Adventskalender 2020 ·Die erstaunliche Wirkung von Glück von S. Rehlein

Inhaltsangabe: Die erstaunliche Wirkung von Glück von Susann Rehlein

In dem Roman Die erstaunliche Wirkung von Glück von Susann Rehlein geht es um Dorle, die von ihrem Freund Joe in der Souterrain-Wohnung eines großen Hauses untergebracht wird. Die Wohnung gehörte früher dem Concierge und so behandeln die Bewohner Dorle auch, indem sie ihr kleinere Aufträge aufdrücken, für die sie Dorle nicht entschädigen. Dorle macht das nichts aus, denn schließlich will sie hilfsbereit sind. Ihr Freund Joe hat ihr außerdem den Job in einer Kronleuchtermanufaktur besorgt, sodass sie nun für ihren Lebensunterhalt aufkommen kann.

Als Dorle von Frau Sonne, einer Bewohnerin des Hauses wahrgenommen wird, beschließt diese, dass Dorle nun ihr Leben umkrempeln soll: Sie darf für ein paar Monate in Frau Sonnes Wohnung ziehen, wenn sie sich dafür um einige kleinere Aufträge von Frau Sonne kümmert, außerdem wird sie für das Wohnungssitting gut bezahlt. Für Frau Sonne soll sie Rache am Metzger nehmen, der Dorle auch ständig hinterherschielt und bei ihr das Gefühl auslöst ihre Brüste zu verstecken, damit dessen Frau nicht ständig so böse Richtung Dorle schaut, außerdem soll sie zum Sport gehen, zur Massage und sie darf nichts mehr für die Hausbewohner machen.

Joe und sie sehen sich inzwischen recht selten, denn Joe ist Dorle ohnehin zu wild, weil er nicht still sitzen kann und sich ständig bewegt. Sie hingegen sitzt sehr gerne still und bewegt sich auch nicht viel; was natürlich auch nicht geht, da sie kleine Kristallteile zusammenstecken muss um die Teile für die Kronleuchter zu bauen.

Im Haus leben immer noch einige Menschen, mit denen sie nicht gut auskommt. Dazu gehören vor allem die Leute, die sich nicht einmal als die alte Concierge erkennen, aber es gibt natürlich auch Leute, die jetzt noch netter zu ihr sind: Herr von Stottow war früher Chirurg und hat deshalb einen Waschzwang und näht und tackert für sein Leben gern sämtliche Stoffe, die ihm zwischen die Finger kommen. Nachdem er seine Frau vor etlichen Jahren verloren hat, ist er endlich wieder offen für die Liebe, denn er hat sich in eine Dame aus dem Haus verliebt. Die ist von seinem Nähwahn aber spätestens nachdem er ihr Kleid enger näht wenig begeistert.

Dorle kommt immer mehr aus sich raus, doch als sie Joe mit Frau Schräubchen, Frau Sonnes Assistentin erwischt, ist sie zutiefst verletzt. Erst als sie Joe vorwirft, etwas mit Frau Schräubchen zu haben, kommt sie dahinter, was dieser wirklich mit ihr halbnackt auf dem Dachboden getrieben hat…

Adventskalender 2020 ·Die erstaunliche Wirkung von Glück von S. Rehlein

Rezension: Die erstaunliche Wirkung von Glück von Susann Rehlein

Die erstaunliche Wirkung von Glück von Susann Rehlein befasst sich mit einer jungen Frau, die gedrängt wird, ihr eigenes Glück zu finden.

Ich weiß nicht genau, was ich mir von dem Roman eigentlich versprochen hatte, aber das mit Sicherheit nicht. Zu den Figuren: Dorle ist mir gänzlich unsympathisch gewesen. Ihre Zurückhaltung ist für den Roman sicherlich notwendig, aber dass sie sich immer wieder wie ein Fußabtretet verhält, fand ich dann doch sehr merkwürdig und das wird leider im ganzen Roman nicht besser. Sie ist am Anfang die Concierge und macht das gerne, weil sie den Leuten gerne helfen möchte. Da macht es ihr auch nichts aus, wenn sie aus Versehen was kaputt macht (die Klingel, bei der sie schon vorsichtig war beim Reinigen) oder wenn sie angeschrien wird, weil sie etwas falsch gemacht hat (die Pflanzen, die sie einem der Hausbewohner wohl kaputt gemacht hat). Aber als sie dann endlich „anfangen soll zu leben“ wird sie von Frau Sonne und Frau Schräubchen ja genauso schlecht behandelt. Sie fangen erst an, sie aus dem Schneckenhaus herauszuholen, und dann behandelt Frau Sonne sie immer schlechter, Frau Schräubchen ist total von oben herab, verbietet ihr etwas in der Wohnung zu machen und beschwert sich in der Konsequenz, dass sie nun alles machen muss, außerdem finde ich es nicht lustig, dass man Dorle mit zwei für Geld engagierten Männern ausgehen lässt (ich weiß leider nicht wie ich das besser ausdrücken soll) und sie schreibt Dorle, dass diese Joe von ihrer Beobachtung auf dem Dachboden nichts erzählen soll. Welchen Zweck soll das bitte haben, außer Dorle zu quälen? Und die spielt dabei auch noch schön mit. Am Ende hat nicht viel gefehlt und Dorle hätte alles verloren: Ihre Wohnung, ihren Freund, die Freundschaften, die sie im Haus geschlossen hatte, ihr Selbstvertrauen, und ihren Job.

Es ist oben schon angeklungen, weil es eng mit den Charakteren verbunden ist: Die Geschichte ist grauenvoll. Okay, eine junge Frau leidet an Depressionen und gewissen Ängsten und soll nun aus ihrem Schneckenhaus hervorgelockt werden. So weit so löblich. Dass Frau Sonne es sehr seltsam anstellt, Dorle endlich das Leben zu zeigen, hatte ich ja oben schon erwähnt. Aber auch die Sachen, die sie sie machen lässt, fand ich irgendwie nur so mittelsinnvoll: Dorle soll sich bei der Massage berühren lassen. Okay, einverstanden, dass das sinnvoll ist für jemanden, der Angst hat, sich berühren zu lassen. Sie soll zum Sport gehen? Ja, Sport tut gut, aber muss Frau Sonne vorgeben, was Dorle zu machen hat? Eigentlich nicht, aber nur so funktioniert ja die Geschichte, dass Dorle die Sachen für Frau Sonne erledigen soll. Warum schickt Frau Sonne Dorle nicht zum Kochkurs? Da muss sie mit anderen kommunizieren und kommt unter Leute. Nein, stattdessen soll sie mit zwei käuflichen Männern ausgehen. Was soll da bitte der Sinn dahinter sein, außer, dass sie Dorle berühren und sie küssen? Das hätte mit Sicherheit auch Joe übernommen, der in die Pläne zumindest so halb auch eingeweiht war. Und überhaupt: Die abscheulich haben sich Frau Sonne und Frau Schräubchen ihm gegenüber gezeigt? Sie benutzen ihn die ganze Zeit nur für ihre seltsamen Spielchen, aber er scheint massiv unter dem die ganze Zeit immer angespannter werdenden Verhältnis zu Dorle zu leiden. Interessiert es jemanden? Bekommt es überhaupt jemand mit? Nein. Ganz allgemein scheint Frau Sonne immer weiter in den Hintergrund zu rücken während des ganzen Romans und hat überhaupt kein Auge auf Dorle. Dabei wäre dieser direkte Umgang gerade wichtig, damit sie merkt was sie bei Dorle anrichtet und was vielleicht nicht die gewünschte Wirkung hat. Interessiert sie sich dafür? Nein, wäre ja sicherlich zu viel Arbeit. Und dann noch die Besuche bei dieser Psycho-Tante im Altenheim. Was hat sich Frau Sonn bloß dabei gedacht, Dorle zu einer Frau ins Altenheim zu schicken, die sie beim ersten Treffen massiv beleidigt und runterputzt und dann auch noch die Arroganz hat zu glauben, dass Dorle sie auch nur noch einmal freiwillig besuchen würde?

Ihr merkt, dass ich von dem Buch so gar nicht angetan bin, deshalb kann ich den Roman Die erstaunliche Wirkung von Glück von Susann Rehlein so gar nicht empfehlen und ich verstehe auch nicht, wieso dieser Roman so viele positive Rezensionen erhalten hat. Von Glück habe ich im ganzen Roman eigentlich kaum was gespürt.