Geheimschriften von F. Fabian

Rezension: Geheimschriften – Verschlüsselte Botschaften, Codes und Chiffren von Frank Fabian

Als ich das Buch entdeckt habe, hatte ich mit einer Zusammenstellung diverser Geheimcodes und -schriften gerechnet und damit das erklärt wird welche verschiedenen Arten von Codierungen es gibt. Hier handelt es sich aber um ein Geschichtsbuch, in dem immer wieder erwähnt wird, dass es Geheimschriften gibt und gab.

Zum einen geht der Autor ausführlich auch auf andere geheime Zeichen ein, die meiner Ansicht nach zwar interessant, aber keine Geheimschriften sind. Und zum anderen geht es sehr häufig auch um geheime Texte (beispielsweise im alten Ägypten oder Christentum), was auch keine Geheimschriften sind, sondern eben religiöse Texte, die (im Ägypten-Fall) ein besseres „Leben“ nach dem Tod versprechen.

Darüber hinaus geht der Autor sehr ausführlich auf alle möglichen historischen Themen ein und erzählt sehr viel über die historischen Hintergründe, die man, meiner Ansicht nach, auch deutlich kürzer hätte halten können. Ich habe mich immer wieder gefragt, welche Zielgruppe hier angesprochen werden soll: Geschichtsinteressierte? Dafür geht es nicht tief genug rein in die Materie, mir sagte das allermeiste bereits aus dem Geschichtsunterricht etwas (und vieles, was nicht im Geschichtsunterricht gelehrt wird, sagte mir aus anderen Quellen bereits etwas), sodass hier wenig neue Infos dazu kamen und vor allem für Geschichtsinteressierte, die sich mit den diversen historischen Themen bereits beschäftigt haben, wirklich nichts neues dabei ist. Geheimschrifteninteressierte? Dafür sind die Geschichtspassagen eigentlich zu lang. Man sollte also auf jeden Fall an den historischen Hintergründen interessiert sein.

Was mich in diesem Kontext besonders gestört hat, war die Tatsache, dass der Autor an mehreren Stellen geschrieben hat, dass er auf einen Sachverhalt jetzt nicht näher eingehen wird, weil das zu kompliziert wird oder zu weit führt und ich dachte mir immer „schade, das wäre jetzt die Stelle, die mich interessiert hätte“.

Als es um Rothschild geht, beschreibt der Autor sehr ausführlich wer das war, wie sein Unternehmen, seine Familienstruktur funktioniert hat und wieso er so erfolgreich war. Ich kannte das meiste davon schon, deshalb war das weniger interessant, aber er beschließt das Kapitel damit, dass Rothschild zwar keine Geheimschriftentexte hinterlassen habe, dass er aber niemals so erfolgreich hätte sein können, wenn er keine Geheimschrift genutzt hätte. Diese Art der Argumentation finde ich höchst zweifelhaft und absolut unwissenschaftlich.

Es gab darüber hinaus auch noch weitere Kapitel, bei denen ich nicht verstanden habe, weshalb sie Einzug in dieses Sachbuch behalten haben, weil sie, meiner Ansicht nach, mit Geheimschriften wenig zu tun haben; vor allem wenn es dann um Betrugsmaschen oder Spionage geht. Klar verständigen sich Betrüger manchmal mit Geheimcodes (oder Geheimwörtern) und natürlich verwenden Spione Geheimschriften, aber irgendwie war mir der Schwerpunkt zu sehr auf den anderen Themen und zu wenig auf dem eigentlichen Thema des Buches.

Außerdem schreibt der Autor von sich im Plural. Möglicherweise nutzen hier zwei Autor:innen gemeinsam ein Pseudonym, denn der Anfang der Autorenvita klingt so, aber es steht dort nicht explizit drin. Mich hat dieses ständige „wir“ aber immer wieder genervt.

Alles in allem war ich von Geheimschriften: Verschlüsselte Botschaften, Codes und Chiffren von Frank Fabian sehr enttäuscht. Ich habe mich wirklich durch das Buch gequält und hatte auch Passagen, wo ich einfach nicht weiterlesen wollte. Ich kann dieses Buch leider nur den Leser:innen empfehlen, die sich für Geheimschriften im historischen Kontext (mit Fokus auf letzterem) interessieren.

 

 

 

Vielen Dank an den Verlag Bassermann für das Rezensionsexemplar!

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