Bei Die Tote auf dem Maskenball von Stephen Spotswood handelt es sich um den ersten Band der Pentecost und Parker-Reihe.
Die beiden Protagonistinnen, Lillian Pentecost und Willowjean Parker, waren mir beide sehr sympathisch. Mrs. Pentecost ist ein bisschen exzentrisch und leidet an MS, sodass sie im Laufe der Lehrjahre immer mehr Hilfe brauchte. Sie schickt Will auch häufig los, um die Laufarbeit zu erledigen. Sie ist zwar das Gehirn, aber auch sie weiß sich zu helfen und kann auf sich selbst aufpassen, sodass auch sie manchmal alleine loszieht, um Erkundigungen einzuholen. Will ist früher beim Zirkus gewesen. Sie ist sehr taltentiert wenn es ums Einbrechen oder das Werfen von Messern geht und kann sich auch gut behaupten, obwohl sie relativ klein und schmal ist. Sie ist nicht auf den Kopf gefallen und ist eine ausgesprochene Leseratte, wenngleich sie eher billige Groschenromane liest.
Diese Konstellation erinnerte mich auf der einen Seite an Sherlock Holmes und Dr. Watson, denn beide Geschichten haben gemeinsam, dass zwei Protagonist:innen gemeinsam ermitteln. Watson jede Menge von Holmes lernt und beide ein sehr vertrauensvolles gutes Verhältnis zueinander haben. Dennoch ist Holmes Watson gegenüber manchmal etwas kurzangebunden, was auch bei Pentecost und Parker der Fall ist.
Außerdem gab es für mich einige Parallelen zu Lady Hardcastle und ihrer Zofe Florence „Flo“ Armstong. Flo kann ihre Herrin genauso beschützen wie Will. Beide Assistentinnen sind schlagfertig und waren früher beim Zirkus, während ihre Chefin in beiden Fällen eher der Kopf des Duos ist und etwas herrschaftlicher wirkt. Da ich die Lady Hardcastle-Reihe aber sehr mag, fand ich diese Parallelen sehr spannend und toll. Beide Romane sind übrigens aus der Sicht der Assistentin geschildert; was ja für Krimis sehr üblich ist (bei Holmes und Watson ist es ja auch nicht anders).
Die Handlung selbst spielt zwar in den USA, aber dadurch, dass es sich um ein Locked Room Mystery handelte, der Fall und die Konstellation der Figuren an einen klassischen englischen Krimi erinnerten, würde ich diesen Krimi in das Subgenre Krimiklassiker einordnen. Normalerweise finde ich die Zeit um den zweiten Weltkrieg nicht so spannend, weil es meistens nur um den Krieg und das Soldatenleben und solche Sachen geht, aber diese Dinge werden hier nur am Rande erwähnt. Wo es mal etwas wichtige ist, in welcher Zeit der Krimi spielt, ist als es darum geht welche Waren die Stahlfirma der Collins herstellen soll, denn man hätte die Wahl zwischen Rüstungsgütern und Schreibwaren.
Der Fall selbst war auch sehr spannend und die Konstruktion der Fakten, die Ermittlungs- und Befragungsarbeit haben mir gut gefallen. Schade fand ich, dass am Ende – für mich – noch ein paar Sachen offen geblieben sind, aber diese werden dann ja vielleicht noch in den weiteren Bänden aufgelöst.
Wills Stil die Geschichte zu erzählen hat mir aber auch sehr gut gefallen. Sie wirkt dadurch noch sympathischer als Figur und erzählt die Ereignisse auch mit einem gewissen Witz, sodass ich mir gut vorstellen konnte wie sie jemandem von diesem Fall bei einer schönen Tasse Tee oder einem Drink erzählt. Außerdem hat sie die Atmosphäre des historischen New Yorks für mich auch sehr gut eingefangen.
Gut fand ich auch, dass man immer mal wieder erfährt was Will eigentlich gerade liest und unter anderem – zumindest an einer Stelle kurz – Agatha Christie vorkommt, weil sie für Will eine Widmung in einen ihrer Krimis schreibt.
Insgesamt war ich von Die Tote auf dem Maskenball von Stephen Spotswood total begeistert. Ich mochte die Parallelen zu unter anderem Sherlock Holmes und fand Figuren Will Parker und Lillian Pentecost total super. Die Handlung war spannend und witzig und erinnerte an einen klassischen Krimi, sodass ich diesen Auftaktband gerne weiterempfehle.
Vielen Dank an Blanvalet für das Rezensionsexemplar!