Der Schimmelreiter von T. Storm ·Hörbücher

Rezension: Der Schimmelreiter von Theodor Storm

Bei Der Schimmelreiter von Theodor Storm handelt es sich um eine Novelle, die ich als Hörbuch gehört habe und deshalb auf das Medium und den Inhalt eingehen werde.

Der Schimmelreiter ist eine Novelle, die zwei Erzählebenen hat: zum einen gibt es die „Realität“ in der Erzählung und dann gibt es die Geschichte (den Mythos, die Sage) vom Schimmelreiter, die in der Realität erzählt wird. Die Figuren der eigentlichen Realität treten dabei nur kurz auf und haben für die Handlung die Novelle kaum Bedeutung. Dennoch finde ich die Atmosphäre interessant, in der die Geschichte vom Schimmelreiter erzählt wird.

Der Schimmelreiter spielt in Norddeutschland (wer also gerne etwas regionales im nächsten Urlaub lesen mag oder dort wohnt, kann sich an diesem Klassiker bedienen) und ist von der Grundstimmung her sehr stürmisch und herbstlich (was natürlich daran liegt, dass die Deiche besonders bei Sturm und Sturmfluten gefordert sind). Ich fand es von der Atmosphäre etwas schauerlich (auch aus Gründen, die ich gleich erkläre) und fand es total spannend die Problematik mit den Deichen einmal erzählt zu bekommen, weil eben die Novelle nicht nur in Norddeutschland spielt, sondern auch ein norddeutsches Thema behandelt. Dass Deiche dort wichtig sind und dass vor allem früher gute Arbeiter und Verantwortliche nötig waren um die Deiche und die Menschen, die dahinter lebten, zu schützen.

Eingesprochen wurde Storms Novelle von Robert Levin, der perfekt die Norddeutsche Lebensweise rüberbringt und auch den Dialekt wunderbar spricht. Mir gefiel das Hörbuch zu diesem Klassiker sehr gut.

Das Mystische ist auf jeden Fall von großer Wichtigkeit für die Erzählung: in der „Realität“ existieren Schimmel und Reiter, die den Deich auf und ab galoppieren, womit dieses Mystische sogar Einzug in die echte Welt hält. Die Erzählung selbst, die man ja auch als fiktionale Sage abtun könnte, ist auch durchzogen von Mystischen Erscheinungen und Begebenheiten. Von besonderer Relevanz ist der Schimmel. Die Knochen eines Pferdes werden auf einer kleinen Hallig vor der Küste gesehen und mehr als ein Dorfbewohner sagt, dass er gesehen hat, wie ein Schimmel nachts über die Hallig geht und die Knochen zu dieser Zeit verschwunden sind. Als Hauke dann den Schimmel mitbringt, sagen einige Dorfbewohner, dass es sich dabei um den verhexten Schimmel von der Hallig handelt, da dieser seit dem Auftauchen des echten Schimmels verschwunden ist und auch die Knochen nicht mehr dort sind.

Besonders interessant fand ich auch die Komponente, dass Hauke ein geistig behindertes Kind hat: Wienke wird spät in der Ehe geboren und die Mutter ist am Anfang häufig besorgt, weil sie merkt, dass ihre Tochter Entwicklungsverzögerungen im Vergleich zu einem anderen Kind aus dem Dorf hat. Als sie zu ihrem Mann sagt, dass ihr Kind „nicht normal sei“, meint er, dass er das durchaus wisse und sie dennoch sehr liebe. Nachdem Hauke am Anfang den Kater tötet, war er mir sehr unsympathisch, aber er wurde mir durch den Umgang mit den Tieren, seinem Schimmel, dem Hund, den er rettet und dem liebevollen Umgang mit seiner Frau und seiner Tochter wieder viel sympathischer. Er liebt seine Frau wirklich und hat sie nicht geheiratet um Deichgraf zu werden und auch seine Tochter, die ihm wohl für sein Erbe wenig bringt, liebt er sehr und verbringt gerne Zeit mit ihr, nimmt sie mit auf den Deich und spielt mit ihr. Das fand ich sehr modern und es hat mir sehr gut gefallen.

Alles in allem handelt es sich beim Schimmelreiter von Theodor Storm um einen Klassiker, der sich wunderbar zur Lektüre an einem stürmischen Herbsttag eignet. Ich mag das Dialektale, das Regionale und die gruselige, mystische Atmosphäre. Das hat mir sehr gut gefallen, auch wenn mir die brutal getötete Katze am Anfang zu viel war. Robert Levin, als Sprecher, hat seinen Job wirklich gut gemacht.

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