Die wundersame Beförderung von V. Swarup

Rezension: Die wundersame Beförderung von Vikas Swarup

Die wundersame Beförderung von Vikas Swarup ist ein Roman, der in Indien spielt und neben einer offenen Gesellschaftskritik auch eine Reise zu sich selbst und zu den eigenen Werten skizziert. Außerdem gibt es durch den Mordfall am Ende auch ein Kriminote.

Ich mochte die Struktur des Romans sehr gerne. Ich fand es toll, dass die einzelnen Prüfungen in jeweils einem Kapitel stattfanden, dass man in den Kapiteln selbst aber noch einmal Unterabschnitte hatte und so auch noch andere Dinge erfahren hat. Am Anfang habe ich mich gefragt, warum so viel aus der Vergangenheit von Sapna berichtet wird, was aber im Kontext der Prüfungen und im Kontext der Gesamthandlung des Buches sinnvoll war.

Ich fand auch Sapna unglaublich sympathisch, wobei ich viele andere nicht so sonderlich sympathisch fand. Ich habe mich gefragt, warum Sapnas Onkel sie aus der Wohnung werfen will, Sapna von ihrem Chef so schlecht behandelt wird und selbst Sapnas Familie ihre finanzielle Unterstützung und dass sie immer für alle da ist und unterstützt einfach so annehmen ohne mal für sie da zu sein. Sapna soll ihrer kleinen Schwester beispielweise einen sehr teuren Laptop kaufen, obwohl sie sich kaum die Miete und den Unterhalt für die Familie leisten können und die Schwester scheint dabei überhaupt keinen Bezug zu dem Geld zu haben, das sie ausgibt. Ich fand es wirklich erstaunlich, dass der Autor alle seine Figuren so unglaublich negativ dargestellt hat und habe mich gefragt, woher diese negative Darstellung kommt. Dort scheint wirklich niemand jemand anderem etwas zu gönnen; nicht einmal in der eigenen Familie.

Die Prüfungen selbst fand ich auch sehr gelungen, weil es für mich die perfekte Mischung aus Gesellschaftskritik und Charakterprüfung war. Sapna muss sich nicht nur gegen viele Dinge auflehnen, die in Indien an der Tagesordnung scheinen, sondern muss gleichzeitig auch ihren Charakter testen und zeigen, dass sie ein aufrichtiger, guter Mensch ist, der gleichzeitig Führungspotential hat.

Die Rückblenden, die ich oben schon einmal erwähnt hatte, bringen zwar die Struktur des Romans mit den sieben Prüfungen etwas durcheinander, aber mir haben sie grundsätzlich doch ganz gut gefallen. Ich mochte es, dass man so immer mehr von Sapna erfahren hat und sich so besser in den Charakter der jungen Frau einfühlen konnte und ihre Beweggründe besser verstanden hat.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Tatsache, dass man durch den Prolog schon erfährt, wo der Roman hin will. Das hat mir die Freude am Buch genommen, weil ich immer Angst hatte, dass es schlecht ausgeht. Ich mag Romane, die gut ausgehen und ich mochte Sapna sehr gerne und konnte mir nicht vorstellen, dass sie wirklich jemanden umbringen würde und so hatte ich die ganze Zeit Angst, dass sie ihre Unschuld nicht mehr rechtzeitig beweisen kann.

Die Zufälle, durch die Sapna in alle diese Situationen gerät schienen mir irgendwann sehr unwahrscheinlich. Ich meine, wie wahrscheinlich ist es, dass eine junge Frau, in deren Leben über 20 Jahre lang nichts aufregenderes passiert als der Drogenkonsum und Selbstmord ihrer jüngsten Schwester plötzlich in ein halbes Dutzend seltsamer Situationen gerät, in denen sie ihren Charakter beweisen muss? Das ist doch total unwahrscheinlich. Wie sich dann herausstellt hat Acharay diese Situationen zumindest teilweise direkt herbeigeführt und teilweise zumindest dafür gesorgt, dass Sapna auf sie aufmerksam geworden ist.

Besonders gut hat mir die Wendung am Ende gefallen, zu der ich nun aber nicht mehr sagen werde. Es wird aber auf jeden Fall am Ende noch einmal wirklich spannend und der Kriminalfall, der sich entspinnt war wirklich spannend, auch wenn es nicht wirklich ein Krimi war, denn es wird nur von Sapna ermittelt und auch nur soweit es ihre Flucht zulässt.

Alles in allem hat mir Die wundersame Beförderung von Vikas Swarup gut gefallen. Der Autor hat auch noch andere Bücher geschrieben, hierzu gehört unter anderem der Roman Rupien! Rupien! zum Film Slumdog Millionär. Ich empfehle Die wundersame Beförderung auf jeden Fall gerne weiter.

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