Das Leben ist zu kurz für irgendwann von C. Geraghty ·Hörbücher

Rezension: Das Leben ist zu kurz für irgendwann von Ciara Geraghty

Das Leben ist zu kurz für irgendwann von Ciara Geraghty habe ich als Hörbuch gehört, sodass ich sowohl etwas zum Inhalt als auch zum Medium schreiben werde.

Die Figuren, Terry und Iris vor allem, haben mir sehr gut gefallen. Obwohl es eigentlich um Iris geht, liegt der Fokus klar auf Terry. Aus ihrer Sicht wird die gesamte Reise geschildert und sie lernt unglaublich viel über sich selbst während sie mit ihrer besten Freundin und ihrem dementen Vater quer durch Europa reist. Terry versucht viele Dinge, vor denen sie früher Angst hatte und traut sich immer wieder aus ihrem eigenen Schneckenhaus, obwohl sie eigentlich eine sehr ängstliche Person ist und sich ständig Gedanken darüber macht was alles schief gehen könnte.

Iris ist egoistischer, aber auch sie hat ein gutes Herz. Sie hat wirklich viel durchmachen müssen, ihr Vater, der schwerkrank war, ihre eigene Krankheit, ihre Mutter, die wegläuft als Iris noch sehr jung ist, aber gerade das alles scheint sie gestärkt zu haben. Sie ruht in sich und ihr ist die Meinung der anderen allzu oft egal, wodurch sie wahrscheinlich egoistischer wirkt als sie eigentlich ist. Dennoch ist mir Iris sympathisch.

Die Handlung selbst hat mir ebenfalls gut gefallen. Ich hatte ja gedacht, dass die Reise sehr bedrückt und traurig ablaufen würde und war nicht so sicher, ob ich das Hörbuch wirklich hören will, aber es war viel lustiger als ich befürchtet hatte. Terry hat eine unglaublich lustige Art und auch Iris trägt ihres zur Leichtigkeit des Romans bei.

Die Beschreibungen der Landschaft und all das, was Terry ausprobiert, sorgen dafür, dass der Roman sich sehr leicht hat weghören lassen. Ich mag solche Romane, in denen die Protagonistin aus ihrem Leben ausbricht, neue Dinge ausprobiert, über sich hinauswächst und dann ihr Leben ändert und genau so ist es hier mit Terry. Der Vorgang, was gedanklich und emotional in ihr passiert, bleibt zwar undurchsichtig; zumindest für mich. Hier hätte ich mir mehr Gedanken- und Gefühlsschilderungen gewünscht, aber dennoch sind Terry Beweggründe nachvollziehbar.

Ich mag es in letzter Zeit ja auch ganz gerne, wenn die Romane eine gewisse Leichtigkeit haben und dennoch eine wichtige Botschaft vermitteln und das ist Ciara Geraghty sehr gut gelungen. Obwohl Terrys Vater Demenz hat, scheint ihm die Reise auch irgendwie gut zu tun; was nicht heißt, dass man seine älteren dementen Verwandten aus dem Altenheim reißen und quer durch Europa schleifen sollte. Aber ich finde es wichtig, dass sich in diesem Roman so viel um das Thema Demenz dreht. Iris arbeitet in diesem Bereich, Terry wollte ihren Vater Zuhause pflegen und schildert ihre widersprüchlichen Gefühle. Sie erzählt davon wie verzweifelt sie war, weil ihre alte Mutter ihren Mann bis zu ihrem Tod gepflegt hat, Terry es aber trotz Pflegekraft, die ihr hilft, nicht länger als ein halbes Jahr konnte. Und sie schildert, dass sie ihren Vater liebt und dennoch Unverständnis und an manchen, schlechten Tagen oder in schlimmen Situationen beinahe sogar Hass für ihn empfindet. Das ist unglaublich hart, zeigt aber wie komplex Gefühle, gerade in einer solch schwierigen Situation, sein können.

Auch dass das Thema Sterbehilfe hier so präsent ist, hat mir gut gefallen. Das ist ein unglaublich schwieriges Thema, zu dem es etliche verschiedene Meinungen gibt, die sicherlich auch meistens ihre Berechtigung haben. Natürlich wird das Thema auch in der Schule thematisiert und dann muss eine Pro und Kontra-Argumentation dazu geschrieben werden, aber sich einmal in die Figuren im Roman hineinzuversetzen und diese widersprüchlichen Ansichten vorgestellt und vorgelebt zu bekommen, hilft, darüber auch noch einmal selbst nachzudenken. Auf der einen Seite eine Frau, die Angst vor einem qualvollen Tod hat und auf der anderen Seite ihre beste Freundin, die die Freundin noch nicht verlieren möchte.

Inka Friedrich ist die Sprecherin von Das Leben ist zu kurz für irgendwann. Ich mochte ihre Stimme sehr gerne und sie hat toll zu Terry gepasst. Auch den dementen Vater von Terry hat sie toll gesprochen und auch Iris konnte man gut von Terry unterscheiden und sie hat ihr ihre eigene Charakteristik gegeben. Das Hörbuch selbst ist ungekürzt, was ich ja immer ganz gut finde. Zumal es keine Längen im Roman gab, wo man sich dann doch mal eine Kürzung gewünscht hätte. Schade finde ich, dass es den Roman nur als Download-Hörbuch gab, weil ich das Cover wirklich schön finde, aber so ist das leider manchmal.

Insgesamt hat mir Das Leben ist zu kurz für irgendwann von Ciara Geraghty sehr gut gefallen und ich empfehle das Hörbuch gerne weiter.

 

 

 

Danke an Der Hörverlag für das Hörbuch-Rezensionsexemplar.

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