Der Schimmelreiter von T. Storm ·Hörbücher

Inhaltsangabe: Der Schimmelreiter von Theodor Storm

In der Novelle Der Schimmelreiter von Theodor Storm bekommt ein junger Reisender von einem älteren Dorfbewohner die Geschichte des Schimmelreiters erzählt nachdem ersterem im Sturm ein Reiter auf einem Schimmel mitten im Sturm begegnet ist.

Hauke Haien lebt bei seinem Vater in einem Dorf an der Küste, das von einem Deich geschützt wird. Als er in Rage einen Kater tot schlägt, verflucht ihn die Besitzerin und sein Vater legt ihm nahe, sich endlich Arbeit zu suchen, die er im Haus der Deichgrafen findet. Der Deichgraf ist verantwortlich für die Reparatur, Gestaltung und den Unterhalt des Deiches. Da Hauke gut rechnen kann, übernimmt er beim Deichgrafen schon bald Aufgaben, die eigentlich über seiner Gehaltsklasse liegen und lernt dabei Elke, die Tochter des Deichgrafen kennen. Während Hauke auf dem Hof des Deichgrafen arbeitet, arbeitet dort auch, ihm sogar höher gestellt, Ole Petersen, und der Konflikt durch die Eifersucht Oles auf Hauke schwelt über Jahre hinweg.

Hauke kennt sich beim Tod des Deichgrafen gut mit Deichen aus, kennt die Geschäfte und kann so, auch durch die bereits stattgefundene Verlobung mit Elke und die Güter, die er vor kurzem von seinem Vater geerbt hat, der neue Deichgraf werden. Doch die anderen Dorfbewohner beschweren sich, sie mögen Hauke nicht, vertrauen ihm nicht und arbeiten nicht gut mit ihm zusammen. Als Hauke, um zu beweisen, dass er wegen seiner Fähigkeiten und nicht durch die Hochzeit mit Elke, Deichgraf geworden ist und seinen Job gut macht, eine neue Art Deich bauen lässt, sind alle skeptisch und der Konflikt mit Ole wird immer schärfer (auch weil dieser inzwischen sein Stellvertreter ist).

Einige Zeit später wird Hauke schwer krank, kontrolliert, als es ihm wieder etwas besser geht, den Deich und ist schockiert, denn dieser hat großen Schaden genommen und muss umgehende repariert werden, damit er dem nächsten größeren Sturm standhalten kann. Als er dies Ole gegenüber anspricht, beruhigt ihn dieser, sagt, dass er selbst den Deich kontrolliert hat und nichts feststellen konnte. Hauke lässt sich beruhigen, überprüft es am nächsten Tag und kann die Probleme des letzten Tages nicht bestätigten, also lässt er die Sache auf sich beruhen bis zum nächsten Sturm. Um den neuen und den alten Deich zu schützen, stellt er Wachen auf, die aber von seinem Stellvertreter abgezogen werden, um den neuen Deich zu durchstechen, das Areal, das er schützt mit Wasser zu fluten und so den alten Deich zu entlasten. Doch da die Wachen abgezogen wurden, merkt niemand rechtzeitig, dass das Wasser den Deich aufgeweicht hat, große Teile brechen weg, Wasser dringt ein und überflutet das Dorf. Hauke sieht wie seine Frau mit der gemeinsamen Tochter in seine Richtung kommt, und von den Fluten weggespült wird, daraufhin stürzt auch er sich mit seinem Schimmel ins Meer…

Der Schimmelreiter von T. Storm ·Hörbücher

Rezension: Der Schimmelreiter von Theodor Storm

Bei Der Schimmelreiter von Theodor Storm handelt es sich um eine Novelle, die ich als Hörbuch gehört habe und deshalb auf das Medium und den Inhalt eingehen werde.

Der Schimmelreiter ist eine Novelle, die zwei Erzählebenen hat: zum einen gibt es die „Realität“ in der Erzählung und dann gibt es die Geschichte (den Mythos, die Sage) vom Schimmelreiter, die in der Realität erzählt wird. Die Figuren der eigentlichen Realität treten dabei nur kurz auf und haben für die Handlung die Novelle kaum Bedeutung. Dennoch finde ich die Atmosphäre interessant, in der die Geschichte vom Schimmelreiter erzählt wird.

Der Schimmelreiter spielt in Norddeutschland (wer also gerne etwas regionales im nächsten Urlaub lesen mag oder dort wohnt, kann sich an diesem Klassiker bedienen) und ist von der Grundstimmung her sehr stürmisch und herbstlich (was natürlich daran liegt, dass die Deiche besonders bei Sturm und Sturmfluten gefordert sind). Ich fand es von der Atmosphäre etwas schauerlich (auch aus Gründen, die ich gleich erkläre) und fand es total spannend die Problematik mit den Deichen einmal erzählt zu bekommen, weil eben die Novelle nicht nur in Norddeutschland spielt, sondern auch ein norddeutsches Thema behandelt. Dass Deiche dort wichtig sind und dass vor allem früher gute Arbeiter und Verantwortliche nötig waren um die Deiche und die Menschen, die dahinter lebten, zu schützen.

Eingesprochen wurde Storms Novelle von Robert Levin, der perfekt die Norddeutsche Lebensweise rüberbringt und auch den Dialekt wunderbar spricht. Mir gefiel das Hörbuch zu diesem Klassiker sehr gut.

Das Mystische ist auf jeden Fall von großer Wichtigkeit für die Erzählung: in der „Realität“ existieren Schimmel und Reiter, die den Deich auf und ab galoppieren, womit dieses Mystische sogar Einzug in die echte Welt hält. Die Erzählung selbst, die man ja auch als fiktionale Sage abtun könnte, ist auch durchzogen von Mystischen Erscheinungen und Begebenheiten. Von besonderer Relevanz ist der Schimmel. Die Knochen eines Pferdes werden auf einer kleinen Hallig vor der Küste gesehen und mehr als ein Dorfbewohner sagt, dass er gesehen hat, wie ein Schimmel nachts über die Hallig geht und die Knochen zu dieser Zeit verschwunden sind. Als Hauke dann den Schimmel mitbringt, sagen einige Dorfbewohner, dass es sich dabei um den verhexten Schimmel von der Hallig handelt, da dieser seit dem Auftauchen des echten Schimmels verschwunden ist und auch die Knochen nicht mehr dort sind.

Besonders interessant fand ich auch die Komponente, dass Hauke ein geistig behindertes Kind hat: Wienke wird spät in der Ehe geboren und die Mutter ist am Anfang häufig besorgt, weil sie merkt, dass ihre Tochter Entwicklungsverzögerungen im Vergleich zu einem anderen Kind aus dem Dorf hat. Als sie zu ihrem Mann sagt, dass ihr Kind „nicht normal sei“, meint er, dass er das durchaus wisse und sie dennoch sehr liebe. Nachdem Hauke am Anfang den Kater tötet, war er mir sehr unsympathisch, aber er wurde mir durch den Umgang mit den Tieren, seinem Schimmel, dem Hund, den er rettet und dem liebevollen Umgang mit seiner Frau und seiner Tochter wieder viel sympathischer. Er liebt seine Frau wirklich und hat sie nicht geheiratet um Deichgraf zu werden und auch seine Tochter, die ihm wohl für sein Erbe wenig bringt, liebt er sehr und verbringt gerne Zeit mit ihr, nimmt sie mit auf den Deich und spielt mit ihr. Das fand ich sehr modern und es hat mir sehr gut gefallen.

Alles in allem handelt es sich beim Schimmelreiter von Theodor Storm um einen Klassiker, der sich wunderbar zur Lektüre an einem stürmischen Herbsttag eignet. Ich mag das Dialektale, das Regionale und die gruselige, mystische Atmosphäre. Das hat mir sehr gut gefallen, auch wenn mir die brutal getötete Katze am Anfang zu viel war. Robert Levin, als Sprecher, hat seinen Job wirklich gut gemacht.