Der Prügelknabe von A. Christie

Rezension: Der Prügelknabe von Agatha Christie

Bei dem Prügelknaben von Agatha Christie handelt es sich nicht um einen klassischen Whodunit, sondern um eine etwas offenere Form. Poirot rechnet am Anfang des Krimis damit, dass jemand aus dem Haushalt Reuben Astwell ermordet haben muss, aber nach und nach stellt sich heraus, dass auch Fremde die Möglichkeit gehabt hätten in das Haus einzudringen und den Mord hätten begehen können, außerdem hätte der Bruder von einem der Hausangestellten durchaus ein Motiv gehabt das Opfer zu ermorden. Aber natürlich hätten, wie ich in der Inhaltsangabe ausgeführt habe, auch einige der Familienmitglieder und der Menschen aus dem Haushalt durchaus ein Motiv gehabt, Reuben zu ermorden. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich die Ermittlungen hauptsächlich auf die Leute im Haushalte konzentrieren. Interessant fand ich hier auch, dass die Hausmädchen sämtlich außer Acht gelassen wurden, denn Poirot spricht zwar mit ihnen, sodass der Leser merkt, dass es ein paar Hausmädchen gibt, aber er lässt sich von ihnen nur Hinweise liefern. Schließlich haben sie zwar auch ein Motiv zu lügen, denn sie wollen vielleicht niemanden belasten, den sie schon so lange kennen und mit dem sie so eng zusammenleben und arbeiten, doch da sie als Verdächtige ausscheiden, haben sie nicht so ein dezidiertes Interesse daran, zu lügen.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist, wie Poirot auf die Spur des Mörders kommt. Er schaut sich an, in welchem Zeitraum Reuben Astwell ermordet worden sein muss und schließt daraus zurück, wer alles als Mörder in Frage kommt und unter welchen Umständen wer als Mörder in Frage kommt. Also beispielsweise: Wenn die Aussage falsch ist, würde der oder die als Mörder in Frage kommen, wobei sich immer die Frage stellt, warum jemand für jemand anderen lügen sollte.

Auch die Ausgangsvoraussetzungen sind sehr spannend. Jeder hält Charles Leverson für den Täter, weshalb auch niemand eine Aussage darüber machen möchte, wann man ihn wie aus dem Zimmer, in dem die Tat geschehen ist, hat kommen sehen. Nur Lady Astwell hält Charles für unschuldig und das nicht, weil sie glaubt, dass er es nicht war oder weil sie genau weiß oder sogar Beweise hat, dass es dieser oder jener war, sondern weil sie ihrer weiblichen Intuition vertraut, die ihr sagt, dass es nicht ihr Neffe, sondern Trefusis war. Natürlich wird niemand für die Intuition einer Frau verurteilt, aber Poirot muss seiner Klientin gleichzeitig das Gefühl vermitteln, dass er ihr glaubt und den wahren Mörder finden; unabhängig davon, ob seine Klientin damit einverstanden ist oder nicht.

Insgesamt ist Der Prügelknabe von Agatha Christie obwohl er so kurz ist sehr spannend geschrieben und ich habe ihn sehr gerne gelesen, aber etwas richtig besonderes und ein absolutes must-read ist er auch nicht, dennoch würde ich ihn weiterempfehlen.

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