#LondonWhisper Als Zofe ist man selten online von A. Ley

Rezension: #LondonWhisper – Als Zofe ist man selten online von Aniela Ley

#LondonWhisper – Als Zofe ist man selten online von Aniela Ley ist offenbar der erste Band einer neuen Reihe, der noch dazu sehr offen endet.

Zoe war mir am Anfang nicht so sonderlich sympathisch, weil sie mit aller Kraft ihren Wunsch nach diesem Internatsaufenthalt durchsetzen wollte, obwohl sich ihre Familie diesen überhaupt nicht leisten kann. Später wurde sie mir dann noch etwas sympathischer, weil sie sich Miss Lucie gegenüber wirklich freundlich verhält und ihr zur Seite steht. Was ich aber etwas seltsam fand, war, dass sie über weite Strecken ihre Situation nicht hinterfragt und ihre Zeitreise erst als gegeben betrachtet und sich nie direkt fragt wie sie denn zurückkommen soll bis sie auf diese Frage mit der Nase gestoßen wird. Das wirkte unglaublich naiv; selbst für eine 15-Jährige.

Hayden ist mit seinen 20 Jahren ein gutes Stück älter als Zoe, aber er hat auch größere Anpassungsschwierigkeiten und kann kaum die Rolle ausfüllen, die ihm von der Gesellschaft vorgegeben wird. Darüber hinaus entwickelt er sich aber recht positiv. Am Anfang wusste ich nicht so genau, was ich von ihm halten soll, aber das hat sich mit der Zeit gegeben, denn er wird zu einem Kameraden für Zoe.

Die Geschichte selbst ist relativ wenig innovativ, aber dennoch ganz spannend. Allerdings stört mich die Tatsache, dass bis zum Schluss nicht ganz klar wird, was eigentlich Zoes und Haydens Auftrag in der Vergangenheit ist. Natürlich müssen sie irgendwie wieder zurück in ihre Zeit, aber es wird nie mal expliziert, dass es ihre Aufgabe wird, die Spiegel zu schützen und einen Weg zurück in die Zukunft zu finden.

Außerdem gab es für mich ein paar Dinge, die für mich keinen Sinn ergaben: Zoe möchte mit ihren Whisperwhisper-Briefen den jungen Damen helfen, indem sie dort Fragen und Probleme aufwirft. Am Anfang hatte ich noch den Eindruck, dass die Briefe tatsächlich dazu in der Lage sind, ein paar Tipps an die Hand zu geben, wenn man mit Problemen und Situationen konfrontiert wird, die man als Dame nicht aussprechen sollte, aber das war in den späteren Briefen anders. Diese wirkten eher wie Instagram-Posts: „Kennst du dieses und jenes Problem ebenfalls? Du bist nicht allein!“ Schön und gut, aber wie geht man damit jetzt um? Eigentlich will sie ja Ratschläge erteilen, aber das geschieht vor allem in den letzten Briefen nicht mehr.

Hinzu kam, dass Zoe gegen Ende aus dem Haus klettert, um Hayden aufzusuchen und dafür ein Fenster offen lässt. Wer würde so etwas tun, wenn er doch Angst vor einem erneuten Einbruch hat und selbst ein großes Interesse daran hat, dass das potentielle Diebesgut im Haus bleibt und nicht gestohlen wird? Ich habe mich außerdem gefragt, wie der Spiegel plötzlich in das Zimmer des Butlers gekommen ist, nachdem er bei Lady Arlington zuvor angeblich gut versteckt war? Vielleicht hat man den Spiegel in ein anderes Zimmer gebracht, aber woher sollte die Familie wissen, dass es die Einbrecher auf den Spiegel abgesehen hatten (denn sie wissen ja nichts von der Magie des Spiegels)?

Zoes Sprechstil wirkt sehr modern und damit total unrealistisch. Natürlich kommt sie aus unserer Gegenwart, aber sie müsste eigentlich wissen, dass es notwendig ist, die eigene Sprache und den Stil der damaligen Zeit anzupassen, damit man ihr nicht auf die Spur kommt. Das lässt sich zumindest noch damit begründen, dass Zoe aus der Zukunft (von der Handlung aus gesehen) kommt. Aber auch die Arlingtons haben einen sehr seltsamen Sprechstil. An der ein oder anderen Stelle bin ich wirklich darüber gestolpert, dass die Menschen niemals so gesprochen hätten. Das ist sehr schade, weil der Roman damit total unglaubwürdig wirkt. Hinzu kam noch, dass der Stil an der ein oder anderen Stelle sehr künstlich wirkte, so als hätte die Autorin versucht die Figuren authentisch klingen zu lassen, es aber nicht richtig hinbekommen hätte.

In einigen Kapiteln war es so, dass eine Situation angerissen wird und meistens geschieht dann auch etwas spannendes und plötzlich endet das Kapitel und man ist an einem ganz anderen Ort und es gibt einen kleinen Zeitsprung. Das ist mir beispielsweise beim Picknick aufgefallen. Irgendwie hatte ich erwartet, dass es gerade erst losgeht mit der Szene und plötzlich ist alles schon wieder vorbei. Leider ist mir das ein paar Mal passiert, sodass ich Schwierigkeiten hatte, mich auf die Situationen einzulassen und es für mich eher telling als showing war.

Insgesamt war mir auch nicht so direkt bewusst, dass es sich um den ersten Band einer Reihe handelte, der noch dazu sehr offen endet (also eigentlich gibt es gar kein richtiges Ende). Im Internet habe ich tatsächlich auch noch keine Infos zu einem zweiten Band gefunden, ganz zu schweigen, dass man mal einen ungefähren Erscheinungstermin finden würde. Einzig weil der Roman so offen endet und sich hinten im Buch noch eine kurze Leseprobe zu Band zwei befindet, weiß ich das überhaupt. Das ist ein bisschen schade, weil ich natürlich schon ganz gerne wüsste wie es weitergeht. Für mich war #LondonWhisper – Als Zofe ist man selten online von Aniela Ley ein ganz netter Auftaktband, aber er lässt mich auch nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen.

 

 

 

Danke an den dtv Verlag für das Ausrichten der Leserunde und das Rezensionsexemplar!

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