Adventskalender 2020 ·Das Glück der blauen Stunde von B. Henrichs

Inhaltsangabe: Das Glück der blauen Stunde von Bertina Henrichs

In dem Roman Das Glück der blauen Stunde von Bertina Henrichs geht es um Delphine, die mit ihrem Mann schon viele Jahre zusammen in Paris lebt. Cyril arbeitet dort an der Universität und Delphine verdient sich ihren Lebensunterhalt als Innenausstatterin eher schlecht als recht.

Zu ihrem Geburtstag kommen alle ihre Freunde, und es kommt der obligatorische Anruf ihres Vaters, von dem sie nur zu ihrem Geburtstag hört. Als zu diesem Zeitpunkt auch ein Anwalt Kontakt zu ihr aufnimmt, um ihr mitzuteilen, dass sie in Sanary-sur-Mer in der Provence ein Haus geerbt hat, kann sie es nicht glauben. Sie kennt die Frau, von der sie geerbt haben soll eigentlich kaum und erinnert sich nur an wenige Treffen in ihrer Kindheit, in der sich ihre Mutter und die Dame miteinander trafen, da sie Cousinen waren, mit der Familie im Allgemeinen aber nicht so viel anfangen konnten.

Cyril und Delphine beschließen, sich das Haus zumindest einmal anzusehen bevor sie sich endgültig entscheiden, was damit geschehen soll. In Sanary-sur-Mer sind sie wie verzaubert von der Atmosphäre, dem Leben dort und nachdem sie das Haus gesehen haben, entschließen sie sich, dorthin zu ziehen. Cyril muss meist ohnehin nur ein paar Tage in der Woche zur Universität und kann an den restlichen Tagen von Zuhause aus arbeiten.

Während sich Delphine in ihrem neuen Leben wohlfühlt, den Luxus, den ein Haus direkt am Meer bietet, genießt und sogar anfängt dort ein Geschäft aufzuziehen und erste Freunde zu finden, bleibt Cyril lieber für sich. Er bleibt lieber die ein oder andere Nacht länger in Paris und wird immer unzufriedener. Statt sich mit Delphine darüber auszutauschen, stellt er sie vor vollendete Tatsachen: Er zieht zurück nach Paris. Allein. Er liebt eine andere Frau, die Paris genauso sehr liebt wie er. Und Delphine ahnt wen er so liebt: Die Freundin, die ihr zu ihrem letzten gemeinsam gefeierten Geburtstag den Kater Pascha schenkte.

Nach der Trauerphase merkt Delphine, dass sie weitermachen muss. Ihr Geschäft wird erfolgreicher und sie zieht erste Aufträge an Land, außerdem gewinnt sie immer mehr Freunde in Sanary-sur-Mer und ist auch sehr froh, dass der Kinderwunsch von Cyril und ihr bisher noch nicht erfüllt wurde. Nach einem Fehlgriff lernt sie César Chéreau nicht nur als Freund, sondern auch als ihren Liebhaber kennen.

Auch das Haus in dem sie lebt, interessiert Delphine sehr und so macht sie sich während ihres ganzen Aufenthalts daran, mehr über ihre Großtante, das Haus und die seltsamen Umstände um das Verschwinden ihres Großonkels, der vor vielen Jahrzehnten auf See verschwand, herauszufinden…

Adventskalender 2020 ·Das Glück der blauen Stunde von B. Henrichs

Rezension: Das Glück der blauen Stunde von Bertina Henrichs

Das Glück der blauen Stunde von Bertina Henrichs ist ein netter, zeitgenössischer Roman, in dem es um das Glück in den kleinen Dingen, um Freundschaft, Familie und die Liebe geht.

Wer sich die Inhaltsangabe durchliest, stutzt vielleicht an der ein oder anderen Stelle: Das kommt einem doch irgendwoher bekannt vor. Ich habe Das Glück der blauen Stunde von Bertina Henrichs und Fünf am Meer von Emma Sternberg innerhalb weniger Wochen gelesen und so fiel mir die Ähnlichkeit natürlich erst recht auf. Okay, das eine spielt in Frankreich, das eine beginnt in Deutschland und führt die Protagonisten in die USA. Aber ansonsten? Eine Frau in den 30ern lebt mit ihrem Freund zusammen, dieser entpuppt sich als Arsch und sie muss nun mit dem Erbe alleine umgehen. Beide Frauen sich eigentlich ziemlich mittellos und das Erbe bedeutet für sie das ganz große Geld. Geld, das Haus alleine zu unterhalten, haben sie eigentlich nicht, aber sie wollen es ja ohnehin bald verkaufen. Beide Häuser liegen direkt am Meer. Während das eine in einem kleinen Ort liegt, in dem sie Protagonistin viele neue Kontakte knüpft, liegt das andere Haus etwas einsamer, dafür leben aber fünf lebenslustige Senioren in dem Haus, zu denen die Protagonistin Kontakt knüpfen muss. Beide Protagonistinnen sind sich auch ziemlich ähnlich, eher etwas ruhiger und erwarten gar nicht, dass sie den Mut haben, an einem fremden Ort neu anzufangen. Die Familiensituation ist auch ähnlich: Beide haben keinen Kontakt zum Vater bzw. ist er tot, in beiden Romanen ist die Mutter tot. Die Mutter hatte eine Cousine, mit der sie sich ganz leidlich gut verstand und die aus irgendeinem Grund dachte, dass sie der Tochter jener Cousine ihr Vermögen vermachen sollten, da die beiden alten Damen wohl auch niemanden hatten, wem sie es sonst vermachen konnten. Ich fand diese Parallelen alle sehr augenscheinlich, und fand es komisch, dass viele wirklich offensichtlich sind. Ich hatte das ja bei der Rezension zu Fünf am Meer von Emma Sternberg schon mal erwähnt.

Dennoch hat mir die Geschichte nicht schlecht gefallen, aber mir hat noch ein bisschen was gefehlt. Zum einen ist da die Geschichte selbst: Vielleicht hätte man die Atmosphäre der Provence noch etwas mehr entfalten können, vielleicht hätte man das Leben dort mit den Gerüchen, Geschmäckern, den Lichtverhältnissen, den Landschaftsbeschreibungen und dem Lebensgefühl noch besser beschreiben können? Ja, einige Ansätze dazu waren da. Die Protagonistin riecht auch mal Dinge und sie kocht offenbar typisch französisches Essen, außerdem wird die Landschaft durchaus als wunderschön beschrieben, aber wenn man auf diese Aspekte noch einen größeren Fokus gelegt hätte, wäre der Roman vielleicht noch etwas schöner geworden.

Auch mit dem Charakter von Delphine konnte ich nicht so viel anfangen. Irgendwie hatte sie immer etwas an sich, das ich nicht ganz einordnen konnte, sodass sie mir immer etwas unsympathisch war, obwohl ich wirklich nicht sagen kann, woran das lag. Vielleicht ist sie zu schüchtern? Zu naiv? Zu in sich gekehrt? Ich weiß es nicht genau. Möglicherweise hatte ich auch einfach erwartet, dass Delphine noch etwas mehr Selbstreflexion und Entwicklung an den Tag legt. Irgendwie wirkt dieser Roman von außen ja so, als würde die Protagonistin über sich selbst hinauswachsen und merken, dass sie ein neues Leben führen möchte und in der Konsequenz ihr Leben umstellen. Das tut Delphine zwar in Ansätzen (beispielsweise malt sie wieder), aber vielleicht hätte man auch darauf noch mehr einen Fokus legen können; auch wenn der Roman dann nochmal 100 Seiten länger geworden wäre.

Kurzum: Ich hätte mir etwas mehr erhofft von einem Buch mit einem so schönen Cover, vor allem da ich auch bisher gute Erfahrungen mit Bertina Henrichs gemacht habe. Dennoch kann ich Das Glück der blauen Stunde von Bertina Henrichs empfehlen; man sollte eben nur nicht zu viel erwarten.