Bei Tod in feiner Gesellschaft von Dianne Freeman handelt es sich um den ersten Band der Reihe, die sich um die Countess of Harleigh als Ermittlerin dreht.
Frances war vom Charakter früher wohl eher ruhig, zurückhaltend und fügsam, doch das hat sich mit der Zeit, als mehr oder weniger alleinerziehende Mutter, weil ihr Mann ständig unterwegs war und sie den gesamten Haushalt führen musste, geändert. Nun ist sie eine starke junge Frau, die sich mutig der Welt entgegenstellt. Ich fand Frances von Anfang an beeindruckend, weil sie aus dem Haus ihres Schwagers auszieht, obwohl sie weiß, dass das wahrscheinlich Ärger mit ihrer Familie geben wird. Auch als ihr das Leben schwer gemacht wird und alle äußeren Umstände zusammenkommen, gibt sie nicht auf, sondern kämpft weiter für die Wahrheit.
Georg Hazelton ist schwerer zu durchschauen, weil man über ihn wenig Innenperspektive und nichts zu seinen Gedanken und Gefühlen erfährt. Man ahnt aufgrund seines Verhaltens, dass er ein Mann mit hohen moralischen Prinzipien ist. Er möchte immer tun, was richtig ist, auch wenn er dafür das Gesetz etwas verbiegen muss (in den Belangen hat er mich an eine andere Figur erinnert, aber dazu später mehr). Georg ist immer da, um Frances zu unterstützen und scheint sie auch auf persönlicher Ebene recht gern zu haben.
Die Handlung selbst hat mir ganz gut gefallen. Am Anfang ist alles sehr verworren, aber das meiste wird im Laufe der Ermittlungen aufgeklärt. Leider wird nicht jedes Ende entwirrt, was mich etwas gestört hat, weil es so wirkte, als ob die Autorin das ein oder andere einfach vergessen hätte. Die Handlung war auch sehr vollgestopft, weil es eben nicht nur um den Mordfall und die Hintergrundgeschichte um die Ballsaison und die Suche nach einem Ehemann von Lily ging, sondern auch um einige Diebstähle, die Uneinigkeit mit Frances‘ Schwager und die Einrichtung ihres Hauses. Außerdem war da noch die Liebesgeschichte zwischen Frances und Georg, die ständig unter der Oberfläche brodelte. Für mich war am Ende beispielsweise nicht klar aus welchen Gründen Georg Frances den Heiratsantrag gemacht hat. Solche Sachen hätte man noch klären können, aber vielleicht wollte sich die Autorin auch einfach noch ein paar Anknüpfungspunkte für den zweiten Band aufheben.
Ich hatte ja oben bereits erwähnt, dass ich eine Parallele gefunden habe. Georg Hazelton hat mich vom Charakter her an eine Mischung aus Major Robert Kurland (aus der Harrington und Kurland-Reihe von Catherine Lloyd) aber mehr noch an Mr. Redvers (aus der Jane Wunderly-Reihe von Erica Ruth Neubauer). In allen drei Reihen „ermitteln“, weil bei Tod in feiner Gesellschaft Georg am Anfang doch sehr zurückhaltend ist mit seiner Hilfe bei den Ermittlungen, Paare, wobei die Frauen diejenigen sind, die forsch Informationen finden. Die Männer scheinen mit solch starken, klugen Frauen relativ gut klar zu kommen, obwohl das Verhalten damals mit Sicherheit nicht dem typischen Bild einer guten Ehefrau entsprochen hat.
Insgesamt mochte ich den Kriminalroman Tod in feiner Gesellschaft von Diane Freeman aber sehr gerne und ich freue mich schon auf den zweiten Teil der Reihe um Frances Wynn, die Countess of Harleigh.
Vielen Dank an Digital Publishers für das Rezensionsexemplar!