Hörbücher ·Mansfield Park von J. Austen

Rezension: Mansfield Park von Jane Austen

Ich habe Mansfield Park von Jane Austen als Hörspiel gehört. Deshalb werde ich, wie bei den Hörbüchern auch, sowohl auf das Medium als auch auf den Inhalt eingehen.

Fanny Price ist ein sehr schüchterner Charakter und sie bleibt auch während der gesamten Romanhandlung ziemlich im Hintergrund, was auch an der Kürze des Hörspiels und der Menge der Figuren liegen kann. Dennoch fand ich Fanny sehr sympathisch. Sie ist nett, freundlich, gläubig und sehr moralisch, aber sie ist auch standhaft und setzt sich gegen ihren Onkel durch. Sie liebt ihre Familie und gerät auch ihrer Tante Mrs. Norris gegenüber niemals in Rage oder dergleichen, obwohl sie von der Frau – eigentlich grundlos – immer von oben herab behandelt wird.

Julia und Maria sind sehr arrogant, sie benehmen sich schlecht ihrer Cousine gegenüber beziehungsweise eigentlich scheinen sie kein wirkliches Verhältnis zueinander zu haben (auch das kann an der Kürze des Hörspiels liegen). Die beiden bilden sich etwas auf ihre Herkunft ein, benehmen sich aber sehr leichtsinnig und flirten herum, was in der damaligen Zeit unmoralisch war. Tom benimmt sich nicht besser und wird durch sein eigenes Verhalten sogar krank.

Mr. und Ms. Crawford benehmen sich ähnlich und scheinen sich ohne Rücksicht auf Verluste so zu verhalten. Ms. Crawford warnt ihren Bruder noch, dass sie das Verhalten Fanny gegenüber nicht so toll findet, aber das kümmert ihn nicht.

Auch das Geld, dass die Bertrams zur Verfügung haben, ist nicht auf ganz unproblematische Weise verdient, obwohl auch Fanny und Edmund davon profitieren. Sir Bertram scheint seine Nichte sehr ins Herz geschlossen zu haben, während Lady Bertram sie offenbar als angenehme Gesellschaft wahrnimmt und sie ihr am Ende, als sich ihre Tochter schlecht verhalten, ein Trost ist. Nur Mrs. Norris verhält sich Fanny gegenüber wie ein Drache. Sie demütigt sie und behandelt sie ständig schlecht, obwohl sie dazu keinen Grund hat, denn sie ist selbst finanziell auch nicht besonders gut gestellt und scheint vom Geld ihres Schwagers zu leben.

Die Handlung selbst hat mir ganz gut gefallen, obwohl oder vielleicht auch gerade, weil sie keine besonderen Höhepunkte hat, auf die sie zusteuert. Die Figuren kommen zusammen, entwickeln Beziehungen zueinander, vertreiben sich die Zeit miteinander und zerstreiten beziehungsweise trennen sich wieder. Natürlich geschieht einiges im Roman, der Besuch von William, der Ausflug zu Rushworth’ Haus und das Theaterstück, aber es bleibt alles in einem sehr häuslichen Rahmen. Dennoch fand ich die Handlung nicht langweilig; auch hier könnte das wieder mit der Kürzung für die Hörspiel-Fassung zusammenhängen.

Das Hörspiel selbst hat ein wunderschönes Cover. Ich finde, man sieht ihm direkt an, dass es sich hier um einen Backlist-Titel handelt, den man auch in einigen Jahren wahrscheinlich noch kaufen kann, was natürlich daran liegt, dass Austen immer aktuell ist und zur großen Literatur gehört. Die Idee eines Booklet fand ich ganz gut, aber ich fand den Text darin irgendwie seltsam. Er vergleicht die Figuren der Fanny Price aus Mansfield Park mit der der Elizabeth Bennet aus Stolz und Vorurteil. Und er versucht Mansfield Park (und Fanny) im Gesamtwerk (und den weiblichen Figuren) der Autorin einzuordnen. Mir wäre ein Text über den Inhalt lieber gewesen, weil ich am Anfang ein paar Schwierigkeiten hatte, reinzukommen.

Ich kannte Mansfield Park von Jane Austen noch nicht als ich das Hörspiel angefangen habe und ich habe auch noch nicht so viele Erfahrungen mit Hörspielen. Vielleicht lag es daran, dass ich am Anfang wirklich Schwierigkeiten hatte, in den Roman reinzukommen. Vor allem die große Anzahl der Figuren hat mir auch Schwierigkeiten bereitet, weil ich kaum die Stimmen auseinanderhalten konnte.

Ich habe es ja in meiner Rezension ein paar Mal angedeutet: Das Hörspiel ist stark gekürzt; immerhin hat der Roman etwa 570 Seiten und das Hörspiel nur etwas mehr als 4 Stunden. Das merkt man natürlich an der ein oder anderen Stelle, aber ich halte es dennoch für eine gute Hörspielbearbeitung, da man nirgendwo wirklich das Gefühl hat, dass wichtige Informationen fehlen.

Da das Hörspiel aber nur drei CDs umfasst, sind alle CDs sehr voll, was dazu führt, dass ich am Anfang Probleme mit dem Abspielen hatte. Nachdem ich das Abspielgerät gewechselt hatte, gab es aber keine solchen Probleme mehr.

Alles in allem hat mir das Hörspiel Mansfield Park von Jane Austen sehr gut gefallen und ich empfehle es sehr gerne weiter.

 

 

 

Danke an Den Hörverlag für das Hörspiel-Rezensionsexemplar!

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