Bücherdämmerung

Anders lesen – Von einer neuen Kulturtechnik von Stephan Selle

Traditionelle Lesen funktioniert linear: Vorne Titel und Autor, dann Text (mit Bildern oder ohne, etc.), am Ende gibt es einen Index, Literatur- und Abbildungsverzeichnisse und Werbung. Digitale Lesebücher sind mit elektronischer Tinte (E-Reader) geschrieben, während elektronische Bilderbücher aktive Bildschirme (von Tablets, Smartphones oder Computern) nutzen. Veränderungen im Bereich der E-Books werden kommen; sowohl im Hardware- als auch im Software-Bereich (bspw. automatische Zusammenfassungen, Vorleseoptionen, Vorsingoptionen, etc.). Semantisches Web: Wir lesen einen Abschnitt, den wir nicht verstehen (was wir aussprechen), so erfährt das Lesegerät von unserem Unverständnis und schaut automatisch nach und sucht Informationen aus dem Internet, die uns beim Verstehen helfen sollen. Kontexte sind zum Verstehen essentiell, durch digitale Lesegeräte können Kontexte beschafft werden. Wenn Lesegeräte uns aber zu gut kennen, könnten sie Texte unseren Lebensumständen anpassen (die Handlungen verlegen, die im Roman aufgeführten Orte als nächste Ausflugsziele empfehlen, etc.). Dadurch kann es natürlich zur Zensur kommen, Texte können im Nachhinein verändert werden und eine sehr genaue Kontrolle der Leser:in: Wer liest wann wie viele Seiten, wo stoppen Leser:innen, für welche Textstellen brauchen Leser:innen besonders lange. Wir würden so also zu gläsernen Lesern. Internet-TV-Serien ahmen Strukturen von Fernsehserien nach, allerdings gibt es auch Unterschiede: Serien werden staffelweise zur Verfügung gestellt und nicht jede Woche eine Folge; auch das Niveau der Inhalte verändert sich. Herkömmliche Bücher könnten immer ihre Existenzberechtigung haben, aber daneben entwickeln sich auch Buch-Videospiel-Mischformen, die dann eine neue Art von Autor:innen brauchen. Soziale Medien als Teil einer neuen Erzählform (bspw. fiktive Facebook-Seiten, die eine fiktive Biografie erzählen). Körpernahe Geräte (wie bspw. intelligente Brillen, Jacken, etc.) sind die Zukunft, über diese Geräte können dann Meiden über Apps konsumiert werden und daraus wird sich auch eine neue Literatur entwickeln.

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