Am Anfang hat mich an diesem Roman etwas gestört, dass es so wenige Figuren waren, aber man merkt im Laufe des Kriminalromans, während immer mehr Verdächtige und Zeugen hinzukommen, dass es eigentlich ausreichend viele sind. In diesem Zusammenhang fand ich es auch schade, dass der Mord nicht in dieser stürmischen Nacht in der Villa passiert ist. Ich mag ja whodunit-Krimis total gerne und dieser hätte sich leicht so ergeben können und es hätte durchaus Sinn ergeben. Es war schade, dass dem nicht so war, aber die spätere Entwicklung hat mir dann durchaus gefallen.
Ich mochte den Charakter von Emily Trefusis sehr gerne. Am Anfang hatte ich, weil ich das bei Christie schon einmal erlebt hatte, ein bisschen Angst, dass sie die Mörderin sein könnte. Emily ist eine starke Persönlichkeit und sie verstehe es die Männer um den Finger zu wickeln, der ein oder andere tat mit schon leid, weil sie erst Hoffnungen weckt und flirtet, dies aber immer so subtil macht, dass sie sich darauf zurückziehen kann, es nicht so gemeint oder intendiert zu haben. Auf die Männer des Kriminalromans hat sie immer einen sehr guten Eindruck gemacht und die meisten scheinen sie zu bewundern. Der ein oder andere scheint durchschaut zu haben, wieso sie sich so verhält und scheint auch zu merken, dass sie – ich will nicht sagen manipulativ, weil das sehr abwertend klingt – aber doch sehr bestimmt vorgeht und ihren männlichen Kollegen und den Zeugen und Verdächtigen nicht immer die ganze Wahrheit auftischt.
Emily hat das Ziel ihren Verlobten aus dem Gefängnis zu befreien und davon lässt sie sich auch nicht so leicht abbringen. Dabei steckt sie auch selbst zurück und vernachlässigt sich ein bisschen (einmal vergisst sie beispielsweise zwischendurch mal etwas zu essen). Der Charakter der Emily hat dafür gesorgt, dass dieser Kriminalroman für mich zu den besten von Agatha Christie gehört.
Die Geschichte ist spannend und stringent erzählt, man kann gut nachvollziehen, warum welcher Ermittler welchen Zeugen gerade aufsucht und sowohl Emily als auch Charles und Inspektor Narracott ziehen immer wieder kurze Schlussfolgerungen, sodass man als Leser gut folgen kann.
Das Geheimnis von Sittaford, der 11. Krimi von Agatha Christie, ist für mich ein richtiges Meisterwerk und ich empfehle jedem, diese unbekanntere Perle aus dem Werk der Autorin zu lesen.