Die erstaunliche Wirkung von Glück von Susann Rehlein befasst sich mit einer jungen Frau, die gedrängt wird, ihr eigenes Glück zu finden.
Ich weiß nicht genau, was ich mir von dem Roman eigentlich versprochen hatte, aber das mit Sicherheit nicht. Zu den Figuren: Dorle ist mir gänzlich unsympathisch gewesen. Ihre Zurückhaltung ist für den Roman sicherlich notwendig, aber dass sie sich immer wieder wie ein Fußabtretet verhält, fand ich dann doch sehr merkwürdig und das wird leider im ganzen Roman nicht besser. Sie ist am Anfang die Concierge und macht das gerne, weil sie den Leuten gerne helfen möchte. Da macht es ihr auch nichts aus, wenn sie aus Versehen was kaputt macht (die Klingel, bei der sie schon vorsichtig war beim Reinigen) oder wenn sie angeschrien wird, weil sie etwas falsch gemacht hat (die Pflanzen, die sie einem der Hausbewohner wohl kaputt gemacht hat). Aber als sie dann endlich „anfangen soll zu leben“ wird sie von Frau Sonne und Frau Schräubchen ja genauso schlecht behandelt. Sie fangen erst an, sie aus dem Schneckenhaus herauszuholen, und dann behandelt Frau Sonne sie immer schlechter, Frau Schräubchen ist total von oben herab, verbietet ihr etwas in der Wohnung zu machen und beschwert sich in der Konsequenz, dass sie nun alles machen muss, außerdem finde ich es nicht lustig, dass man Dorle mit zwei für Geld engagierten Männern ausgehen lässt (ich weiß leider nicht wie ich das besser ausdrücken soll) und sie schreibt Dorle, dass diese Joe von ihrer Beobachtung auf dem Dachboden nichts erzählen soll. Welchen Zweck soll das bitte haben, außer Dorle zu quälen? Und die spielt dabei auch noch schön mit. Am Ende hat nicht viel gefehlt und Dorle hätte alles verloren: Ihre Wohnung, ihren Freund, die Freundschaften, die sie im Haus geschlossen hatte, ihr Selbstvertrauen, und ihren Job.
Es ist oben schon angeklungen, weil es eng mit den Charakteren verbunden ist: Die Geschichte ist grauenvoll. Okay, eine junge Frau leidet an Depressionen und gewissen Ängsten und soll nun aus ihrem Schneckenhaus hervorgelockt werden. So weit so löblich. Dass Frau Sonne es sehr seltsam anstellt, Dorle endlich das Leben zu zeigen, hatte ich ja oben schon erwähnt. Aber auch die Sachen, die sie sie machen lässt, fand ich irgendwie nur so mittelsinnvoll: Dorle soll sich bei der Massage berühren lassen. Okay, einverstanden, dass das sinnvoll ist für jemanden, der Angst hat, sich berühren zu lassen. Sie soll zum Sport gehen? Ja, Sport tut gut, aber muss Frau Sonne vorgeben, was Dorle zu machen hat? Eigentlich nicht, aber nur so funktioniert ja die Geschichte, dass Dorle die Sachen für Frau Sonne erledigen soll. Warum schickt Frau Sonne Dorle nicht zum Kochkurs? Da muss sie mit anderen kommunizieren und kommt unter Leute. Nein, stattdessen soll sie mit zwei käuflichen Männern ausgehen. Was soll da bitte der Sinn dahinter sein, außer, dass sie Dorle berühren und sie küssen? Das hätte mit Sicherheit auch Joe übernommen, der in die Pläne zumindest so halb auch eingeweiht war. Und überhaupt: Die abscheulich haben sich Frau Sonne und Frau Schräubchen ihm gegenüber gezeigt? Sie benutzen ihn die ganze Zeit nur für ihre seltsamen Spielchen, aber er scheint massiv unter dem die ganze Zeit immer angespannter werdenden Verhältnis zu Dorle zu leiden. Interessiert es jemanden? Bekommt es überhaupt jemand mit? Nein. Ganz allgemein scheint Frau Sonne immer weiter in den Hintergrund zu rücken während des ganzen Romans und hat überhaupt kein Auge auf Dorle. Dabei wäre dieser direkte Umgang gerade wichtig, damit sie merkt was sie bei Dorle anrichtet und was vielleicht nicht die gewünschte Wirkung hat. Interessiert sie sich dafür? Nein, wäre ja sicherlich zu viel Arbeit. Und dann noch die Besuche bei dieser Psycho-Tante im Altenheim. Was hat sich Frau Sonn bloß dabei gedacht, Dorle zu einer Frau ins Altenheim zu schicken, die sie beim ersten Treffen massiv beleidigt und runterputzt und dann auch noch die Arroganz hat zu glauben, dass Dorle sie auch nur noch einmal freiwillig besuchen würde?
Ihr merkt, dass ich von dem Buch so gar nicht angetan bin, deshalb kann ich den Roman Die erstaunliche Wirkung von Glück von Susann Rehlein so gar nicht empfehlen und ich verstehe auch nicht, wieso dieser Roman so viele positive Rezensionen erhalten hat. Von Glück habe ich im ganzen Roman eigentlich kaum was gespürt.