Mord in Kurland St. Mary von Catherine Lloyd ist der erste Teil der Harrington-Kurland-Reihe, in der Miss Lucy Harrington und Major Robert Kurland ermitteln.
Lucy Harrington ist als älteste Pfarrerstochter für den Haushalt im Hause ihres Vaters zuständig. Sie kümmert sich um die Hausangestellten und die Erziehung der Kinder, außerdem ist sie ein sehr familiärer Mensch, denn sie stellt ihre eigenen Interessen hinten an um für ihre Familie zu sorgen. Sie ist aber auch klug und ehrlich und sagt offen ihre Meinung auch wenn sie damit auf andere meistens eher unweiblich wirkt. Sie ermittelt mutig im Fall der beiden verschwundenen Mädchen und der Diebstähle, die im Dorf begangen wurden und lässt sich nicht beirren auch wenn sie angegriffen oder von ihrer Familie oder Major Kurland für verrückt gehalten wird.
Major Robert Kurland ist ein verwundeter Soldat, der entsprechend griesgrämig ist, denn er ist bettlägerig und verliert immer mehr das Interesse an seiner Umwelt und seine körperliche Kraft. Außerdem scheint er auch eine Schwäche für das Schmerzen betäubende Laudanum zu haben, das ihm der Arzt verordnet hat. Er streitet sich offenbar für sein Leben gern mit Miss Harrington, die ihn regelmäßig besucht und dann auch mit ihm gemeinsam ermittelt. Miss Chingford, seine noch sehr junge Verlobte, scheint ihn zu langweilen, denn abgesehen von ihrer Schönheit hat sie keinerlei Reiz und ist obendrein auch noch recht herablassend.
Die Geschichte selbst entwickelt sich recht langsam, scheint mir aber ganz gut durchdacht zu sein. Dass die Ermittlerin Pfarrerstochter ist, ist ein kluger Schachzug, denn so hat die Figur von Anfang an schon alle Fähigkeiten um sich mit allen Gesellschaftsschichten zu unterhalten, was als Detektivin von Vorteil ist. Obwohl es am Anfang nur um das Verschwinden von Mary und Daisy geht und um einige Diebstähle, ist von Anfang an eigentlich klar, dass Mary tot sein muss, denn der Titel des Krimis Mord in Kurland St. Mary weist ja schon daraufhin. Dafür, dass das eigentlich klar ist, wird die Leiche aber erst recht spät entdeckt. Ich mochte es dennoch sehr gerne wie Lucy immer weiter ermittelt und ja auch immer wieder neue Hinweise findet. Dass sie zwischenzeitlich sogar angegriffen wird, macht den Krimi besonders spannend. Und ich finde die Idee auch gut, dass nur eine Detektivin die Laufarbeit übernimmt und beide Partner sich dann später gemeinsam beraten.
An der ein oder anderen Stelle war ich mir nicht sicher, ob die historischen Fakten stimmten, aber da ich mich mit Geschichte nicht auskenne, kann ich auch nicht sagen, dass wirklich etwas falsch war. Die Namen kamen mir teilweise nur recht modern vor. Jane Austen verwendet ja eigentlich immer nur die gleichen weiblichen Vornamen und die Romane der Autorin wurden ja zwischen 1810 und 1820 – also zur Regency Zeit – geschrieben und spielen auch zu dieser Zeit. Da der Roman im Jahr 1816 spielt, hatte ich einfach das Gefühl, dass die Namen zu modern sein könnten, aber es ist gut möglich, dass ich mich hier irre. Auch dass an einer Stelle darüber diskutiert wird, ob einem der Kinder das Taschengeld gestrichen wird, fand ich sehr modern. Ich weiß gar nicht seit wann es das Konzept Taschengeld gibt, kann mir aber vorstellen, dass die Idee dahinter noch relativ neu sein könnte. Mich persönlich stören aber solche Sachen nicht, wenn und falls solche Schnitzer nicht zu groß sind.
Alles in allem hat mir der erste Teil der Reihe Mord in Kurland St. Mary um Lucy Harrington und Major Robert Kurland super gefallen. Ich mag die Figuren und hoffe, dass sich ihre Beziehung positiv entwickelt und sie zueinander finden, denn bei den beiden hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass sie Gefühle füreinander haben könnten, die sie sich nicht eingestehen können oder wollen. Lucys Ermittlungsarbeit ist wirklich beeindruckend und der Stil ist flott und sehr spannend. Ich konnte den Krimi kaum aus der Hand legen und empfehle ihn deshalb sehr gerne weiter.
Danke an den Digital Publishers Verlag für das Rezensionsexemplar!