Mord im Mena House von E. R. Neubauer

Rezension: Mord im Mena House von Erica Ruth Neubauer

Mord im Mena House (2022 noch einmal unter dem Titel Die Tote im Mena House publiziert) von Erica Ruth Neubauer ist der erste Teil der Jane Wunderly-Reihe. Der Roman spielt im Jahr 1926 in Ägypten.

Jane ist ein sehr sympathischer und offener Charakter, mit dem man sich toll identifizieren kann. Sie scheint immer für jeden ein offenes Ohr zu haben, hat eigentlich eine gute Menschenkenntnis. Obwohl sie sich von ihrer Tante zu dieser Reise hat einladen lassen, scheint sie nicht habgierig zu sein, sondern ist für ihre Tante eine treue Begleiterin; wobei sich Millie nahezu gar nicht mit Jane beschäftigt und man so kaum versteht, warum sie überhaupt zusammen hingefahren sind. Jane hat viel durchgemacht im Leben und hat deshalb auch einige Wunden davongetragen, aber das macht sie fast noch sympathischer und auch ihr Charakter wird konsistent beschrieben (ihr Mann hat sie im Schrank eingesperrt, weshalb sie Angst vor dunklen, engen Räumen hat und so bekommt sie im engen, dunklen Gang der Pyramide eine Panikattacke).

Redvers lügt zwar, was Jane sofort auffällt, aber er ist dennoch ein sehr sympathischer Charakter, dem Jane auch vertraut. Zwar ärgert sie sich hin und wieder über seine Alleingänge, aber im Großen und Ganzen behandelt er sie ganz gut und teilt seine Ermittlungsergebnisse auch immer wieder mit ihr; auch weil er eine gute Verbindung zur Polizei hat.

Millie ist nicht sonderlich sympathisch. Nach und nach stellt sich heraus, woran es liegt, dass sie sich Jane gegenüber nicht sonderlich warmherzig benimmt und keine Zeit für sie hat, dass sie im Gegenteil sogar mit anderen jungen Frauen deutlich mehr Zeit verbringt. Millie hat Jane zwar auf die Reise eingeladen, lässt sie dann aber links liegen.

Neben etlichen Rechtschreibfehlern, die irgendwann schon störend wirkten, ist auch das Thema Missbrauch in der Ehe sehr präsent. Jane wurde von ihrem Mann in der Ehe geschlagen, gedemütigt und in den Schrank gesperrt. Das wird immer wieder erwähnt und – zumindest auch oberflächlich – beschrieben. Janes Verhalten wird zwar dadurch erklärt, es hat also eine Funktion im Roman, ist aber dennoch zu erwähnen, da man das vielleicht vorher wissen möchte. Jane möchte nicht wieder einen Mann kennenlernen, weil sie unter ihrem ersten Ehemann so gelitten hat. Da ihr Mann aber im ersten Weltkrieg gestorben ist, ist sie nun aber sicher und es wird mit einem gewissen zeitlichen Abstand geschildert.

Ich fand es waren einige Zufälle, dass gerade zwei Verbrechergruppen ihr Unwesen im Hotel treiben; von anderen kleineren Betrügereien am Kartentisch ganz abgesehen. Hieraus resultiert, dass die Verbrechen sich nicht so leicht aufklären lassen, da sie ja nicht von einer Verbrechergruppe begangen wurden. Hinzu kam, dass die Erpresserin von Tante Millie gerade zufällig in Ägypten im Mena House ist. Millie wurde schon lange vor Ägypten erpresst, also handelt es sich auch hier offenbar um einen großen Zufall, dass sich die Erpresserin ebenfalls im Mena House eingemietet hat, denn es scheint keine Intention dahintergesteckt zu haben.

Deanna und Charlie mochte ich ganz gerne und so hoffe ich, dass Jane die beiden wieder trifft. Da ich den zweiten Band schon kenne, weiß ich, dass sie in diesem keinen Kontakt haben. Aber da Jane im zweiten in England zu Besuch ist, während Deanna und Charlie schon wieder zurück in den USA sind, ist das auch verständlich. Dennoch hoffe ich, dass – sollte der dritte Band in den USA spielen – Jane und Deanna dann Kontakt miteinander aufnehmen.

Gut haben mir auch die vielen Ausflugsstäten gefallen. Im Roman besucht Jane die Pyramiden, einen Basar, ein Kamelrennen und das Museum in Kairo. Auch das Hotel selbst scheint sehr luxuriös und exotisch zu sein. Natürlich gibt es bestimmt noch deutlich mehr zu sehen, aber die Beschreibungen haben mir dennoch sehr gut gefallen. Man hatte direkt das Gefühl, die Atmosphäre im Land zu kennen und der Krimi hat sommerliches Fernweh ausgelöst. Am liebsten wäre ich direkt in den nächsten Flieger nach Ägypten gesprungen. Die Atmosphäre im Roman passte sehr zum Stil eines Agatha Christie-Romans, in dem die Verdächtigen alle vor Ort sind und der an einem exotischen Setting spielt. Beim gemeinsamen Kochen mit Nenet, einer Einheimischen, hätte man sicherlich noch ein bisschen mehr rausholen können, wenn man ein Rezept für ein traditionelles, ägyptisches Essen als Anhang in den Krimi gepackt hätte.

Alles in allem hat mir Mord im Mena House von Erica Ruth Neubauer trotz kleinerer Makel sehr gut gefallen. Vor allem die Atmosphäre und das ägyptische Flair haben mich voll und ganz überzeugt. Der Roman ist sehr sommerlich und versucht sofort Fernweh. Mir haben die Landschafts- und Sehenswürdigkeitsbeschreibungen sehr gut gefallen, welchen diesen Krimi für mich zu einem kleinen Highlight gemacht haben.

 

 

 

Ich danke dem Digital Publishers Verlag für das Rezensionsexemplar!

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