Bei Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar von Robert Thorogood handelt es sich um den ersten Band der Mord ist Pots‘ Hobby-Reihe.
Der Reihentitel verweist auf die Serie Mord ist ihr Hobby (aus den 80ern und 90ern) mit der bereits älteren Krimi-Autorin Jessica Beatrice Fletcher. Obwohl ich am Anfang etwas verwirrt von dem Reihentitel war, sind einige Parallelen offensichtlich: Jessica und Judith sind beide schon etwas ältere Witwen, die ihre Zeit mit dem Schreiben verbringen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen (Jessica eben Krimis und Judith Kreuzworträtsel). Beide Frauen sind in ihren jeweiligen Kleinstädten sehr bekannt und werden respektiert. Von daher ist der Name der Reihe schon sehr nachvollziehbar.
Obwohl ich alle drei Protagonistinnen sehr mochte und mit der Zeit auch die Polizistin, Tanika Malik, ins Herz geschlossen habe, hatten alle Charaktere so ihre Schwächen. Das hat sie für mich zu glaubhaften Figuren gemacht, was ich recht gerne mochte. Mir hat auch gefallen, dass sich Suzie und die Beziehung zu ihrer Tochter weiterentwickelt, Becks aus ihrem Schneckenhaus kommt, Mut beweist und sich endlich davon löst immer die perfekte Ehefrau sein zu müssen (zumindest in dem ein oder anderen Moment). Judith, die anfangs große Angst davor hatte, ihren Freundinnen etwas mehr über ihre Vergangenheit zu erzählen, kommt insofern auch aus ihrem Schneckenhaus.
Abgesehen davon ist Judith eine resolute, kluge Detektivin. Ihre Methode, wie man das bei ersten Bänden häufiger so macht (beispielsweise bei Agatha Christies Mord im Pfarrhaus, in dem sie Miss Marple das erste Mal auftreten lässt), wird in diesem Band ebenfalls vorgestellt. Judith ist als Kreuzworträtselautorin und -liebhaberin sehr analytisch und versucht ein Rätsel in ihrem Mordfall genau so zu knacken wie sie es auch bei einem besonders schwierigen Kreuzworträtsel tun würde.
Leider gab es bei Judith‘ Charaktere ein paar Inkonsistenzen, die ich etwas seltsam fand: auf der einen Seite denkt sie über Becks, dass diese ihren Körper so lieben sollte wie sie ist, auf der anderen will Judith selbst aber abnehmen. Judith hat keine irrationale Angst davor ihren Freundinnen ihre Zeitungs- und Zeitschriftensammlung zu zeigen, sondern einen guten Grund: ihr Ehemann verschwand vor 50 Jahren auf See und starb dort. Warum zeigt sie ihnen dann dennoch ihr privates Archiv? Hinzu kommt, dass sie in ihrer Stadt sehr bekannt ist (was sich auch zu einem Running Gag entwickelt) und sie ist darüber immer überrascht, wenn sie jemand erkennt, obwohl sie ja ein großes Geheimnis hat, von dem sie nicht möchte, dass es wieder in den Zeitungen abgedruckt wird (der Grund für ihr Archiv), weshalb ich nicht verstanden habe, warum es ihr nicht unglaublich unangenehm ist und sie in Panik versetzt, dass sie so bekannt ist.
Der Stil ist wirklich kurzweilig und ich konnte den Krimi an manchen Stellen kaum aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen wie es weitergeht. Obwohl ich ihn aber wirklich spannend fand, wusste ich nach etwa zwei Dritteln der Länge wer der/die Mörder:in ist. Das hat dann zwar nichts daran geändert, dass ich gerne weiter lesen wollte (vor allem auch weil ich wissen wollte, ob ich recht hatte), aber es war dennoch ein bisschen schade. Ich fand es auch gut, dass man hier mal wirklich mitraten konnte und nicht am Ende eine:n Täter:in präsentiert bekommt bei der man sich nur denkt, dass er/sie genauso plausibel ist wie alle anderen Verdächtigen auch.
Man merkt diesem Buch an, dass die Verlage derzeit Probleme mit der Papierbeschaffung haben. Als ich den Krimi ausgepackt habe, sah er aus als wäre er deutlich dünner als die etwas mehr als 400 Seiten, die ich im Kopf hatte. Das lag einfach daran, dass das Papier schon ziemlich dünn ist.
Insgesamt hat mir Mrs Potts Mordclub und der tote Nachbar von Robert Thorogood ganz gut gefallen. Leider war mir Judith am Ende nicht mehr so sympathisch, weshalb ich noch nicht so sicher bin, ob ich den zweiten Band unbedingt lesen muss. Ich lasse mich einfach mal überraschen, ob die Handlung wieder so vielversprechend ist wie die im ersten Band. Vor allem der Stil des Autors könnte mich überzeugen auch den zweiten Band zu lesen.
Danke an Vorablesen für das Rezensionsexemplar!
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