Er liebt mich, er liebt mich nicht von R. Gibson

Rezension: Er liebt mich, er liebt mich nicht von Rachel Gibson

Die Charaktere waren mir so gemischt-sympathisch. Ich kann Daisy verstehen, dass sie endlich ihre Vergangenheit klären möchte, damit sie in die Zukunft starten kann, aber nach wenigen Monaten schon eine neue Beziehung einzugehen, finde ich nicht besonders toll, wobei sie natürlich mitangesehen hat, wie ihr Mann langsam immer kränker wurde und bei so etwas der Trauerprozess anders vonstattengeht, als wenn es ein plötzlicher Tod ist. Jack mochte ich hingegen nicht besonders. Auf der einen Seite ein liebender Onkel auf der anderen Seite ein Draufgänger und Schürzenjäger. Diese Kombination mag ich nie besonders. Dazu kommt dieser platte Dialog zwischen Nathan und Jack am See. Nathan fängt damit an, dass er gerne etwas mit seinem Vater besprechen möchte und man denkt, dass es irgendwas Tiefsinniges ist und dann geht es am Ende nur darum, wie man Mädchen richtig berührt oder sowas. Entschuldigung, aber mehr Klischee geht wohl nicht. Es gibt auch noch andere Themen, die ein Jugendlicher vielleicht nicht unbedingt mit seiner Mutter besprechen möchte, das muss doch nicht zwangsläufig etwas mit Sexualität zu tun haben. Somit kommen wir zu Nathan. Na gut, er ist ein Jugendlicher, die dürfen ein bisschen schizophren sein, denn auf der einen Seite, will er als Erwachsener behandelt werden, auf der anderen Seite macht er es seiner Mutter schwer, als sie in Lovett ist und er zuhause auf sie wartet bei seiner Tante und seinem Onkel. Was mich an dem Roman besonders gestört hat, war, dass so viele lose Enden zurückbleiben. Lily, Daisys Schwester, sucht sich einen Job und versucht für sie und ihren Sohn selbst zu sorgen, aber was ist mit dem Vater? Kümmert der sich vielleicht noch mal um seinen Sohn? Außerdem ist dieser Job irgendwie so etwas in der Lufthängendes. Bliebt Daisy in Lovett, wenn ja: Wo und wie macht sie ihr Fotostudio auf? Und außerdem: Jack versucht seinen Ärger zu verarbeiten 15 Jahre lang und etwa 240 Seiten weiß er nicht wie er das schaffen soll und plötzlich kommt er auf die Idee die alte Zeitkapsel auszugraben, Daisys Tagebuch zu lesen und vergisst und vergibt auf einmal oder schafft es zumindest die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Ich meine, ich freue mich für ihn, dass er es geschafft hat, aber wie denn eigentlich? Mir fehlt da so ein bisschen das Innenleben der Figuren. Dass Daisy Jack sagen möchte, dass sie einen gemeinsamen Sohn haben – was ich hier ja die ganze Zeit offen schreibe – der Leser aber am Anfang nicht erfährt, ist ziemlich offensichtlich. Ich für meinen Teil wusste ziemlich sobald ich erfahren habe, dass sie a) etwas mit ihm besprechen will und b) einen Sohn hat, dass der Sohn wohl von Jack sein muss. Das war einfach klar. Und dass einige Seiten lang überhaupt nichts passiert, war recht langweilig, ohne die Episode mit Lily, bei der man, da so viele Dinge für mich bei ihr ungeklärt geblieben sind, wäre der Roman noch mal kürzer und vielleicht auch straffer geworden. Ich habe mich nach etwa 50 Seiten gefragt: Und was passiert jetzt noch 200 Seiten lang? Okay, da kam dann der Konflikt zwischen Daisy und Jack, die knisternder Leidenschaft und die Wut, und natürlich Jacks innerer Konflikt, aber das hätte man auch kürzer machen können und zu guter Letzt: was ich nicht nachvollziehen kann, ist, wie die einzelnen Teile der Serie zusammenhängen, denn dies ist der erste Teil der Lovett-Texas-Reihe, und irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass man mit jedem Teil, die Stadt besser kennenlernt, weil die Figuren immer wieder die gleichen sind, wie man das ja aus anderen Reihen kennt, sondern dass einfach der Ort des Geschehens immer der Gleiche ist. Aber das macht für mich noch keine Reihe aus. So langsam bin ich wirklich enttäuscht davon, aber vielleicht offenbart sich der Sinn dahinter, wenn ich die beiden anderen Bände dieser Reihe noch gelesen habe.

Alles in allem ist der Roman aber leicht und lebendig geschrieben, er hat einige Längen, ist manchmal witzig und romantisch, manchmal aber auch nur knisternd erotisch – vor allem von der Romantik habe ich nicht soo viel gefunden, aber vielleicht habe ich einfach einen anderen Romantikbegriff. Wie dem auch sei: Ein kurzweiliger Roman ist Er liebt mich, er liebt mich nicht von Rachel Gibson auf jeden Fall, aber er hat einige Schönheitsfehler, weshalb er nicht zu meinen Lieblingsromanen zählen wird.

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