Miss Elizas englische Küche von A. Abbs

Inhaltsangabe: Miss Elizas englische Küche von Annabel Abbs

In Miss Elizas englische Küche von Annabel Abbs geht es um Eliza Acton und Ann Kirby, die gemeinsam ein neues, besseres Kochbuch verfassen möchten.

Eliza ist eigentlich Dichterin und möchte endlich ihren zweiten Gedichtband veröffentlichen, an dem sie zehn Jahre gearbeitet hat. Bei einem Termin mit einem möglichen Verleger, erhält sie eine Abfuhr. Sie könne für ihn aber ein Kochbuch veröffentlichen. Eliza möchte das nicht, denn sie sieht ihre Zukunft nicht in der Küche. Als ihr Vater aber aufgrund seiner Schulden fliehen muss und die Familie alles verkauft, entscheidet sie sich doch für das Angebot des Verlegers.

Ann Kirby kommt aus einer sehr armen Familie. Da ihre Mutter krank und ihr Vater verkrüppelt ist, konnte sie bislang nicht in Stellung gehen, denn sie muss sich um ihre Eltern und den Haushalt kümmern. Nun macht der Pfarrer ihrer Gemeinde ihr aber ein Angebot: er gibt ihr und ihrem Vater Arbeit und steckt die Mutter in eine Irrenanstalt, in der man sich gut um sie kümmert, sie einen Arzt bekommt und regelmäßig genug zu Essen hat. Ann nimmt das Angebot an und geht bei Eliza in Stellung. Ann mag die Stelle dort, denn sie träumt davon, Köchin zu werden und freut sich über die Erfahrungen, die sie bei Miss Eliza in der Küche machen kann.

Im Laufe der Handlung, während Eliza und Ann in der Küche immer wieder neue Gerichte ausprobieren, verfeinern und verbessern und Gerichte aus anderen Kochbüchern nachkochen und auch diese verbessern, werden aus den beiden so etwas wie Freundinnen. Frühere Kochbücher gibt es zwar; sogar einige davon, doch sie enthalten häufig keine genauen Angaben über Koch- und Garzeiten, über die Temperatur und die genaue Zubereitung. Sie sind häufig so unverständlich geschrieben, dass nicht einmal erfahrene Köche und Köchinnen nachvollziehen können, was der oder die Verfasser:in ihnen damit sagen will. Diese Rezepte möchte Eliza verbessern, strukturieren, Garzeiten und Temperaturen herausfinden und ergänzen.

Eliza und Ann haben jeweils ihre Geheimnisse, aber in der Küche sind sie ein tolles Team.

Miss Elizas englische Küche von A. Abbs

Rezension: Miss Elizas englische Küche von Annabel Abbs

Miss Elizas englische Küche von Annabel Abbs behandelt die wahre Geschichte um die Publikation des ersten Kochbuchs und die Freundschaft zwischen Eliza Acton und Ann Kirby.

Am Anfang wirkte Eliza auf mich sehr sympathisch. Sie wird von den damaligen gesellschaftlichen Umständen in die Rolle als alte junge Jungfer gezwungen, bemitleidet, verachtet und ausgelacht. Das hat ihr bei mir einige Sympathiepunkte eingebracht. Außerdem behandelte sie Ann so freundlich und sie kämpfte für ihr Recht, ihre Gedichte unter ihrem eigenen Namen zu veröffentlichen. Leider hat sich meine Ansicht von ihr mit der Zeit gewandelt. Ich fand ihren Umgang mit Ann immer schwieriger, weil sie davon ausgeht, dass ihre Angestellte ihr vertraut ohne ihr aber das gleiche Maß an Vertrauen entgegen zu bringen und sie diese Diskrepanz nicht einmal bemerkt. Hinzu kam, dass sie sich ständig Gedanken darum macht, wie sie unabhängig sein kann. Sie überlegt nicht, was das Beste für Ann wäre oder bespricht sich gar mit ihr. Außerdem ist ihr Verhalten ihrer Tochter gegenüber unglaublich furchtbar.

Ann ist ein netter Mensch und sehr gläubig. Obwohl sie so viel Leid und Armut in ihrem jungen Leben erfahren musste, ist sie sehr naiv. Sie glaubt wirklich daran, dass die Anstalt, in der ihre Mutter untergebracht wird, etwas gutes für sie tut. Ich habe mich dabei gefragt was sie glaubt, von welchem Geld die Gehälter der Ärzte und Pflegerinnen, das Essen und das Holz bezahlt werden. Außerdem wird sie von Eliza als ziemlich intelligent beschrieben, aber diesen Eindruck kann ich irgendwie nicht bestätigen. Vielleicht lag es auch an ihrer Naivität und natürlich ist mir klar, dass sie kaum gebildet sein kann. Woher soll denn eine gute Bildung kommen? Intelligenz hat selbstverständlich nicht zwangsläufig etwas mit Bildung zu tun, aber mir fallen keine Situationen ein, in denen sich Ann als besonders klug hervorgetan hätte. Hier kommt ihr vielleicht auch ihre Schüchternheit in die Quere, denn sie glaubt beispielsweise lange Zeit, dass Eliza, wenn sie von „unserem Kochbuch“ spricht sich und ihre Mutter meint (die mit dem Kochbuch überhaupt nichts zu tun hat).

Einige Fehler (Rechtschreibfehler, falsche Bezeichnungen, fehlende Wörter) haben mich dann doch gestört, obwohl sie mir am Anfang weniger aufgefallen sind. Insgesamt waren es dann aber doch einige, die irgendwann auf mich störend wirkten.

Den Anhang mochte ich sehr, obwohl ich es schade fand, dass es nur eine gute Handvoll Rezepte gab, aber wahrscheinlich durfte man mehr aus rechtlichen Gründen nicht verwenden. Ich mag es ja bei solchen Romanen, die auf wahren Begebenheiten und dem Leben von einer echten Person beruhen, eine Einordnung der Autorin zu bekommen wie sich die Quellenlage dargestellt hat. Schwierig finde ich es vor allem, dass über Ann so wenig bekannt ist und sich die Hälfte des Romans mit ihr beschäftigt (die Kapitel werden abwechselnd aus Anns und aus Elizas Sicht erzählt). Somit ist die eine Hälfte dieser Geschichte mehr oder weniger komplett fiktiv. Das ist sehr schade, wenn man, wie ich, damit rechnet, dass es sich hier um eine wahre Geschichte (wies es auf dem Cover steht) handelt (obwohl mir natürlich klar ist, dass vor 200 Jahren niemand dabei war und der oder die Autor:in viele Lücken selbst füllen muss).

Leider kann ich auch nicht nachvollziehen warum der Verlag diese Geschichte als Geschichte einer Freundschaft framet. Eliza war, meiner Ansicht nach, dafür nie ehrlich genug und man merkt auch nicht, dass die beiden sich wirklich aufeinander einlassen; wie es bei einer Freundschaft notwendig wäre. Das liegt sicherlich auch daran, dass die beiden aus unterschiedlichen sozialen Schichten kommen und somit eine Freundschaft schon überaus schwierig aufzubauen ist.

Am Anfang habe ich mich schon darüber gewundert, dass die Figuren mehr im Vordergrund stehen als das Kochbuch und die Entwicklung der Rezepte, aber ich dachte, das liegt daran, dass man eben erst die Figuren einführen will. Leider hat sich das im Laufe der Handlung nicht gebessert und das Kochbuch ist eigentlich die ganze Zeit eher im Hintergrund geblieben. Die damaligen Zustände (auch der Lebensmittel) wurden ausführlich beschrieben, die Probleme bei den gängigen Rezeptbüchern wurden auch erwähnt, aber wie sich die Rezepte entwickeln, die ein Rezept immer wieder ausprobiert und verfeinert wird, das wird nur sehr oberflächlich geschildert. Hier hätte ich mir mehr Showing und weniger Telling gewünscht.

Insgesamt hat mir Miss Elizas englische Küche von Annabel Abbs zwar gefallen, aber ich hatte mir mehr erhofft. Eliza war nicht wirklich sympathisch, Ann und vor allem ihr Leben rein fiktiv. Hinzu kommt, dass das Kochbuch leider keine so große Rolle spielt wie erhofft und erwartet. Somit war der biographische Roman etwas enttäuschend für mich.

 

 

 

Danke an btb für das Rezensionsexemplar!