Harun und das Meer der Geschichten von S. Rushdie

Inhaltsangabe: Harun und das Meer der Geschichten von Salman Rushdie

In dem Roman Harun und das Meer der Geschichten von Salman Rushdie geht es um den Jungen Harun, der mit seinen Eltern einer traurigen Stadt wohnt. Nur seine Eltern sind nicht traurig, weil sein Vater Raschid, der Schah von Bla, ist, ein Geschichtenerzähler. Die Familie ist glücklicher so lange bis Haruns Mutter mit dem Nachbarn verschwindet und Ehemann und Sohn ohne jede Vorwarnung verlässt. Harun ist totunglücklich und auch sein Vater ist schrecklich unglücklich. Doch der Vater ist ein sehr bekannter Geschichtenerzähler und so wird er immer wieder als solcher gebucht. Nun soll er zwei Vorträge vor einer großen, versammelten Menge halten. Beim ersten Vortrag bekommt er nicht mehr als ein Krächzen heraus, und dennoch fahren sie weiter zum zweiten Veranstaltungsort. Dort soll der Schah von Bla eine Geschichte für einen Politiker erzählen, der damit seine Wähler dazu bringen möchte, ihn zu wählen. In der Nacht wird Harun von komischen Geräuschen geweckt. Im Badezimmer ist ein Wasserdschinn am Werk. Er schraubt gerade am Erzählwasserhahn von Haruns Vater herum. Harun möchte vom Wasserdschinn, nachdem er erfahren hat, dass Haruns Vater das Erzählwasserabonement gekündigt hat, mit in dessen Welt genommen werden um das Abo zu verlängern. Als sie endlich in der Welt, auf Kahani, ankommen, gibt es allerdings neue Probleme: Das Meer der Geschichten wird vergiftet. Harun erfährt, dass die Geschichten, die überall auf der Welt und in Kahani erzählt werden, aus diesem Meer stammen. Dabei gibt es ganz alte Geschichten, die in der Nähe der Quelle der Geschichten, die sich auf dem Meeresboden befindet, aufhalten und es gibt Geschichten, die aus diesen Geschichten hervorgegangen sind, die überall im Meer zu finden sind. Dabei gehen manche Geschichten aus anderen hervor und entwickeln sich weiter. Harun lernt in Gup City nicht nur Wenn und Aber, den Wasserdschinn und den Wiedehopf, auf dem er bekommen ist, kennen, denn diese beiden kennt er ja schon, sondern er lernt auch zwei Vielmaulfische kennen, außerdem Mali, den schwimmenden Gärtner, Plaudertasch, einen Soldaten (oder vielmehr Soldatin), sondern auch den Prinzen Bolo und andere Leute vom Hof des Königs. Wie sich herausstellt gibt es nämlich auch noch Khattam-shud. Er ist der Feind der Worte und ein Schatten, denn er lebt mit seinen Anhängern in der Dunkelheit. Die Bösewichter haben die Prinzessin entführt und wollen ihr als Protest gegen die helle Seite die Lippen zunähen. Und dann taucht auch noch Raschid in Kahani auf, der die Entführung von Prinzessin Batcheat beobachtet hat. Gemeinsam müssen sie nun entscheiden: Wollen sie das Meer der Geschichten retten, das von Khattam-shud systematisch vergiftet wird oder wollen sie die Verstümmelung ihrer Prinzessin verhindern? Für Bolo ist die Sache klar: Seine geliebte Batcheat muss gerettet werden! Doch Harun macht sich auf den Weg das Meer der Geschichten zu retten, damit die Soldaten bei der Befreiung von Batcheat helfen können. Als Harun, Aber und Wenn gefangen genommen werden, scheint alles verloren, denn auch Mali, der sie begleitet hat, verschwindet auf einmal. Was sollen sie nun tun, denn wenn sie das Meer nicht retten, werden alle Geschichten von der Erde verschwinden…

Harun und das Meer der Geschichten von S. Rushdie

Rezension: Harun und das Meer der Geschichten von Salman Rushdie

„Verschiedene Teile des Meeres enthielten verschiedene Erzählformen, und da alle Geschichten, die jemals erzählt worden waren, sowie viele, die gerade erzählt und ausgedacht wurden, hier zu finden waren, stellte das Meer der Geschichtenströme die größte Bibliothek des Universums dar. Und da die Geschichten hier in flüssiger Form aufbewahrt wurden, behielten sie die wundersame Fähigkeit, sich zu verändern, sich in neue Versionen ihrer selbst zu verwandeln, sich mit anderen Geschichten zu vereinen und dadurch zu wieder neuen Geschichten zu werden, so daß das Meer der Geschichtenströme, im Gegensatz zu einer Bibliothek, weit mehr war als ein Lagerraum für Erzählungen“ (Rushdie, S. 86).

Ja, das ist ein sehr langes Zitat, aber man bekommt damit ein Gefühl für diesen Roman, der eigentlich eher ein Märchen ist. Es geht um Geschichten, Bücher und Kapitel (die Armee der Leute in Kahani besteht aus Buchseiten und ist in Kapitel gefasst). Eigentlich ist dieses Märchen wohl ein Buch für Kinder, aber die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat Recht wenn sie schreibt, dass dieses Buch für Kinder und für Erwachsene gleichermaßen geeignet ist. Mir gefiel besonders gut, dass das Buch so unglaublich witzig und herzlich geschrieben ist; man spürt förmlich die Liebe zum Buch. Das ist übrigens eine implizierte Empfehlung an jeden, der Bücher liebt.

Die Charaktere, vor allem Harun und Raschid, haben mir unglaublich gut gefallen. Raschid ist ein toller Vater und hält immer weiter an dem inneren Kind fest, obwohl ihn seine Frau verlässt und auch sein Sohn ihm große Vorwürfe macht und auch Harun lernt durch seine Reise nach Kahani, dass das innere Kind nicht erdrückt werden darf und dass es sich lohnt, an Dingen, die einem Freude bereiten, festzuhalten, auch wenn alle anderen sie doof finden.

Dieses Buch bringt so viele verschiedene Themen auf, die man sich auf jeden Fall zu Herzen nehmen sollte. Und das ist wohl der Teil, den ich oben meinte mit, dass dieses Buch sehr herzlich geschrieben ist.

Obwohl es sich nur um ein etwa 280 Seiten dickes Büchlein handelt, passiert in Harun und das Meer der Geschichten sehr viel, was man ja auch schon an meiner Inhaltsangabe merkt. Das liegt natürlich auch daran, dass es sich hier um eine Phantasie-Welt handelt, die bekanntermaßen immer erst einmal erklärt werden muss. Obwohl ich das Genre eigentlich nicht so unglaublich gerne habe, fand ich dieses Märchen überhaupt nicht langweilig, denn es passiert eigentlich die ganze Zeit etwas und da die Welt sehr schnell erklärt sein muss, beschränkt sich der Erzähler auf das Notwendigste.

Für mich ist Harun und das Meer der Geschichten von Salman Rushdie auf jeden Fall ein kleines Juwel und ich rate jedem, der Bücher und Geschichten mag und dieses Buch noch nicht kennt, es zu lesen. Und natürlich ist das auch eine Leseempfehlung für jeden, der kein absoluter Büchernarr ist, sondern einfach nur gerne liest, Märchen oder Fantasy mag.