Bei Liebe per Flaschenpost? Von Sue Mayfield handelt es sich um einen Jugendliebesroman. Isabel ist etwa 16 Jahre alt und die beiden Typen, für die sie sich interessiert, sind auch etwa in ihrem Alter.
Das Motiv ist ja nicht das erste Mal verarbeitet worden, sondern – zumindest mir – schon aus einigen anderen Romanen bekannt, obwohl ich mich jetzt gar nicht besonders für dieses Motiv interessiere und so ist meine Sicht wohl auch nicht allumfassend. Das Motiv, das ich meine, ist, dass eine Frau eine Nachricht in die Welt schickt und darauf eine Antwort bekommt. Das ist ja bekannt auf Gut gegen Nordwind von Daniel Glattauer oder Glückskekse von Anne Hertz. In beiden Büchern schreibt eine Frau entweder eine Mail oder eine SMS ohne den Empfänger zu kennen und bekommt darauf eine Antwort von einem unbekannten Mann, mit dem sie in der Folge kommuniziert. Der Unterschied zwischen Gut gegen Nordwind und Glückskekse ist, dass beim ersten Buch die Protagonistin aus Versehen einen falschen Empfänger eingibt und beim zweiten absichtlich eine SMS an eine unbekannte Nummer geschrieben wird. Bei Liebe per Flaschenpost? Von Sue Mayfield schreibt auch eine junge Frau an einen unbekannten Mann. Bei all diesen Romanen habe ich ein Problem: Zufällig schreibt eine Frau an einen unbekannten Mann eine Nachricht. Der Mann ist immer zufällig in genau ihrem Alter und wohnt auch zufällig in ihrer Nähe (Ausnahme ist hier vielleicht noch Liebe per Flaschenpost? Weil Duncan und Isabel schon ziemlich weit voneinander entfernt wohnen). Das war mir dann doch ein bisschen viel Zufall.
Da Isabel der eher künstlerische Typ ist, hatte ich am Anfang echt Schwierigkeiten mich mit ihr zu identifizieren, auch ihr Verhalten hat bei mir dafür gesorgt, dass mir die Identifikation wirklich schwer fiel. Das ändert aber nichts daran, dass Isabel als Figur authentisch wirkt. Die Figur hat eine Innensicht, wir wissen als Leser häufig was sie tut und warum sie es tut; dass sie wieder mit Jamie zusammenkommt wird schlichtweg damit erklärt, dass sie ihn noch liebt. Das ist für Außenstehende natürlich schwierig nachzuvollziehen, ergibt im Kontext des Buches und des Charakters aber Sinn.
Jamie wurde relativ negativ beschrieben, während Duncan als ziemlich positiv beschrieben wurde. Die beiden Jungs blieben grundsätzlich ziemlich eindimensional, wobei es auch hier nicht ganz unwichtige Themen gab. Duncan schüttet Isabel sein Herz aus. Er ist sich der schwierigen finanziellen Lage seiner Eltern auf der Insel bewusst, er weiß, dass das Meer gefährlich werden kann, lebt aber auch vom Meer und verbringt viel Zeit darauf und darin. Duncan wird so auch authentisch, weil er eben ein Innenleben hat, was dafür sorgt, dass man bei ihm einen Charakter vermutet. Jamie hingegen wird nur von Außen gesehen. Wir erfahren Isabels Sicht auf ihren Ex-Freund bzw. Freund und wir erfahren Macys Sicht auf den Freund/Ex-Freund ihrer besten Freundin. Beides sind ja nun keine unvoreingenommenen Blickwinkel. So bleibt er ziemlich eindimensional.
Die Form des Romans ist aber noch ziemlich besonders, deshalb will ich darauf noch kurz eingehen: Das eine sind die Mails und Briefe, die noch mit reinkommen, die den Lesefluss unterbrechen, aber für die Handlung ungemein wichtig sind. Darüber hinaus gibt es noch die Verknüpfung des Theaterstücks, das die Schüler aufführen sollen, und der Handlung selbst. Die Handlung ist auch ähnlich wie ein Theaterstück angelegt. Am Anfang gibt es eine Personenliste und deren Beschreibungen. Jedes Kapitel ist mit Akt X, Szene Y überschrieben und erzählt kurz, wo wir uns gerade befinden. Dann folgt die Sicht aus einer Figur, häufig Isabels Sicht, aber manchmal auch die Sicht von Duncan oder Macy, für eine Szene. Das sorgt zum einen dafür, dass man verschiedene Innensichten hat, und zum anderen ist es seltsam plötzlich einen anderen Ich-Erzähler zu haben. Das hat mich mehr als einmal verwirrt, wenngleich ich es ziemlich cool fand. Diese Mischung der beiden Theaterstücke und der Mischung von zwei Großgattungen hat mir sehr gut gefallen und haben das Buch sehr gut aufgelockert.
Insgesamt hat mir Liebe per Flaschenpost? Von Sue Mayfield sehr gut gefallen. Für mich hat der Roman einige Schwächen, dennoch konnte er mich vor allem mit seinem experimentellen Stil überzeugen.