spannend fand ich an dieser Geschichte, dass Holmes nicht vom Klienten selbst beauftrag wird, sondern von Watson, der ihm den Brief bringt. Watson hatte den Brief auch nicht von seinem Schulkameraden direkt, sondern von dessen Verlobten bekommen. Die Verlobte hat den Brief nach dem Diktat geschrieben und beide – Holmes und Watson – bemerkten die schwungvolle, aber dennoch kraftvolle Handschrift der Frau. Dies hat aber keinen Einfluss auf die weitere Handlung.
Die Rätsel um den verschwundenen Vertrag scheinen Holmes aber mal wieder herauszufordern und sein Klient ist sich nicht sicher, ob der Detektiv überhaupt dazu in der Lage ist, nicht nur herauszufinden wer den Vertrag gestohlen hat, sondern auch diesen wiederzubeschaffen. Denn natürlich ist es nicht nur ein Sicherheitsrisiko, dass der Vertrag verschwunden ist und damit in Zusammenhang auch schlecht für Percy, sondern es bedeutet für ihn auch, dass er seinen Job verliert, weil er den Vertrag „verloren“ hat. Dabei scheint es keinerlei Rolle zu spielen, dass er für den Verlust überhaupt nichts kann, denn er hatte einen Kaffee bestellt und als ihm dieser nicht gebracht wurde, musste er hinuntergehen, um nachzusehen wo der Kaffee bleibt.
In diesem Kontext finde ich es seltsam, dass sehr viele Zufälle zusammenkommen. Percy bestellt Kaffee, aber dieser wird ihm nicht gebracht. Er wird immer müder und muss hinuntergehen, um nachzusehen, wo sein Kaffee ist. Gerade zu dem Zeitpunkt kommt der Dieb in sein Zimmer und stiehlt den Vertrag. Der Dieb ist wusste aber gar nichts von dem Vertrag, sondern heckte den Plan sehr kurzfristig aus. Insgesamt doch alles ein paar seltsame Zufälle, obwohl ich nicht ausschließen würde, dass so etwas nicht zufällig passieren kann.
Gerade diese ganzen Zufälle machen die Geschichte wieder etwas unglaubwürdiger und ich fragte mich auch, was am Ende mit Percy und seiner Verlobten geschieht, denn schließlich interessiere ich mich auch für das Schicksal meiner Protagonisten, dass der Autor hier relativ unerwähnt lässt. Dennoch hat mir Der Marinevertrag von Sir Arthur Conan Doyle recht gut gefallen und ich empfehle die Geschichte durchaus weiter.