Drõmar: Ehre und Wut von C. Noell

Inhaltsangabe: Drõmar: Ehre und Wut von Calin Noell

In dem Jugendbuch Drõmar: Ehre und Wut von Calin Noell geht es um zwei Menschenkinder, die nach Drõmar kommen, um dort dem Prinzen bei einer Aufgabe zu helfen.

Hannah und Lucas leben glücklich mit ihren Eltern zusammen bis sie alle vier in einen schrecklichen Autounfall geraten, den ihre Eltern nicht überleben. Fortan müssen Hannah und Lucas in einem archaischen Kinderheim, das in einem Kloster untergebracht ist und von Nonnen geführt wird, leben. Neben den grauenhaften Strafen ist das Gebet ihr täglicher Begleiter. Nachdem Lucas mal wieder bestraft wurde und sie ihn wochenlang nicht sehen konnte, beschließt Hannah, mit ihrem Bruder gemeinsam wegzulaufen.

Als sie am Abend der Flucht ihren Bruder am Seesteg mit einem Fremden sprechen sieht, führt diese Begegnung zur Wende in ihrem Leben. Der 9-jährige Lucas hat schon in den letzten Monaten immer wieder von einem Schloss und einem Drachen berichtet, die er auf der anderen Seite des Sees meint zu sehen. Hannah hat nie etwas gesehen, belässt ihrem kleinen Bruder den Glauben, weil sie hofft, dass er die Zeit im Kloster damit besser übersteht. Aẽnîd bittet Lucas (und nun eben auch Hannah) ihn zu begleiten, weil er eine Aufgabe hat, für die er ein Menschenkind braucht.

Nach einigen Schwierigkeiten beim Überschreiten der Grenze, bei denen Hannah beinahe gestorben wäre, befinden sich die drei nun in Drõmar. Dort lässt ihre erste Probe aber nicht lange auf sich warten, denn sie werden vom Volk der Waljãzãr überfallen, die Hannah ihre Sachen wegnehmen wollen, da diese nicht ihren Namen oder ihr Symbol auf all ihren Besitz geschrieben hat. Nachdem die Waljãzãr erkennen, dass sie hier nicht nur mit dem Kronprinz zu tun haben, mit dem sie nicht so schnell warm werden, merken sie schnell, dass diese beiden Menschenkinder etwas besonderes sind, und beschließen spontan ihnen zu helfen, denn weder Hannah noch Luc haben eine Idee wie sie mit ihren neuen Kräften umgehen sollen.

Aẽnîd hingegen ist der älteste Sohn des Königspaares von Drõmar und somit der Kronprinz, allerdings hat er auch fünf weitere Geschwister, die allesamt deutlich jünger sind als er. Aẽnîd, etwa 16 Jahre alt, wird losgeschickt, um eine Prüfung zu absolvieren. Wie diese genau aussieht, weiß er nicht, aber ihm wird gesagt, dass er nicht wirklich in Gefahr geraten kann, denn er bekommt ein Amulett von seinem Meister und ein Buch, in dem alte Legenden seiner Heimat stehen, von seiner jüngsten Schwester, die eine Tadara ist. Unterwegs stellt sicher heraus, dass Aẽnîd mit einem Bann belegt wurde, sodass er die Legenden und Mythen seiner Heimat nicht behalten kann. Das Wissen ist zwar da, aber für ihn nicht abrufbar. Außerdem erfährt er, dass dieser Zauber nur von Pruk, dem Drachen, bei dem Aẽnîd auch die Prüfung ablegen soll, gebrochen werden kann.

Tadars und Tadaras sind Seher und Seherinnen, die Dinge sehen können. Auch Lucas ist ein Tadar, kann aber mit seiner Gabe des Sehens noch nicht viel anfangen und braucht noch eine relativ detailliere Anleitung, um mit seiner Gabe wirklich etwas bewirken zu können. Hannah hingegen ist eine Bakana. Sie kann ebenfalls Dinge sehen, die für andere nicht sichtbar sind. Deren Zauberkräfte werden für Hannah bei geschlossenen Augen durch Farben sichtbar. Aẽnîd hat ebenfalls Zauberkräfte, allerdings sind die seinen deutlich schwächer. Aber darüber hinaus hat er auch noch seine treue Drachte, Arth, der eine Mischung aus Pferd und Drache ist, und der eine sehr enge Verbindung zu Aẽnîd hat. Ein treuer Begleiter ist Stõrr, ein Grõm, den Aẽnîd von seiner Schwester erhalten hat. Er unterstützt die drei größeren Reisegefährten mit vielen nützlichen Infos.

Nach einem furchtbaren Streit mit Aẽnîd, nach dem dieser einfach verschwindet, müssen beide Gruppen getrennt voneinander ihre Reise fortsetzen, denn Hannah und Lucas wollen Aẽnîd einholen um ihre Differenzen zu klären und ihm weiterhin bei seiner Prüfung zu helfen. Die Waljãzãr begleiten Hannah, Lucas und Stõrr, während Arth und Aẽnîd zu zweit unterwegs sind. Nach einigen Hindernissen, beispielsweise einem Seilch, der sich in den Gängern der Waljãzãr niedergelassen hat und mit dem sie verhandeln müssen, damit dieser sie durchlässt und einem Magierlehrling, der Arth vergiftet, treffen beide Gruppen wieder aufeinander. Doch natürlich sind noch nicht alle Gefahren überstanden, Arth muss gerettet werden, Hannah wird entführt und muss wieder geholt werden und natürlich müssen Hannah und Lucas auch ihre Kräfte weiter stärken, damit Lucas Aẽnîd bei dessen Prüfung helfen kann.

Werden sie noch rechtzeitig bei Pruk ankommen? Wird Aẽnîd seine Prüfung bestehen? Und wer steckt hinter dem Bann in Aẽnîds Kopf und hat ihm den mordenden Magierlehrling auf den Hals gehetzt?

Drõmar: Ehre und Wut von C. Noell

Rezension: Drõmar: Ehre und Wut von Calin Noell

Der Fantasy-Roman Drõmar: Ehre und Wut von Calin Noell ist für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und durch die wechselnde Perspektive von Aẽnîd und Hannah können es, denke ich, sowohl Jungs als auch Mädchen gut lesen.

Obwohl ich von dem Roman total begeistert war, habe ich dennoch einige Kleinigkeiten gefunden, die man meiner Ansicht nach noch verbessern könnte. Mir ist auch nach Beendigung des Buches immer noch nicht ganz klar, was eigentlich eine Bakana ist. Das ist besonders deshalb schade, weil Hannah eine ist und mit ihren Kräften zum Bestehen des Abenteuers beiträgt. Ein weiterer Punkt war, dass mich die Tageszeiten am Anfang verwirrt haben: Drõmar, die Welt von Aẽnîd, soll mit der Menschenwelt 12 Stunden versetzt sein. Als Hannah und Luc weglaufen ist es spätabends, sodass es in Drõmar morgens sein müsste. Hannah und Luc sind gerade in ihrer neuen Welt angekommen als sie schon wieder so müde sind, dass sie sich hinlegen. Dann werden sie angegriffen und schon ist es wieder Abend. So kam es mir zumindest vor und das passte für mich von den Zeiten her einfach nicht. Recht weit am Ende behauptet Luc, dass Aẽnîd ihn noch nie beim Namen genannt hätte, was aber nicht stimmt, weil er sich kurz vor dem Streit zwischen Hannah und Aẽnîd schon einmal freut (wenn ich mich recht entsinne), dass dieser sie endlich beim Namen nennt. Am Anfang des Buches hatte ich die Reise von Aẽnîd so interpretiert, dass er noch ein paar Wochen für die ganze Reise hat, für den Weg aber eigentlich nicht mehr als ein paar Tage braucht und so fand ich es sehr seltsam, dass alleine die Reise durch die Wüste schon ein 4-tägiger Marsch ist. Ein weiterer kleiner Punkt ist, dass in den Dialogen häufig nicht ganz klar wird, wer nun spricht und wer handelt. Natürlich weiß ich, dass man solche Formulierungen wie „Sie sagt“, „er meint“ nicht schreiben sollte, aber ich hätte mir hier dennoch mehr Klarheit gewünscht, damit ich besser verstehe, was eigentlich gerade zwischen welchen Figuren besprochen wird; vor allem dann, wenn gerade viele Figuren zusammen sind und potentiell miteinander sprechen könnten. Und: Was genau passiert mit Nio? Ja, sie wollten ihn zurück an den Königshof von Aẽnîds Eltern bringen, aber wer bewacht ihn während alle losgehen, um Arth zu retten? Das sind alles so Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind, die dem Lesegenuss kleinere Dämpfer verpasst haben. Natürlich ist davon nichts wirklich schlimm, aber so in der Gesamtheit ist es eben doch auffällig.

Das heißt aber nicht, dass ich das Buch nicht mochte. Im Gegenteil: Hannah hat mir unglaublich gut gefallen, ihre toughe Art und dass sie sich nicht heulend an Aẽnîd klammert, fand ich sehr gut. Auch, dass sie bereit ist mit ihrem Bruder wegzulaufen, ohne zu wissen, wohin sie sollen, fand ich unglaublich mutig und den Übergang in die unbekannte Welt erst recht. Luc fand ich auch sehr sympathisch. Er hat zwar hin und wieder Mal Angst oder ist unsicher, verlässt sich aber auf seine Schwester und zeigt auch selbst Mut und entwickelt Selbstvertrauen. Bei Aẽnîd war die Entwicklung natürlich am größten, was schlichtweg an der Anfangssituation lag. Er ist am Anfang ein Arsch, was in der Behandlung seiner Eltern und dem Bann begründet ist, aber nichts daran ändert, dass er entsprechende Bindungs- und Vertrauensschwierigkeiten hat.

Die Geschichte selbst ist natürlich recht jugendbuchig, weil die Reise selbst ein Teil des Ziels ist und hier ganz viel Charakterbildung geschieht. Das ist ein Element, das man ganz häufig in Jugendbüchern findet. Schade war vielleicht, dass die Aufgabe dann doch recht einfach überstanden werden konnte. Wenn Luc und Aẽnîd noch irgendwas hätten tun müssen, um noch mal zu beweisen, dass sie der Prüfung wert sind, dann wäre noch mal mehr Spannung reingekommen, wenngleich ich natürlich verstehe, dass niemand damit gerechnet hat, dass die Reise selbst für Aẽnîd und seine menschlichen Helfer so gefährlich werden wird.

Für mich sind aber noch einige Sachen offen geblieben: Was ist mit den drei Armbändern? Wie leben sich Hannah und Luc in Drõmar ein? Was bedeuten die Male, die Hannah und Aẽnîd bekommen haben? Was bedeutet es, dass sie nun ihre neue Ausbildung antreten dürfen? Resultieren daraus noch weitere Abenteuer (könnte man ja meinen, wenn am Ende des Buches noch der Anfang einer Ausbildung angesprochen wird)? Wie verhält sich der grauenvolle Autounfall zu den Kräften der Kinder? Diese und weitere Fragen hätte ich gerne noch beantwortet bekommen, sodass ich natürlich hoffe, dass Calin Noell noch eine Fortsetzung schreibt und es sich bei diesem Band nur um den ersten Band handelt. Sie hat auch schon angedeutet, dass sie vielleicht (möglichweise sogar zeitnah) eine Fortsetzung schreiben möchte, dass sie aber schauen muss, wann sie es schafft.

Apropos Autounfall: Der Unfall wird ziemlich realistisch beschrieben und hat mich sehr gerührt und getroffen. Für wen solche Unglücksfälle also zu emotional sind, der sollte die Stelle überblättern, obwohl die Szene recht wichtig für den weiteren Verlauf wird.

Mir hat Drõmar: Ehre und Wut von Calin Noell unglaublich gut gefallen und ich wollte gar nicht mehr weg aus der Welt und habe es ein bisschen vor mir hergeschoben das Ende zu lesen und die Rezension zu schreiben, weil ich mich dann ja endgültig von Hannah, Luc und Aẽnîd verabschieden muss. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass das kein Abschied für immer ist und ich bald wieder zurück nach Drõmar kann.

P.S.: Ich denke Calin Noell für das Abhalten der Leserunde. Mir hat meine erste Leserunde unglaublich gut gefallen.