Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton von R. Michéle

Inhaltsangabe: Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton von Rebecca Michéle

Miss Emily Tremaine lebt im Jahr 1905 mit ihrer Mutter in London. Emily kann das Leid und die Not der Ärmsten nicht ertragen und hilft ehrenamtlich in einer Suppenküche aus. Außerdem engagiert sie sich bei den Frauenrechtlerinnen und wird deshalb sogar verhaftet. Da Alwyn Tremaine, ein Vetter ihres Vaters, gerade in London ist, um sie kennenzulernen, schickt ihre Mutter Emily mit Alwyn auf dessen Landgut in Cornwall. Emily ist alles andere als begeistert, muss sich aber notgedrungen fügen, da sie kein eigenes Vermögen besitzt und deshalb auf den guten Willen ihres „Onkels“ angewiesen ist.

Als Alwyn und Emily in Higher Barton ankommen, erfahren sie, dass kurz zuvor einer der Diener tot aufgefunden wurde und man vermutet einen Raubüberfall. Der örtliche Polizist scheint den Fall aber nicht lösen zu wollen, da er ihn für aussichtslos hält und meint, dass die Räuber ohnehin über alle Berge sind. Emily möchte das nicht auf sich sitzen lassen und beginnt mit ihren Nachforschungen. Außerdem kann sie es nicht lassen und möchte die Arbeitsbedingungen der Minenarbeit, die in den Minen ihres Onkels für ihn schuften, verbessern. Dazu gehört, dass sie die Essensreste, die im Herrenhaus übrig bleiben, ins Dorf der Minenarbeiter bringt und für eine ältere Frau aus dem Dorf einen Arzt rufen lässt. Außerdem hält sie ihren Onkel an, die undichten Fenster und Dächer vor dem Winter zu erneuern, denn durch diese kommen Regen und Wind. Und sie schlägt ihm vor, für die Kinder eine Schule errichten zu lassen, damit die Kinder wenigstens die Chance haben etwas zu lernen. Ihr Onkel ist am Anfang nicht sonderlich begeistert von den Vorhaben seiner Nichte, fügt sich aber, nachdem er die schlechten Lebensbedingungen der Minenarbeiter mitbekommen hat, ihren Wünschen.

Emily legt sich, wegen ihrer Ermittlungen und Diebstählen im Herrenhaus, auch noch mit anderen Menschen aus dem Ort an, darunter der Polizist, ein Mann, der seine Frau verprügelt, der Vikar, ein Pfandhausbesitzer und der Schmied. Mit dem Butler spricht Emily darüber, dass Wertgegenstände aus dem Herrenhaus verschwunden sind und kurz darauf stürzt der Butler schwer und stirbt dabei fast; wobei dieser Sturz erst einmal wie ein Unfall aussieht. Emily findet aber nach und nach immer mehr Hinweise und kommt so dahinter, wer hinter dem Mord, dem Angriff und den Diebstählen steckt…

Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton von R. Michéle

Rezension: Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton von Rebecca Michéle

Bei Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton von Rebecca Michéle handelt es sich um einen englischen, historischen Cosy Crime und damit eigentlich um mein Lieblingsgenre.

Ich muss sagen, dass mir Emily als Charakter sehr sympathisch war. Ich fand es unglaublich mutig, dass sie sich den Gepflogenheiten widersetzt und in einer Suppenküche mitarbeitet und sich damit auch gegen die Wünsche ihrer Mutter stellt. Dass sie außerdem auch für das Frauenwahlrecht kämpft, hat natürlich noch mehr imponiert und als sie dann auch noch als Katzenliebhaberin beschrieben wurde, fand ich sie rundweg sympathisch. Aber leider ist sie da der einzige Charakter im gesamten Krimi. Einzig die Schwester, die gerufen wird, um den Butler gesund zu pflegen, war mir ebenfalls sympathisch. Mit allen anderen Charakteren gerät Emily ständig aneinander, obwohl sie eigentlich nichts falsch macht. Das liegt natürlich zum einen an den archaischen Ansichten der Menschen um sie herum, aber zum anderen auch an einer ganz furchtbaren Stimmung im gesamten Krimi. Ständig hat man das Gefühl, dass niemand die Protagonistin leiden kann und dass es zu Auseinandersetzungen kommt. Irgendwann wollte ich mir das einfach nicht mehr antun. Einen ähnlichen Eindruck hatte ich schon mal bei einem Krimi der Autorin, was mich leider vermuten lässt, dass alle ihre Bücher so sind und dafür sorgt, dass ich wohl keines der Bücher mehr anrühren werde, was sehr schade ist, weil ihre Krimis eigentlich klingen als müssten sie mir gefallen.

Darüber hinaus fand ich die Ermittlungsarbeit in Ordnung. Irgendwie war der Fokus an vielen Stellen einfach auf anderen Dingen: der Erkundung der Umgebung, der Beseitigung sozialer Ungerechtigkeit, Streits mit den diversen Männern des Dorfes und einem Ehemann für Emily zu finden. Da war dann zeitweilig nicht mehr so viel Platz für die Ermittlungen, was ich sehr schade fand. Aber es war unterm Strich ganz in Ordnung.

Der Krimi spielt im Herbst und entsprechend wird das Wetter an manchen Stellen beschrieben, was für eine gewisse Krimiatmosphäre gesorgt und mir gut gefallen hat. Vor allem, wenn man nach einem schönen Herbstkrimi sucht, kann dieser also durchaus etwas sein.

Alles in allem fand ich Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton von Rebecca Michéle hat mich leider ziemlich enttäuscht. Ich mochte zwar die Protagonistin ganz gerne und fand es auch ziemlich interessant, dass die sozialen und gesellschaftlichen Probleme der Zeit erwähnt wurden, aber es war mir schon fast zu viel, außerdem fand ich die Ermittlungsarbeit zu wenig ausgearbeitet und die Atmosphäre anstrengend. Dass es sich um einen herbstlichen Krimi handelt, mochte ich hingegen sehr gerne. Ich werde wohl dennoch nichts mehr von der Autorin lesen.

 

 

 

Vielen Dank an Netgalley und den Dryas Verlag für das Rezensionsexemplar!