Der Garten über dem Meer von Mercé Rodoreda erzählt die Geschichte aus der Sicht des Gärtners des Anwesens. Er arbeitete lange in diesem Garten und erzählt von einigen Sommern, in denen neue Herrschaften in der Villa lebten bis zu ihrem Auszug. Er erzählt nun rückblickend auf diese Jahre davon: er lebt in einem kleinen Häuschen auf dem Grundstück, kümmert sich um den Garten und beobachtet den Hausherrn und seine Frau, die jeden Sommer Gäste mitbringen. Häufig treffen sich die gleichen Gestalten im Sommer, hin und wieder kommen aber auch neue Gäste hinzu. Dabei ist ein Maler, eine junge Frau, die auch beginnt zu malen und damit erfolgreich ist, ihr Mann der Abenteuer und Jäger in Afrika, ein Wasserskilehrer und einige andere. Eines Tages kommt ein älterer Herr zum Gärtner und erzählt, dass er das Nachbargrundstück kaufen möchte. Er lässt ein Haus errichten, in das seine Tochter mit ihrem Mann zieht. Die Hausherrin kennt diesen Mann, denn er ist ihr Ex-Verlobter, der einst schwor, sie nach einigen Jahren Ehe zurückzuholen…
Der Hauptcharakter, der alte Gärtner, wird nur durch einige wenige Stationen seines Lebens beschrieben alles andere über ihn muss man sich aus den Gesprächen und seinen Gedanken und Äußerungen über Vorkommnisse im Haus zusammenreimen. So ist es relativ schwer einen Zugang zum Gärtner zu bekommen. Die anderen Charaktere bleiben allesamt relativ farblos und wenig ausgestaltet, was natürlich an der Erzählperspektive liegt.
Die ersten 120 Seiten habe ich innerhalb von ein oder zwei Tagen weggelesen, die restlichen 120 Seiten haben dann einige Tage gedauert. Das lag auch daran, dass sich gefühlt irgendwann alles wiederholt hat. Es kam nichts neues mehr, womit sich eine gewisse Eintönigkeit in der Erzählung eingeschlichen hat.
Der Garten selbst wurde mir persönlich zu wenig beschrieben. Ich konnte mir kaum vorstellen wie dieser Garten genau aussieht und bin mir bei den Bildern, die ich in meinem Kopf dazu hatte nicht sicher ob sie aufgrund der Beschreibungen entstanden sind oder einfach nur so. Hinzu kommt dass die diversen Bilder, die ich zum Garten im Kopf habe irgendwie nicht zusammenpassen, was mich auch vermuten lässt, dass die Bilder nicht aufgrund der Beschreibungen in meinem Kopf entstanden.
Ich mochte es, dass es einen unzuverlässigen Erzähler gab. Der Gärtner beschreibt rückblickend einige Jahre seines Lebens ist, aber inzwischen relativ alt und kann sich nicht mehr so gut erinnern was er am Anfang auch zugibt. Das sorgt natürlich dafür, dass man sich nicht sicher sein kann, dass alles stimmt was er erzählt.
Die Erzählweise verändert sich im Laufe der Jahre. Am Anfang beschreibt er sehr ausführlich was jeden Sommer passiert; die Winter spielen keinerlei Rolle. Später werden die Winter immer wichtiger und die Sommer werden nur noch sehr episodisch abgehandelt, was zum einen daran liegen kann, dass der Roman über längere Zeit hinweg geschrieben wurde, was aber auch zeigen kann, dass der Erzähler nichts doppelt erzählen wollte. Es kann aber auch sein, dass man damit einfach zeigen wollte, dass zwischen den einzelnen Sommern mehrere Monate vergehen und sich damit die Erzählweise eben verändert. Ich bin nicht sicher wie ich dazu stehe, dass sich die Erzählweise so extrem verändert hat. Auf der einen Seite finde ich es ein sehr spannendes Mittel, um diese Geschichte zu erzählen. Auf der anderen Seite war ich nicht sicher, ob es am Ende nicht einfach nur noch lieblos wirkte.
Alles in allem mochte ich den Anfang von Der Garten über dem Meer von Mercé Rodoreda ganz gerne. Irgendwann fand ich die Handlung langweilig, über die Charaktere und den Hauptcharakter erfährt man nicht so sonderlich viel, aber die damit einhergehende Erzählweise und Perspektive des Gärtners mochte ich ganz gerne. Der Garten hätte aber gerne noch ausführlicher beschrieben werden dürfen.