Die tote Lady von D. Waugh

Rezension: Die tote Lady von Daisy Waugh

Die tote Lady von Daisy Waugh ist ein angeblicher Krimi, in dem Lady Emma Tode tot im Mausoleum aufgefunden wird.

Die Figuren waren allesamt sehr anstrengend. Alice war im Verhältnis zu den anderen Figuren noch mit am sympathischsten, aber sie lässt ihren erwachsenen Söhnen alles durchgehen, kifft und scheint auch sonst vieles im Leben schleifen zu lassen. Man erfährt auch wenig über ihr Innenleben, weshalb ich keinen rechten Zugang zu ihr gefunden habe. Auch sonst fand ich sie nicht sonderlich sympathisch. Emma Tode, Geraldine Tode, Emmas Kinder und auch Egbert und India waren mir allesamt furchtbar unsympathisch. Sie betrügen einander, behandeln ihre Kinder schlecht, ignorieren ihre Kinder und benehmen sich auch sonst total lächerlich und albern.

Die Handlung entspricht keinem Krimi. Es gibt zwar drei Todesfälle: zwei natürliche Todesfälle und einen etwas seltsameren Tod. Lady Emma Tode stirbt unter mysteriösen Umständen und es bleibt sehr lange unklar, ob es sich um einen Mord handelt oder um einen Unfall. Die Polizei hält es zu Anfang für einen Unfall und ermittelt nicht und auch sonst niemand. Einzig Geraldine scheint zu denken, dass es Mord gewesen sein könnte, aber auch sie ermittelt nicht wirklich, sondern spekuliert nur wer der/die Mörder:in sein könnte und auch Alice, von der ich lange dachte, dass sie als Ermittlerin tätig wird, ermittelt bis zum Ende nicht. Ecgbert hat am Ende zwar Beweise, aber seine Ermittlungen, wenn man sie denn so nennen kann, geschehen außerhalb der Handlung selbst und man wird am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt. Für mich handelte es sich also in keiner Weise um Krimi und dass der Verlag noch als Untertitel „Ein Herrenhaus-Krimi“ verwendet, suggeriert, dass es sich hierbei um einen Krimi handelt. Was dieser Roman sonst für ein Genre haben sollte, weiß ich allerdings auch nicht. Irgendwie ist es eine wilde Mischung und damit letztlich nichts Halbes und nichts Ganzes.

Am Ende möchte eine der Figuren die Tat aufdecken wie Hercule Poirot und ich dachte im ersten Moment: vielleicht kriege ich doch noch ein winziges Stückchen Krimi, aber dem war leider nicht so. Die Figur kommt nicht dazu, weil die Alarmanlage plötzlich losschrillt und alles drunter und drüber geht. Somit war auch dieser Moment vorbei bevor er wirklich begonnen hatte.

Den „Humor“, den die Autorin verwendet, fand ich nur unpassend, pietätlos und so überhaupt nicht witzig. Am Anfang fällt der verstorbene Lord Ecgbert durch ein Missgeschick aus seinem „Pappsarg“ und muss von seinem Sohn wieder „zurückgestopft“ werden. Sollte das lustig sein? Ich hatte den Eindruck, fand es aber nur pietätlos und hätte das Buch nach dieser Szene beinahe abgebrochen. Diese Art von „Humor“ zieht sich leider durch das komplette Buch. Gegen Ende wird das Essen beschrieben als „es riecht nach Fürzen“. Das klingt als wären wir im Kindergarten und hat für mich einfach unpassend gewirkt.

Hinzu kam, dass mitten im Roman plötzlich ein Geist auftaucht, dessen Sinn sich mir nicht erschlossen hat. War das ein Hirngespinst von Alice oder eine Halluzination durch ihren Drogenkonsum? War es ein „echter“ Geist? Sollte er zur Unterhaltung von Alice beitragen? Oder sie dazu motivieren Ermittlungen anzustrengen? Oder den Unfall in Zweifel ziehen? Oder beweisen dass Exgbert nicht geisteskrank ist, weil der „Geist“ auch von anderen gesehen wird? Ich weiß es nicht so genau, fand ihn aber absolut unnötig und fand, dass dieser den Roman noch mehr ins lächerliche gezogen hat.

Es gab noch weitere Dinge, die ich ziemlich seltsam fand: erst wird eine Dinnerparty angekündigt und India vergleicht diese sogar mit Cluedo, weil sie ein Krimirätsel mit den Besucher:innen plant, das sie dann aber kurzfristig wieder abbricht (hier hätte man nochmal eine Krimisituation erschaffen können, was die Autorin plötzlich wieder abbricht). Warum sie diese Situation erst aufbaut und dann abbricht, habe ich nicht verstanden, zumal der englische Originaltitel auch nach dem Spiel Cluedo klingt und es von daher gut gepasst hätte. Außerdem habe ich nicht verstanden warum sich zwei der Kinder von Emma Tode nach deren Tod so gar nicht melden und ihre Reise ins Elternhaus planen. Außerdem wirkte der Stil für mich verworren, sodass ich zwischenzeitlich den Eindruck hatte, ein nicht sonderlich gut strukturiertes Buch aus dem Selbstverlag vor mir zu haben.

Was mir allerdings gut gefallen hat, waren die Beschreibungen der Gärten und der Gebäude, die beide wirklich prächtig wirkten und ich hätte gerne mal einen Ausflug auf dieses Grundstück gemacht und mir alles angeschaut.

Insgesamt hat mir Die tote Lady von Daisy Waugh gar nicht gefallen. Ich hatte etwas komplett anderes erwartet und hatte mich zumindest auf einen englischen Krimi gefreut, den ich aber hier so gar nicht erhalten habe. Leider fällt mir auch sonst nichts positives ein, was ich über diesen Roman schreiben könnte. Für mich war er eine einzige Enttäuschung.

 

 

 

Danke an Goldmann für das Rezensionsexemplar!

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