Adventskalender 2020 ·Die Mausefalle von A. Christie ·Weihnachtsbücher

Rezension: Die Mausefalle von Agatha Christie

Da es sich mit etwa 90 Seiten um einen ziemlich kurzen Krimi der Autorin handelt, kann die Handlung und die Charaktere nicht so besonders ausgereift sein. Die Figuren bleiben vor allem auch wegen der Kürze auch hier relativ oberflächlich. Interessant finde ich in diesem Kontext besonders, dass dennoch mit Psychologie gearbeitet wird und Molly beispielsweise manipuliert wird an einigen Stellen.

Die Geschichte selbst ist ein spannender Whodunit, bei dem die Figuren relativ klar umrissen sind. Auch sind es nicht so viele, was es zwar auf der einen Seite erleichtert, weil man sich nicht so viele Namen und Charaktere merken muss, auf der anderen Seite fand ich es dieses Mal aber auch genug Leute, dass man mitraten kann. Dass Mrs. Boyle stirbt macht einem als Leser nicht so sonderlich viel aus, weil sie ständig nur am schimpfen ist und insgesamt relativ negativ dargestellt wird. Dennoch möchte man natürlich wissen, warum sie ermordet wurde und was genau passiert ist.

So ist man irgendwie auf der Seite des Polizisten, der erst einmal alle verdächtigt, verhört und befragt, wer an welcher Stelle des Hauses war und was jeder zum Zeitpunkt des Mordes gemacht hat. Gleichzeitig fragt man sich auch, wer alles ein Motiv haben könnte, die Frau zu ermorden, denn schließlich konnte ja eigentlich niemand wissen, dass sich Mrs. Boyle zu diesen Tagen in der Pension aufhält und selbst die beiden, die es wissen konnten, hätten ja dann auf den Zufall, dass die Person, die sie ermorden wollen würden sich zufällig in ihrer Pension einmietet warten müssen. Das ergibt also so keinen Sinn. Aber auch dafür findet Christie eine Lösung, aber man kann auch als Leser einige Verdächtige ausschließen.

Die Stimmung des Krimis finde ich aber ungemein schön. Bei mir war der Krimi in einem Sammelband von Weihnachtsgeschichten von Christie und ich habe am Anfang nicht verstanden, warum das so ist. Aber wenn man sich die Atmosphäre ansieht, in der der Krimi spielt, wird schnell klar, warum er in diese Sammlung aufgenommen wurde. Es handelt sich ja nicht nur um einen Whodunit, sondern um einen der in einer verschneiten Pension spielt. Der Schneesturm, der draußen tobt, sorgt dafür, dass man von der Außenwelt abgeschnitten ist (klar, sonst wäre es ja auch kein Whodunit) und man fürchtet sich, wer als nächstes ermordet werden könnte. In diesem Setting hätte ich auch gerne noch weitere 100 Seiten verbracht und wäre mit den Ermittlern alle Verdächtigen durchgegangen, hätte gerne noch gelesen, wie sich alle abends vor einem der Kamine versammeln und gemeinsam Zeit verbringen, ständig darauf bedacht, nicht mit einer Person alleine zu sein, damit man nicht ermordet werden kann. Das wäre doch mal spannend und unterhaltsam gewesen. Aber gut, Christie ist ja bekannt dafür, dass sie sehr knappe Handlungen entwirft und ich staune immer wieder wie weit man diese noch ausschlachten könnte, wenn man das wollte.

Dennoch ist dieser Krimi Die Mausefalle von Agatha Christie (von der es ja auch noch zwei weitere Fassungen gibt: eine als Radiohörspiel und die andere als Theaterstück) ein ungemein spannender Krimi und ich finde, dass dieser zurecht so große Bekanntheit erlangt hat. Wer also mal einen klassischen Whodunit lesen möchte und eine gruselige Atmosphäre wünscht, der macht mit Die Mausefalle nichts falsch.

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