Die Geschichte Spiegelbild von Agatha Christie findet ohne einen der üblichen Detektive statt, denn hier wird wieder eine Geschichte von einem Protagonisten erzählt, dem ein merkwürdigen Erlebnis geschehen ist und der nun rückwendend erzählt, was ihm damals passiert ist. Der Ich-Erzähler ist mit Neil Carlslake befreundet und besucht seinen Freund in Badgeworthy, dem Familiensitz. Gerade sind auch Sylvia, Neils Schwester, und deren Verlobter auf dem Familiensitz, sodass der Ich-Erzähler Sylvia kennenlernt. In seinem Zimmer ist er gerade dabei sich fertig für das Abendessen zu machen als er im Spiegel einen Mann sieht, der eine hübsche blonde Frau erwürgt. Er erkennt die Frau wieder: Es ist Sylvia und er vermutet, der Mann ist ihr Verlobter, denn der Mann aus dem Spiegelbild hatte ebenfalls eine Narbe. Der Ich-Erzähler erzählt es Sylvia, diese trennt sich von ihrem Verlobten und wartet darauf, dass der Ich-Erzähler ihr endlich sagt, dass er sie liebt, was er aber nicht tut. Der Ich-Erzähler liebt Sylvia zwar, aber er traut sich nicht, ihr seine Liebe zu gestehen. Erst als Neil im Feld stirbt und am Ende des zweiten Weltkriegs auch ihr Ex-Verlobter besteht eine Chance, erst als dann auch der Ich-Erzähler im Feld verletzt wird, kommen die beiden dann endgültig zusammen. Der Ich-Erzähler und Sylvia heiraten zwar, aber es ist keine besonders glückliche Ehe, denn er schafft es einfach nicht, seine Eifersucht abzustellen und so verlässt Sylvia ihn irgendwann. Er bricht auf um sie zur Vernunft zu bringen, in seiner Wut würgt er sie so lange bis er das gemeinsam Spiegelbild sieht. Und er erkennt den Mann mit der Narbe: Scheinbar hatte er die Narbe spiegelverkehrt wahrgenommen.
In dieser Kurzgeschichte gibt es keinen richtigen Mord und keinen richtigen Täter. Es gibt nur eine seltsame Begebenheit, die erst Jahre später Bedeutung erhält. Damals war aber weder abzusehen, dass das vermeintliche Opfer mit dem Täter zusammenkommen könnte, noch war abzusehen, dass sich diese Beziehung so weit hochschaukelt, verschlechtert bis sie irgendwann so sehr eskaliert, dass die einer der beiden den anderen beinahe erwürgt. Dadurch wird diese Begebenheit erst recht sonderbar und ich finde der Zufall, dass Sylvias Verlobter auch eine Narbe hat, sehr seltsam, wenngleich das nun nicht so ein großer Zufall ist, dass die Geschichte dadurch vollkommen unglaubwürdig wird. Insgesamt sind auch die gesamten zufälligen Verkettungen nicht so zufällig, dass sie unglaubwürdig sind.
Das passt auch dazu, dass diese Geschichte eine dieser mysteriösen Geschichten war. Diese Geschichte braucht dann auch wie Die Puppe der Schneiderin keinen Detektiv, was natürlich an diesem mysteriösen Element liegt, was andererseits aber auch daran liegt, dass es eigentlich kein richtiges Verbrechen gibt. Es gibt ja nicht nur keinen Mord, entsprechend natürlich weder Mörder noch Opfer, sondern auch kein anderes Verbrechen. Also wird auch kein Detektiv gebraucht, der den Fall auflöst.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich diese Geschichte nicht so besonders toll fand, weil mir einfach das kriminalistische Element am Krimi fehlte, sodass ich Spiegelbild von Agatha Christie zwar nicht total schlecht, aber auch nicht besonders toll fand.
Ein Gedanke zu „Spiegelbild von Agatha Christie“