Die kleine literarische Apotheke von E. Molini

Inhaltsangabe: Die kleine literarische Apotheke von Elena Molini

In dem Roman Die kleine literarische Apotheke von Elena Molini geht es um die Buchhändlerin Blu, die das Konzept für ihren Laden komplett neu denkt und diesen in eine kleine literarische Apotheke verwandeln möchte.

Blu ist 30 und weiß noch nicht so genau, was sie vom Leben eigentlich möchte. Sie hat früher mal in einem Verlag gearbeitet und Literatur studiert, doch weder der Verlag noch die große Buchhandlung, die zu einer großen Kette gehörte, waren ihre Traumarbeitsplätze (ersteres weil sie gefeuert wurde und zweiteres weil sie einfach zu gerne liest um den Kund:innen immer wieder irgendwelchen Schrott zu empfehlen). Nun hat sie seit ein paar Monaten ihre eigene kleine Buchhandlung, die aber nicht so wirklich in Fahrt kommt.

Außerdem lebt Blu mit ihren drei Freundinnen, Rachele, Giulia und Carolina zusammen. Die vier gehen durch dick und dünn und sind teilweise sogar wie Schwestern. Sie haben ihre kleinen Rituale und halten alle fest zusammen, doch als sie erfahren, dass ihr Vermieter das Haus verkaufen möchte und sie dann ausziehen müssen, sind die meisten irgendwie froh, denn nun können sie guten Gewissens mit ihren jeweiligen Freunden zusammenziehen. Einzig Blu ist wie vor den Kopf gestoßen, denn sie hat keinen Freund und kann sich alleine keine richtige Wohnung leisten.

Parallel läuft es auch in ihrer Buchhandlung alles andere als rund: Sie schreibt einfach keine schwarzen Zahlen und nachdem sie ihre Lieferanten nicht bezahlen kann, steht sie kurz vor der Insolvenz und das ohne neue Ware! Gemeinsam mit einigen fremden Kunden entwickelt sie das Konzept der literarischen Apotheke: Sie verschreibt ihren Kund:innen ihre Bücher als Heilmittel gegen ihre Krankheiten und ihren Herzschmerz.

Das Konzept ist so überzeugend, dass sie damit nicht nur in sämtlichen Zeitungen erscheint, sondern sogar im internationalen Fernsehen Gastauftritte hat. Ihre Freundinnen helfen ihr zwar an der ein oder anderen Stelle und unterstützen sie mit der Planung und ihren Social Media-Auftritten, doch insgesamt muss Blu sehr viel arbeiten.

Und dann ist da ja auch noch Gatsby, der ihr an einem Abend in der Buchhandlung ein spontanes Date anbietet und den sie weder nach seinem Namen noch nach seiner Nummer fragt und den sie fortan sucht und versucht irgendwie Kontakt zu ihm aufzunehmen…

Die kleine literarische Apotheke von E. Molini

Rezension: Die kleine literarische Apotheke von Elena Molini

Die kleine literarische Apotheke von Elena Molini ist ein Roman, in dem es angeblich um Bücher und Literatur geht, der aber vor allem ein Frauenroman mit einer Liebesgeschichte ist.

Fangen wir bei Blu an: Eigentlich ist sie als Buchhändlerin potentiell ein sympathischer Charakter, aber sie verwendet so viele Schimpfwörter, ist chaotisch, hat ihren Landen nicht wirklich im Griff und scheint auch kein tieferes Interesse daran zu haben sich erwachsen zu verhalten und beispielsweise eine Lesung weiter zu planen als dass sie einen Autor und Gäste braucht, dass ich unglaubliche Schwierigkeiten hatte mit ihr warm zu werden. Das schlimmste waren ihre ständig immer wieder aufkommenden abwertenden Aussagen und ihre abfälligen Urteile, die sie immer wieder über neue Figuren fällt, obwohl sie diese gar nicht kennt; zumal das ein oder andere sogar offen rassistisch war, was sie so von sich gibt.

Ich selbst lese gerne auch mal Frauenliteratur, aber leider habe ich nach dem Klappentext und dem Cover (das übrigens wirklich schön ist) etwas anderes erwartet. Ich habe ja schon häufiger über Erwartungen gesprochen und dass es immer schwierig ist, wenn diese nicht erfüllt werden. Hier war das leider auch so. Ich fand es zwar gut, dass Blu immer wieder Bücher empfiehlt und man hinten auch (dazu später mehr) eine literarische Apotheke findet, aber ich hätte mir eine engere Verknüpfung zwischen den empfohlenen Werken und den Figuren, denen sie empfohlen werden und der Handlung gewünscht. Leider tauchen die Kund:innen nur kurz auf, schildern ihre Probleme, bekommen einen Titel empfohlen (ohne dass man als Leser:in nachempfinden kann, warum gerade dieser Titel empfohlen wird) und die Figur verschwindet wieder und man erfährt leider auch nur selten, ob und warum dieser das Buch gefallen und vor allem geholfen hat. Das war schade und hätte ruhig noch etwas mehr ausgearbeitet werden können.

Hinten im Buch befinden sich einige „Beipackzettel“ mit den Buchempfehlungen von Blu und warum, wie und in welcher Weise die „Arznei“ eingenommen werden sollte. Ich hätte mir hier noch mehr Erklärungen gewünscht warum welches Buch bei den Symptomen hilfreich ist und man hätte die Beipackzettel noch besser in die Handlung einbinden können, indem man beispielsweise während der Handlung auf den Anhang verwiesen hätte.

Zum Ende hin wurde die Geschichte leider auch immer abstruser und das Ende habe ich ehrlich gesagt gar nicht wirklich verstanden, was ich hier aber aus Spoilergründen nicht näher erläutern möchte. Ich fand aber vor allem einige der Entwicklungen dann doch sehr seltsam und irgendwie unnötig.

Da ich mich leider mit italienischen Fernsehsendungen, Stars und der italienischen Literatur so gar nicht auskenne, sind mir einige Anspielungen und Verweise auch verloren gegangen. Ich denke, dass das italienische Publikum hier noch einige „Bonbons“ erhalten hat, die einem internationalen Publikum mit mangelnden Kenntnissen der italienischen Popkultur schlichtweg entgehen, was sehr schade ist. Hier hätte eine Übersetzung vielleicht Abhilfe schaffen können, indem diese Hinweise und Verweise in einem separaten Anhang erläutert werden.

Die derbe Ausdrucksweise kann teilweise auch aus der Übersetzung resultieren, denn manche der Sätze wirkten für mich unrund, manchmal wurden (zusammengesetzte) Ausdrücke verwendet, die so im Deutschen nicht existieren (wenn beispielsweise zusammengesetzte Begriffe aus zwei falschen Bestandteilen so zusammengesetzt werden wie sie im Deutschen gar nicht bestehen) und der Stil wirkte einfach flapsig. Vor allem wenn man einen etwas literarischeren Roman erwartet hat, wirkte das im Verhältnis einfach enttäuschend; aber auch unabhängig davon hat mir der Stil nicht gefallen.

Insgesamt empfand ich Die kleine literarische Apotheke von Elena Molini als große Enttäuschung und finde es schade, dass der Verlag mit der Aufmachung und dem Klappentext andere Erwartungen schürt als der Roman halten kann. Davon abgesehen haben mir der Stil, der flapsige Ton und die furchtbaren Kommentare der (unsympathischen) Protagonistin die Leselust komplett verdorben.

 

 

 

Danke an den Diana Verlag für das Veranstalten der Leserunde und das Leserundenexemplar!