Bei Mord auf dem Golfplatz von Agatha Christie handelt es sich um einen der früheren Romane und den zweiten Roman mit Hercule Poirot und Arthur Hastings. Inspektor Japp wird am Anfang kurz erwähnt, hat in dem Krimi aber keine tragende Rolle.
In dem für Christie üblichen recht dünnen Krimi steckt auf jeden Fall viel Spannung drin, dennoch waren es mir parallel zu viele Ungereimtheiten und zu viele Nebenschauplätze (sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne). Klar, bei Christie gibt es immer einige Verwicklungen, sodass die am Anfang recht verworrenen Fäden alle klar und sauber abgetrennt werden und die Lösung des Puzzles ans Tageslicht kommt, aber hier war es mir einfach zwischenzeitlich zu viel, sodass ich zwischendrin wirklich einen Durchhänger hatte und eigentlich nicht weiter lesen wollte. Natürlich habe ich den Krimi dennoch beendet, weil ich unabhängig davon auch wissen wollte, wer der Täter ist.
Wie so oft ist natürlich auch hier der Täter einer der Verdächtigen, wobei ich hierzu sowohl die Familie, die Nachbarn, aber auch die Hausangestellten und sogar die Ex-Freundin von Jack Renauld zählen würde. Obwohl es sich hier nicht um einen klassischen Whodunit handelt, denn die Figuren können sich aus Merlinville wegbewegen, was einige auch tun und so spielt ein kurzer Teil der Handlung auch wieder zurück in London und auch in anderen Teilen Frankreichs, und nach und nach sogar noch Verdächtige hinzukommen, ist doch klar, dass sich der Täter unter diesen Figuren befinden muss.
Lustig fand ich auch wieder, dass Poirot sich wieder so seine Gedanken macht, seinen Freund aber nicht einweiht, was diesen wiederum böse macht. Hastings ist zwischenzeitlich sogar auf der Seite von Maurice Giraud, dem großspurigen Kontrahenten von Poirot, und meint, dass Poirot vielleicht langsam alt wird und möglicherweise nicht mehr so gut kombiniert wie der andere Detektiv. Poirot ist zwar durchaus getroffen von dieser Meinung, lässt sich aber natürlich nicht beirren und kann so Hastings auch wieder relativ schnell auf seine Seite ziehen. Poirot lässt es sich auch nicht nehmen, Giraud unter die Nase zu binden, welche Hinweise er alle als nichtssagend abtut, während sie für Poirot die größte Bedeutung haben. Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, wann Poirot schon einmal so einen direkten Gegenspieler als Ermittler bei einem Mordfall hatte, was diesem Krimi eine besondere Würze verleiht.
Was mir an diesem Krimi aber so gar nicht gefallen hat, war das Verhalten von Hastings. Hier als kleines Beispiel ein Zitat „Nun bin ich etwas altmodisch. Mich dünkt, eine Frau sollte vor allem weiblich sein.“ (Seite 11). Es mag sein, dass Christie diese Übertreibung schon damals als solche sah und sie sie ihrem Charakter in den Mund gelegt hat, um deutlich zu machen, dass sie das Verhalten nicht gut fand, oder es entsprach einfach dem damaligen Zeitgeist, aber ich habe diese Sätze direkt am Anfang des Krimis gelesen und hätte ihn beinahe wutschnaubend aus der Hand gelegt. Ich fand Hastings Sätze einfach nur schrecklich. Betrachtet man diese nun im Kontext der Tatsache, dass er dem Mädchen, das diese Sätze spricht später einen Heiratsantrag macht, wollte Christie vielleicht wirklich verdeutlichen, dass das Frauenbild, das manche Männer haben, relativ schnell wandelbar ist (vor allem wenn man bedenkt, dass er zwischenzeitlich noch für eine andere Frau schwärmt und ja auch im ersten Band schon für mindestens eine Frau geschwärmt hat) oder sie wollte eine Entwicklung aufzeigen oder schlichtweg verdeutlichen, dass ein solches Frauenbild veraltet ist. Ich weiß es nicht, aber eine genauere Untersuchung der Entwicklung von Hastings Frauenbild wäre sicherlich interessant.
Alles in allem hat mir Mord auf dem Golfplatz von Agatha Christie nicht so richtig gut gefallen, was aber nicht heißt, dass ich mich nicht auf weitere Bände von ihr freue und diese Krimi nicht auch empfehlen würde.