In der Kanalisation von Bluegate Fields, London, wird eine nackte Leiche gefunden und wie sich nach der Identifizierung herausstellt handelt es sich dabei um den Sohn einer angesehenen Londoner Familie. Bald schon stellt sich aber heraus, dass der nackte junge Mann zwar ertrunken ist, aber wohl in der Badewanne und nicht in der Kanalisation. Zudem hat war er noch sehr jung und hatte eine Geschlechtskrankheit und wurde wohl von einem Mann sexuell missbraucht. Im Laufe der Ermittlungen, die von der Familie wegen der Schande ob der Geschlechtskrankheit und der Homosexualität blockiert werden, wird vermutet, dass der Hauslehrer der Familie sich an seinem Schützling vergriffen hat. Charlotte, Inspektor Pitts Frau, kann daran nicht so recht glauben und beginnt mit ihrer Schwester und deren „Tante“ schon bald ihre eigenen Ermittlungen…
Da ich noch keinen Pitt-Krimi gelesen hatte, war ich sehr überrascht, dass Charlotte und ihr Mann Thomas nicht wie erwartet gemeinsam ermitteln, sondern jeder für sich. Auch der Ton, den Thomas seiner Frau gegenüber an den Tag legt, fand ich seltsam und wenig warm und liebevoll. Das hat in der Konsequenz leider dazu geführt, dass er mir immer unsympathischer wurde. Bei Charlotte bin ich indifferent. Sie liebt ihren Mann, sagt ihm aber selten die Meinung, dass sie ihre eigenen Entscheidungen trifft und versucht noch dazu ihm alles recht zu machen.
Beim Fall selbst war ich etwas ratlos: zum einen ist er deutlich brutaler und ungeschönter als ich das von den historischen Cosy Crimes gewöhnt bin. Das sollte man auf jeden Fall auf dem Schirm haben. Hinzu kommt, dass der Hauslehrer von Pitt nicht gemocht wird, man aber bei einer Befragung den Eindruck hat, dass er dem Mann dennoch glaubt und plötzlich verhaftet er ihn, weil er ihn für den Schuldigen hält. Da fehlte für mich irgendwas, zumal Inspektor Pitt sich auch lange nicht mit sich selbst einigen kann, ob er den Mann für den Täter hält oder nicht. Irgendwie hatte ich da das Gefühl, dass die Handlung dadurch etwas abstrus und merkwürdig verworren wurde, was ich von einer namhaften Autorin wie Anne Perry nicht erwartet hatte.
Insgesamt war ich von Ein Mann aus bestem Hause (Inspektor Thomas Pitt & Charlotte Pitt 6) von Anne Perry nicht so begeistert. Ich fand Thomas nicht sonderlich sympathisch, konnte mich auch nicht so richtig in die Figuren einfühlen, außerdem fand ich den Krimi selbst, langatmig und verworren. Ich muss mir wirklich überlegen, ob ich die Reihe weiter fortsetzen möchte.