Das letzte Problem ist die letzte Geschichte aus Die Memoiren des Sherlock Holmes von Sir Arthur Conan Doyle. Sherlock Holmes und Professor Moriarty treffen aufeinander! Holmes stellt Ermittlungen gegen seinen Erzfeind an und macht ihm damit das Leben schwer, natürlich lässt das der Professor nicht einfach auf sich sitzen und sucht Holmes auf. Er sagt ihm, dass er besser aufhören sollte, Ermittlungen gegen ihn anzustellen, denn wenn er damit weitermacht, wird ihm das nicht bekommen. Aber Holmes sagt, dass er nicht einfach damit aufhören kann und plötzlich häufen sich die Unfälle und seltsamen Zufälle. Eine Schindel fällt von einem Dach, als er gerade vorbei läuft, eine Droschke überfährt ihn beinahe als er gerade unterwegs ist und auf der Straße wird er von einem Straßenräuber überfallen. Watson und Holmes beschließen, dass es nach den bisher erfolgten Ermittlungen sinnvoll wäre, England für einige Tage zu verlassen. Watson kann mit seinem Freund verreisen, da er seine Patienten an einen Kollegen abgeben kann und seine Frau gerade unterwegs ist. Spät am Abend kommt Holmes und erzählt Watson also von den Vorkommnissen und gemeinsam beschließen sie nun in die Schweiz zu reisen. Da Moriarty es aber an Geisteskraft mit Sherlock aufnehmen kann, denkt sich dieser einen Plan aus, wie sie beide unbemerkt das Land verlassen können. Dabei werden sie, von Watson unentdeckt, sogar von Mycroft Holmes, Sherlocks Bruder, unterstützt. Gemeinsam schaffen sie es unbemerkt in die Schweiz zu kommen, doch als sie gemeinsam wandern wollen, kommt plötzlich ein Junge hinter ihnen her mit einer Nachricht an Dr. Watson. Im Gasthof sei eine Frau, die einen englischen Arzt wünsche, da sie selbst ebenfalls aus England stamme. Eigentlich möchte Watson seinen Freund nicht alleine lassen, aber da dieser von dem Jungen weiter begleitet werden soll, macht er sich doch auf den Rückweg. Als Watson zurück am Gasthof ist, erfährt er, dass es sich um ein Täuschungsmanöver handelte und es gar keine kranke Engländerin gibt und so rennt er zurück an die Reichenbachfälle. Doch dort findet er nur noch den Gehstock und einen Abschiedsbrief seines Freundes. Am Wegesrand, in dessen Abgrund die Reichenbachfälle sprudeln, findet Watson zertretene Büsche und keine Fußspuren, die zurückführen. So muss er seinen Freund für tot erklären.
Das letzte Problem wird ebenfalls unter den deutschen Titeln Der letzte Fall, Sein letzter Fall und Sherlock Holmes‘ Untergang veröffentlich und heißt im Original The Final Problem. So ist der Titel meiner Ausgabe diesmal tatsächlich relativ nah am originalen Titel, was nicht nur das Auffinden in den englischen Sammelbänden vereinfacht, sondern zusätzlich noch dafür sorgt, dass alle vier deutschen hier aufgeführten Titel so ähnlich klingen, dass man merkt, dass es sich um die gleiche Geschichte handelt.
Wenn man aber weiß wie die Geschichte heißt, dann kann diese Geschichte ja eigentlich nur auf zwei verschiedene Weisen enden: Entweder Sherlock Holmes stirbt oder er hängt seine Lupe an den Nagel und wird fortan keine Fälle mehr lösen. Tatsächlich kennt man ja inzwischen so viele Sherlock Holmes-Adaptionen und intertextuelle Verweise, dass man eigentlich weiß wie die Geschichte ausgeht. Hier sei beispielsweise Detektiv Conan erwähnt, wo Shinichi Kudo immer wieder von Sherlock Holmes erzählt und von seiner Sandkastenfreundin Ran sogar den Spitznamen Krimispinner bekommt.
Davon abgesehen welche besondere Stellung diese Geschichte im Werkekanon von Conan Doyle einnimmt, ist sie auch poetisch sehr schön. Ich habe bisher selten gedacht, dass mir der Schreibstil von Conan Doyle wirklich gut gefällt, weil er so malerisch und poetisch ist, aber hier war es tatsächlich anders. Der Autor beschreibt hier in sehr eindrucksvollen, sprachlichen Bildern wie Sherlock Holmes und Dr. John Watson den Wasserfall wahrnehmen und so kann selbst der Leser, der nicht weiß wie diese Geschichte enden wird, erahnen, wie wichtig die Reichenbachfälle im weiteren Verlauf werden.
Gerade auch wegen des sehr poetischen Endes und weil diese Geschichte unglaublich viel an sich hat (man sehe sich die Inhaltsbeschreibungen an), aber auch weil Professor Moriarty in dieser Geschichte fast ausschließlich auftaucht, ist Das letzte Problem besonders lesenswert. Was mich allerdings im Umkehrschluss auch ein bisschen gestört hat: Professor Moriarty taucht fast ausschließlich in Das letzte Problem auf und wirkt so arg konstruiert; hier wäre es schöner gewesen, wenn der Erzfeind vorher schon ein paar Mal auftaucht und so ein Mitfiebern zwischen den Kontrahenten möglich wird. Mir ist aber durchaus klar, dass dieses Vorgehen wohl an der ersten Veröffentlichungsform liegt, denn sie wurde wie viele weitere Geschichten das erste Mal in einer Literaturzeitschrift (im Strand Magazine) veröffentlicht.