Das leere Haus ist die erste Geschichte aus dem Sammelband Die Rückkehr des Sherlock Holmes. In der letzten Geschichte des vorherigen Bandes stirbt Holmes scheinbar an den Reichenbachwasserfällen, wird aber von seinem Schöpfer wieder zum Leben erweckt und sein Ausbleiben wird in der folgenden Geschichte thematisiert. Dr. Watson widmet sich nun ohne seinen Freund einem Verbrechen: Ein junger Mann namens Ronald Adair wird in seinem Zimmer erschossen. Auf einem Tisch findet man kleinere Stapel mit Geld und so fragt sich die Polizei natürlich, was diese seltsamen Umstände zu bedeuten haben. Holmes versteckte sich auf dem Festland und kam nachdem er von dem Mord gelesen hatte zurück nach London, denn er hielt Sebastian Moran für den Mörder. Dieser hatte damals an den Reichenbachfällen mit Steinbrocken nach ihm geworfen und versucht ihn zu töten. Holmes wollte erst nach London zurückkehren, wenn er Moran für ein Verbrechen verantwortlich machen kann. Er plant also eine Falle in seinem alten Zimmer. Dort wird eine Figur aufgestellt, die ihm ähnlich sieht und die von Mrs. Hudson alle viertel Stunde bewegt wird. Moran wird vermutlich kommen und mit dem Gewehr auf ihn schießen. Gemeinsam mit der Polizei und Dr. Watson lauert Holmes also dem Scharfschützen auf. Nicht ahnend, dass dieser sich ein ganz anderes Versteck für seine Tat auserkoren hat…
Das leere Haus ist insofern eine besonders Geschichte als das Holmes in dieser ‚wieder zum Leben erweckt wird‘. Holmes war eigentlich gar nicht tot, tauchte aber unter um sich selbst und seine Freunde in Sicherheit zu bringen. Auch Dr. Watson dachte Jahre lang, dass sein Freund tot wäre und so ist er natürlich sehr überrascht, als er plötzlich wieder vor ihm steht. So haben wir also neben der Tatsache, dass Holmes zurückkehrt, natürlich noch die zwei wichtige Handlungsstränge. Auf der einen Seite soll Holmes natürlich erzählen, was er in den vergangenen Jahren gemacht hat und wo er sich aufhielt, auf der anderen Seite wollen sie auch Moran festnehmen und dafür sorgen, dass sich Holmes wieder ohne große Sorge in der Stadt zeigen kann.
Ich kann ja Holmes wirklich verstehen, dass er sich zurückgehalten hat und sich verstecken musste, auf der anderen Seite tat mir Watson wirklich leid, als er endlich erfährt, dass sein Freund doch noch lebt. Watson wird sogar kurz ohnmächtig und Holmes wundert sich auch noch darüber und fragt nach seinem Gesundheitszustand, weil er ja früher nicht so angegriffene Nerven hätte. Interessant ist aber alle diejenigen, die den letzten Band gelesen haben, dass hier noch einige Lücken aus der vorherigen Geschichte gefüllt werden. Eben dadurch, dass Holmes nun Gelegenheit hat über seine Abwesenheit zu sprechen. Er erläutert, dass er geahnt hat, dass der Junge mit Moriarty in Zusammenhang stand, und wie er flüchten konnte, wie Moriarty ums Leben kam und dass er selbst dann in der Weltgeschichte umhergereist ist und diese Zeit gut genutzt hat. Das hat mir persönlich total gut gefallen, hat aber auch einen Nachteil.
Durch die Verknüpfung der letzten Geschichte des vorherigen Bandes und der ersten Geschichte des Bandes Die Rückkehr des Sherlock Holmes scheint es zumindest notwendig beide Bände zu kaufen (falls die Geschichten nicht einzeln irgendwo als eBooks oder freiverfügbar im Internet gibt). Natürlich sind zumindest die bereits von mir gelesenen Geschichten durchaus interessant, und es bietet sich auch an den vorherigen Band komplett zu lesen, denn im Nachhinein deutete doch alles auf ein Ende von Holmes hin, sodass der Tod am Reichenbachwasserfall nicht mehr überrascht, aber dennoch ist es ein bisschen schade, dass man diese Geschichte für sich genommen eigentlich nicht richtig verstehen kann; es werden einfach zu viele Verweise auf die vorherige Geschichte gemacht.
Von diesem kleinen Manko abgesehen fand ich auch schade, dass der eigentliche Mordfall ein bisschen kurz kommt, was einfach an der Sache liegt: Wenn ich etwa 20 Seiten habe für eine Geschichte und ich muss in eine Geschichte eigentlich zwei Geschichten pressen, dann muss mindestens eine davon zu kurz kommen. Das war natürlich in diesem Fall der Mord um Ronald Adair.
Insgesamt hat mir Das leere Haus aber gut gefallen und ich kann diese Sherlock Holmes Geschichte wirklich weiterempfehlen. Im Englischen heißt die Geschichte übrigens wenig überraschend The Adventure of the Empty House. Wer also diese Geschichte mal in die Hände bekommt, wird sicher seinen Spaß damit haben und wer irgendwo den Sammelband herbekommen kann, der wird – ich stelle mal eine Prognose an – auch damit bestimmt Spaß haben. Deshalb freue ich mich schon auf die nächsten 12 Geschichten dieses Bandes.