Adventskalender 2019 ·Lieblingsworte

Extrapolieren

Das Verb extrapolieren kommt von dem Substantiv Extrapolation. Auf der einen Seite steht natürlich die mathematische Bedeutung, von der ich zwar gehört hatte, aber die mir gerade nicht im Kopf herumschwirrte. Bildungssprachlich meint das Verb extrapolieren, dass aus etwas Bekanntem unter gleichbleibenden Bedingungen etwas neues geschlossen wird. Dieses Fremdwort ist, denke ich, eines, dass man auch im richtigen Leben also im privaten Alltag verwenden kann, auch wenn es keines sein wird, dass man tagtäglich verwendet.

Adventskalender 2019 ·Das Bücherhaus von J. Kaag

Rezension: Das Bücherhaus von John Kaag

Das Bücherhaus von John Kaag ist mit dem Untertitel Eine philosophische Liebesgeschichte untertitelt. Man rechnet also mit einer – mehr oder weniger – autobiographischen Geschichte darüber wie ein Mann, der eine verfallende Bibliothek retten möchte, sich in eine Mitstreiterin verliebt und mit ihr zusammenkommt. Zumindest waren das meine Erwartungen an das Buch, die leider sehr hoch waren. Leider deshalb, weil dann die Wahrscheinlichkeit immer sehr groß ist, dass ich enttäuscht werde. Tatsächlich hatte ich wirklich etwas ganz anderes erwartet als das was das Buch wirklich ist.

Bei Das Bücherhaus handelt es sich eigentlich fast gar nicht um eine Liebesgeschichte. Ja, John Kaag und seine Kollegin Carol kommen am Ende zusammen und heiraten und ja, sie waren am Anfang eben nicht zusammen sogar im Gegenteil noch mit anderen Partnern verheiratet, aber das macht noch keine Liebesgeschichte aus. Für eine Liebesgeschichte hat mir der Einblick in die Figuren gefehlt. Man erfährt auf weiten Strecken des Buches nicht was Carol denkt und man erfährt bedauerlicherweise auch nicht was John denkt. Das mag daran liegen, dass die Geschichte autobiographisch ist, aber es fehlte halt wirklich. Darüber hinaus nimmt die Liebesgeschichte auch einen unglaublich kleinen Umfang ein. Hin und wieder erfährt man mal so in einem Halbsatz nach dem Motto Wir sind jetzt übrigens zusammen, was so im Hintergrund los war.

Hinzu kommt noch die unglaublich verworrene Erzählweise. Weil sich das Leben von John Kaag und Philosophie immer wieder abwechseln, gibt es praktisch keine durchgehende Erzählung. Das ist insofern in Ordnung als dass er die Philosophie immer wieder auf das wahre Leben anwendet, was eine komplett andere Perspektive auf die Philosophie wirft und mir persönlich gut gefallen hat. Aber leider sorgt das auch dafür, dass man ziemliche Schwierigkeiten hat, der Liebesgeschichte zu folgen, weil man ja im Gegensatz zum Autor nicht weiß wann sich was wie abgespielt hat und für mich diese Informationen nicht so klar waren.

Das klingt jetzt sehr negativ, ist so aber gar nicht gemeint. Bei mir lag es einfach daran, dass ich eben eine Liebesgeschichte erwartet habe und die nicht kam und kommen wollte. Ich glaube, ich habe bis Seite 200 gewartet und danach wurde es langsam besser, weil Carol dann eine immer größere Rolle spielte ergo ließ sich dann so langsam die Liebesgeschichte erkennen. Daraus geht für mich folgende Konsequenz hervor: Es handelt sich um ein Philosophiebuch.

In Das Bücherhaus fasst John Kaag gekonnt viele amerikanische Philosophen zusammen. Er beschreibt darüber hinaus, auch deren Ursprünge in der altgriechischen Philosophie und der europäischen Philosophie. Wer sich mal mit Philosophie beschäftigt hat, wird wohl kaum einen Namen vermissen, wer dieses Werk nutzen möchte sich unterhaltsam über die Philosophie der letzten etwa 2200 Jahre zu informieren wird hier eine gute Zusammenfassung finden. Zumal viele philosophische Richtungen anhand von praktischen Beispielen (aus dem Leben des Autors) untermauert werden und somit besonders verständlich sind. Wenngleich dieser Roman nicht gänzlich unanspruchsvoll ist, kann man ihn doch mit ein wenig Hintergrundwissen gut verstehen und auch als einführendes Werk in die Philosophie ist er gut zu gebrauchen; wenngleich der Schwerpunkt natürlich auf der amerikanischen Philosophie liegt.

Insgesamt ist Das Bücherhaus von John Kaag ein unterhaltsames Werk, das man einfach unter einem anderen Untertitel vermarkten müsste, weil dieser falsche Erwartungen weckt und der Leser enttäuscht zurückbleibt. Als Liebesgeschichte habe ich den Roman weniger verstanden, viel mehr als philosophisches Werk mit vielen anschaulichen Beispielen aus der Realität; wie der Autor die Philosophie auch verstanden sehen möchte, weniger als Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm als als praktisches Hilfsmittel in allen Lebenslangen.

 

 

Vielen Dank an den btb Verlag für das Rezensionsexemplar!

Adventskalender 2019 ·Shohn von L. Foster

Inhaltsangabe: Shohn von Lori Foster

Shohn wurde auch unter dem Titel Buckhorn ever after von Lori Foster herausgegeben und ist damit der 6. Teil der Buckhorn-Brüder-Reihe. Shohn ist Ambers Cousin und möchte ihren Hund von Nadines Tierpension abholen. Nadine und er kennen sich schon lange und sind seit ihrer Kindheit miteinander befreundet, obwohl niemals eine richtige Anziehung zwischen ihnen bestanden hat. Nadine fühlte sich nicht hübsch genug für den allseits beliebten, gutaussehenden Junggesellen und dieser konnte auch mit Nadine auf dieser Ebene nicht besonders viel anfangen. Umso überraschter ist er, als er eine Anziehungskraft zwischen sich und der taffen, jungen Frau spürt, denn Nadine verweigert es ihm, Ambers Hund mitzunehmen. Eigentlich weiß sie, dass Amber und Shohn verwandt sind, allerdings hat sie einmal schlechte Erfahrungen gemacht, sodass sie niemandem mehr ein Tier mitgibt, der nicht in der Kartei aufgeführt wird. Shohn nutzt das für sich und isst mit Nadine zu Abend, während diese auf einen Anruf von Amber wartet. Zwischen den beiden entwickelt sich dann ziemlich schnell eine immer heftigere Anziehung erst recht als Shohn am nächsten Morgen mit einer Katze bzw. eigentlich mit einem Kater anrückt, den Nadine für ihn den Tag über sitten soll. Nadine ist anfangs skeptisch aber als sie sieht, wie der Kater mit den Hunden klarkommt, entscheidet sie sich für den Kater. Shohn nutzt unterdessen den Kater um Nadine immer mehr für sich zu gewinnen und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Shohn kommt jeden Abend zu Nadine und sie verbringen die Nächte miteinander. Allerdings möchte Nadine nicht, dass irgendjemand von ihrer Beziehung erfährt, sodass sie sich nur im Verborgenen treffen können. Als Garrett vorbeikommt um Shohns Kater abzuholen, versteht Nadine dies falsch, denn sie glaubt an ein Ende ihrer Beziehung mit Shohn, denn sonst hätte er den Kater ja auch einfach später bei ihr abholen können. Shohn ist nicht erreichbar, denn er verbringt mit ein paar hübschen Camperinnen die Nacht, denen er als Parkranger beistehen soll. Nadine kann ihn also nicht erreichen und verspricht Garrett, dass er den Kater am nächsten Morgen bei Shohns Eltern abgibt, denn sie kann ihm den Kater ja nicht einfach mitgeben. Nadine wollte eigentlich nur kurz den Kater dort abgeben, aber so schnell kommt sie aus dem Haus nicht wieder raus, und so fängt Shohn sie ab. Er bugsiert sie in eine Laube und macht ihr dort eine Ansage, warum sie denn gehen wollte ohne sich zu verabschieden. Sie erklärt ihm, dass sie das einfach finde, da sie doch nun nicht mehr zusammen wären. Shohn versteht nur Bahnhof, schließlich ist er in Nadine und kann sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen.

Adventskalender 2019 ·Shohn von L. Foster

Rezension: Shohn von Lori Foster

Shohn von Lori Foster ist, wie oben geschrieben auch unter dem Titel Buckhorn ever after herausgekommen und der 6. Teil der Buckhorn-Brüder-Reihe. Damit ist Shohn der erste Teil, der bislang nur auf Englisch herauskam. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, dass dieser Band nicht übersetzt wurde, aber man kriegt ihn für wenige Euro als eBook. Der Roman ist relativ kurz, denn er umfasst nur etwa 70 Seiten. Das macht es aber auch für ungeübtere Leser möglich diesen englischen Roman zu lesen. Außerdem ermöglicht es der eReader ja auch, dass man einige Vokabeln einfach mal nachschlägt.

Mir persönlich gefiel es aber nicht, dass Shohn so vulgär wirkte. Für mich wirkte es einfach so, als ob es einfach nur um die Beziehung und die Bettgeschichte zwischen den beiden geht. Mir fehlte so ein bisschen das Drumherum. Natürlich ist es schwierig auf 70 Seiten eine ausgefeilte Geschichte zu erzählen, aber ein bisschen mehr Liebesgeschichte wäre schon schön gewesen, oder Charakterentwicklung hätte auch zu einer schönen Geschichte beigetragen. Stattdessen haben wir einen jungen Mann, der sich plötzlich in eine alte Freundin verliebt (das kennen wir doch schon aus Für Emma & ewig) und eigentlich gar nicht glauben kann, dass er sich verliebt hat. Erst als ihn seine weiblichen Verwandten immer mehr darauf stoßen, er eifersüchtig auf seinen Cousin ist, der sich mit seiner Herzensdame unterhält und er Angst bekommt, als sie sich von ihm trennen möchte, versteht er, dass diese Gefühle tiefer gehen und er sich wohl offensichtlich in sie verliebt hat. Da wäre mehr schöner gewesen.

Ich habe diesen 6. Teil der Reihe gelesen, weil ich eben schon vier der fünf vorherigen Teile kannte und die Reihe bisher ganz schön fand. Ich mochte es in der Vergangenheit vor allem, dass man immer das Gefühl hat, man kam nachhause, weil man sich in dieser Familie irgendwie wohl fühlt. Aber auch diese Stimmung kam hier nicht so richtig auf, außer am Ende. Das lag einfach daran, dass die Familie praktisch keine Rolle spielt außer ein paar vereinzelten Familienmitgliedern, die hier und da mal vorkommen. Hier wäre ein bisschen mehr Familie auch noch ganz nett gewesen und hätte mich persönlich gefreut.

Insgesamt ist Shohn aus der Buckhorn-Brüder-Reihe keine Meisterleistung von Lori Foster, aber wer die vergangenen Bände gut fand, der kann mit dieser Novella sicherlich seinen Spaß haben.

Adventskalender 2019 ·Caput Mortuum von U. A. Kucera

Inhaltsangabe: Caput Mortuum von Ulrike A. Kucera

In dem Kriminalroman Caput Mortuum von Ulrike A. Kucera gibt es drei Erzählstränge, die irgendwann zusammenlaufen. Im ersten Erzählstrang geht es um Oleg, der auf dem Weg nach Frankfurt am Main ist um dort mit seinem Cousin einen Job auszuführen. Wie sich herausstellt, klaut sein Cousin Autos für dessen Vater um diese dann in Russland oder in Litauen weiterzuverkaufen. Oleg ist dafür nicht geeignet, denn er fühlt sich mit dem Diebstahl überhaupt nicht wohl und als er dann auch noch eine Leiche im Kofferraum des von ihm gestohlenen Wagens findet, rastet er vollkommen aus. Er ist froh, endlich nachhause zu seiner Mutter zu kommen, obwohl er dort kaum mit ihr über das Vorgefallene spricht.

Der zweite Erzählstrang erzählt von Emma Weiß, die von ein paar Polizisten verhaftet wird. Sie wehrt sich gegen sie und beißt sogar zu, sodass die Polizisten sie verhaften und in eine psychiatrische Anstalt bringen. Emma Weiß kann sich nicht erinnern, was sie auf dem Friedhof, in dessen Nähe sie verhaftet wurde, gemacht hat, außerdem weiß sie nicht, wo ihr Mann hin ist, der seit dem Morgen an dem sie verhaftet wurde, nicht mehr gesehen wurde und ihr wird vorgeworfen, dass sie das Grab von einem Bekannten verunstaltet haben soll, dabei kann sie sich auch daran nicht erinnern. Emma spricht weder in der psychiatrischen Anstalt noch in der Untersuchungshaft ein Wort, sodass man ihr auch nicht helfen kann.

Edgar Jaspersen ist Kommissar in Frankfurt am Main und mit einem grauenhaften Mordfall betraut: Er soll den Mord an einem kleinen Jungen aufklären, verrennt sich bei der Aufklärung aber und wird von dem Fall abgezogen. Nun soll er den Fall von Emma Weiß aufklären, die auch nach zwei Monaten in der psychiatrischen Anstalt und in der Untersuchungshaft noch immer kein Wort spricht und sich auch an nichts erinnert. Sie kann sich einfach nicht erklären, wo ihr Mann hin ist, was ihr vorgeworfen wird und warum sie am Friedhof war. Jaspersen spricht mehrere Male mit Emma und spricht auch mit ihrer Mutter, die aber ihre Tochter verleugnet, außerdem spricht er mit Brunos Vater, der nicht einmal wusste, dass sein Sohn in der Stadt war. Nachdem Emma entlassen wurde, nimmt Jaspersen sie mit auf den Friedhof und zeigt ihr das Grab und er fragt sie, was dort geschehen ist. Emma Erinnerungen kommen zurück, allerdings ist sie zu diesem Zeitpunkt bereits zurück in ihrer Wohnung und Jaspersen ist gegangen. Sie erinnert sich, dass sie an jenem Abend im Oktober nachhause kam und ihr Mann, Bruno, war nicht zuhause. Sie sucht ihn in seiner Stammkneipe, kann ihn aber weder dort noch in seinem Stammcafé finden, sodass sie sich entschließt zu Prof. Gutmanns Grab zu fahren. Dort findet Bruno Trost, sagt er und dort sitzt er auch. Am Grab haben die beiden einen folgenschweren Streit, doch wie soll Emma mit dieser Wahrheit umgehen?

Adventskalender 2019 ·Caput Mortuum von U. A. Kucera

Rezension: Caput Mortuum von Ulrike A. Kucera

Caput Mortuum ist das zweite Werk der Autorin Ulrike Kucera und ich muss sagen, dass es mir dafür ausgesprochen gut gefiel. Kucera schreibt sehr ausführlich. Sie beschreibt die Situationen sehr genau und ausführlich und dennoch fand ich es meistens (es gab tatsächlich ein oder zwei Ausnahmen) als nicht besonders langatmig oder gar langweilig. Das gefiel mir ganz gut. Auch die Beschreibungen von Frankfurt gefielen mir recht gut, wenngleich ich mich in Frankfurt nicht gut genug auskenne, um die Orte wirklich gut wiedererkennen zu können.

Besonders die Idee mit den drei Erzählsträngen gefiel mir gut. Man weiß, dass die drei Erzählstränge vermutlich irgendwann zusammenlaufen, sonst würde der Erzähler nicht immer wieder hin und her wechseln. Und natürlich ist auch halbwegs klar, wie diese drei Stränge zusammenlaufen müssen, wobei es da dennoch noch einige Überraschungen gab, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Das Wechseln der Perspektiven war manchmal schon ein bisschen anstrengend und sorgte natürlich auch dafür, dass die Handlung lange spannend blieb, weil die Autorin es gekonnt so dreht, dass immer wieder kleinere Informationshäppchen preisgegeben werden. Immer wieder erfährt der Leser mehr über die Hintergründe, aber dennoch bleiben noch ein paar Geheimnisse und niemals wird zu viel aufgedeckt. Das war manches Mal wirklich ziemlich nervenaufreibend. Der Krimi ist also kein normaler Krimi wie man ihn von Christie oder Kibler kennt, denn es gibt nicht einen Fall zu dem immer mehr Informationen gesammelt werden, sondern durch die Wechsel und neuen Perspektiven wird zwar in diesem Fall ermittelt, aber die menschlichen Hintergründe bleiben dabei dennoch nicht unberücksichtigt.

Für mich hat es Kucera mit Caput Mortuum geschafft einen spannenden Krimi zu schreiben, der mich beinahe schon an einen Thriller erinnert, bei dem die menschlichen Hintergründe nicht außer Acht gelassen werden, dennoch wird der Fall ziemlich lückenlos aufgedeckt und vor allem wie der Kommissar den Fall auflöst hat mir sehr gut gefallen, denn ich wurde schon mit halbaufgelösten Fällen aus einem Krimi entlassen, was mir gar nicht gefiel. Mir gefiel der Krimi wirklich relativ gut, wenngleich es ein paar kleinere Längen gab, sodass ich ihn gerne guten Gewissens weiterempfehlen kann.

Adventskalender 2019 ·Wenn die Blätter von den Bäumen fallen von J. Huffmann

Wenn die Blätter von den Bäumen fallen von Johann-Friedrich Huffmann

Die Lyrik-Anthologie Wenn die Blätter von den Bäumen fallen von Johann-Friedrich Huffmann vereint 85 Gedichte in sich. Sie ist als Sammelband all der Werke konzipiert, die beim gleichnamigen Lyrikwettbewerb nur einen Sonderpreis gewonnen haben. Dabei handelt es sich um Werke, die alle sehr unterschiedliche Niveaus bedienen. Manche der Gedichte sind mit Titel, manche ohne veröffentlicht worden, manche Autoren haben ihre Gedichte offensichtlich unter Pseudonym veröffentlicht. Die Gedichte haben fast alle in irgendeiner Form das Thema Herbst, Blätter oder Lebensende, letztes legt die Assoziation des Lebens mit den Jahreszeiten ja durchaus nahe. Insgesamt sind die Gedichte durchwachsen, manche gefielen mir wirklich gut, bei anderen wirkte es so, als ob der Autor sich kurz vor Ablauf der Frist zum Wettbewerb überlegt hat ‚ich wollte ja noch ein Gedicht schreiben. Mist, ich habe keine Zeit mehr was ausgefallenes zu schreiben, naja gebe ich halt das ab.‘ Aber grundsätzlich bietet solch ein Wettbewerb, vor allem, wenn man auch die Gedichte veröffentlicht, die nicht gewonnen haben, ja durchaus die Möglichkeit, dass sich junge, unbekannte Autoren einmal an der Lyrik versuchen können. Man hat die Möglichkeit mal zu experimentieren, neue Formen und Gedichttypen auszuprobieren und merkt sogar, wenn man nicht gewinnt, dass das Gedicht eben nicht so gut ankam, was ja manche Gedichte auch überhaupt nicht müssen. Lyrik wird im Allgemeinen selbst bei bekannteren Autoren in nur recht geringer Auflage gedruckt, weil man damit wohl nicht allzu viel Geld verdienen kann, deshalb ist es erst recht verwunderlich, wenn ein kleiner Verlag seine „Wettbewerbsverlierer“ veröffentlicht, wobei natürlich klar ist, warum sie es machen. Wie viele Leute kaufe ein Werk? Wenn 85 Autoren in einem Band veröffentlicht sind, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass diese Autoren sich ein Buch kaufen, und vermutlich kauft man dann noch eins für die Familie, eins für die Freunde und schon ist eine Auflage von mehreren Hundert Werken erreicht. Die Lyrik-Anthologie Wenn die Blätter von den Bäumen fallen wurde von der Edition AVRA veröffentlicht. Inwiefern dieser – ebenfalls self publishing – Verlag mit dem Frieling-Verlag zusammenhängt, konnte ich leider nicht auf den ersten Blick durchschauen. Der Frieling-Verlag ist eine Art self publishing-Verlag, dies bedeutet, dass ein Autor für Druckkosten, Lektorat, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und was zu einer Veröffentlichung sonst noch so dazugehört selbst aufkommen muss.

Adventskalender 2019 ·Sherlock Holmes Kurzgeschichten

Eine Skandalgeschichte im Fürstentum O von Sir Arthur Conan Doyle

Zu Beginn der Geschichte Eine Skandalgeschichte im Fürstentum O von Sir Arthur Conan Doyle werden Dr. Watson und Sherlock Holmes vorgestellt. Die beiden sind Kollegen und muten beinahe als Freunde an. Die Geschichte wird aus der Sicht des Dr. Watson erzählt, welcher zu diesem Zeitpunkt schon verheiratet ist. Mit einem seltsamen Briefchen kündigt sich ein neuer Klient an, der angibt, dass er Sherlock Holmes darum bittet, es ihm nachzusehen, dass er sich nur mit einer Maske zu ihm wagt. Unten hält eine Kutsche und bald darauf, kommt ein junger Mann, mit einer Maske vor dem Gesicht in das Zimmer, in dem Holmes und Watson warten. Holmes hatte bereits geschlossen, dass es sich bei diesem geheimnisvollen Klienten wohl um den Fürsten von O handeln müsse, da das Briefpapier geprägt war. Der Fürst nimmt die Maske ab und schildert dem Detektiv und dessen Vertrauten sein Problem: Er habe vor einiger Zeit etwas mit der Schauspielerin Irene Adler gehabt, nun habe er sich anderweitig verlobt und wolle eine Fotografie, die Fräulein Adler in ihrem Besitz hat, wieder zurück. Fräulein Adler ist weder gewillt sie ihm zurückzugeben, noch konnten Einbrecher und Diebe es aus ihrem Besitz entwenden. Nun ist Holmes seine letzte Hoffnung, denn Fräulein Adler hatte angekündigt, seiner neuen Verlobten das Bild zu schicken. Damit wäre die Verlobung aber hinfällig, sodass dies um jeden Preis abgewendet werden muss. Holmes versucht zuerst einmal etwas über Fräulein Adler herauszufinden, also verkleidet er sich und hilft den Bediensteten der Straße, sodass er über deren Gespräche erfährt, dass Fräulein Adler wohl einen Mann trifft. Später verfolgt er Fräulein Adler und ihren Verlobten zu einer Kirche, wo er als Trauzeuge der Hochzeit beiwohnt, da diese sehr kurzfristig über die Bühne gebracht werden muss. Am nächsten Tag kehrt er mit Watson zur Wohnung der Dame zurück, draußen lässt er sich auf eine Schlägerei ein. Watson hat unterdessen den Auftrag zu warten bis Holmes ihm von innen ein Zeichen gibt. Holmes wird von Fräulein Adler in ihr Haus gebeten, damit man sich um ihn kümmern kann. Dieser sorgt dafür, dass das Fenster geöffnet wird, sodass Watson eine Rauchgranate hineinwerfen kann. Irene zeigt ihm, da sie glaubt, dass es brennt, wo sich das Bild befindet. Holmes und Watson verschwinden und wollen am nächsten Tag zurückkehren um das Bild zu holen. Allerdings stellt sich am nächsten Morgen durch einen Brief Fräulein Adlers heraus, dass sie wusste, dass er Holmes war, und dass sie mit ihrem Verlobten aus London geflohen ist und niemals zurückkehren wird. Der Fürst brauche sich unterdessen keine Sorgen um das Bild zu machen, sie würde es ihm zwar nicht zurückgeben, aber es gut verwahren und nicht seiner Verlobten zeigen, da sie selbst neu verliebt sei. Mit diesem Versprechen gibt sich das Fürst zufrieden und lässt Irene ziehen, womit die Skandalgeschichte im Fürstentum O endet.

Ich muss sagen, dass man ja schon ein bisschen was kennt von Sherlock Holmes, aber dass man den genauen Inhalt meistens nicht parat hat, vor allem von den eher unbekannteren Stücken – und ich kannte die Skandalgeschichte im Fürstentum O bisher noch nicht. Aber ich finde die Einleitung indem man erst einmal ein bisschen etwas von Holmes und Watson erfährt und von ihrer Beziehung zueinander und dann sanft in die Geschichte eingeführt wird, indem Holmes schon ein bisschen was geschlussfolgert hat und das seinem Freund schon mal erzählt bevor der Klient kommt, praktisch, denn so lässt sich der Leser gut in die Szenerie einführen.

Für die damaligen Verhältnisse war diese Liebesgeschichte zwischen einem Fürsten und der Schauspielerin sicherlich ein Skandal, wobei dieser natürlich für den heutigen Leser nicht mehr so offensichtlich ist. Schade fand ich dabei, wobei man natürlich auch hier den historischen Kontext betrachen muss, dass der Fürst sich für Irene zu interessieren scheint, er meint selbst, dass sie eine gute Fürstin geworden wäre, wenn sie von seinem Stand wäre, er sie aber dennoch nicht heiraten möchte.

Die Darstellung der klugen Frau, die es sogar schafft Sherlock Holmes auszutricksen ist auf jeden Fall interessant und darf auch gerne weiter untersucht und interpretiert werden, denn am Ende kriegt Holmes sogar ein Bild von der Dame geschenkt, sodass sie ihn fasziniert und sich Holmes dagegen auch nicht zu wehren scheint. Was ich hingegen nicht verstehe, ist, warum Irene Adler auf einmal einen anderen Mann heiratet, den sie auch noch zu lieben angibt und dann noch mit ihm die Stadt verlässt. Auch weshalb die beiden wohl noch bis 12 Uhr mittags heiraten mussten, verstehe ich nicht, denn das wird auch am Ende der Geschichte nicht so wirklich aufgeklärt, wobei ich es auch vielleicht einfach nicht verstanden habe, wobei ich eher vermute, dass es wirklich nicht erwähnt wurde.

Alles in allem ist Eine Skandalgeschichte im Fürstentum O von Sir Arthur Conan Doyle nicht das, was ich mir unter den Sherlock Holmes-Geschichten vorgestellt hatte, wenngleich die unvergleichliche Gabe des berühmten Detektiv in dieser Geschichte ausgezeichnet zur Geltung kommt und diese deshalb gerne gelesen werden kann, auch wenn sie anders ist als erwartet.

Adventskalender 2019 ·Das Zimmer der Wunder von J. Sandrel

Inhaltsangabe: Das Zimmer der Wunder von Julien Sandrel

In dem Roman Das Zimmer der Wunder von Julien Sandrel geht es um die Karrierefrau Thelma. Thelma ist mit ihrem Sohn Louis auf dem Weg zum Brunch mit ihrer Mutter als sie plötzlich einen Anruf von ihrem Chef bekommt. Louis wird auf seinem Skateboard von einem LKW erfasst und fällt ins Koma. Von nun an muss Thelma entscheiden was ihr wirklich wichtig ist, denn für sie scheint nur noch das Krankenzimmer ihres Sohnes und die Arbeit zu zählen, schließlich ist die Arbeit ihre Konstante.

Erst als ihr Chef sie beleidigt und sie sich dagegen währt und ihre Mutter ihr unerwartet den Rücken stärkt und sämtlichen Alkohol aus ihrem Leben verbannt, erkennt Thelma was zählt: Familie. Beim Bettenmachen findet Thelma zufällig ein Notizbuch ihres Sohnes: Das Heft der Wünsche. In diesem Heft hat Louis alle Dinge festgehalten, die er machen möchte, bevor er stirbt.

Obwohl sie mit ihrer Mutter in den letzten Jahren nicht mehr besonders gut ausgekommen ist, zieht ihre Mutter bei Thelma ein und unterstützt sie bei ihrer verrückten Idee: Wir bringen die Wünsche in Louis‘ Krankenzimmer. Gemeinsam mit einer verständnisvollen Krankenschwester macht sich die alleinerziehende Mutter an die Umsetzung. Sie fliegt nach Japan, um dort die Lichter von Tokio von einem Hochhaus zu betrachten, sich ein Tattoo stechen zu lassen und irgendetwas von der Karte in einem japanischen Restaurant zu bestellen. Unerwartet fliegt ihre Mutter ihr hinterher, um gemeinsam mit ihrer Tochter ihre Erlebnisse auf Film festzuhalten.

Während Thelma nach und nach die Wünsche ihres Sohnes erfüllt und sich dabei auch selbst immer mehr findet, merkt sie wie wichtig Freunde, Familie und die eigenen Träume sind. Doch die Deadline, die ihr die Ärzte gesetzt haben, rückt immer näher und ihrem Sohn scheint es immer noch nicht besser zu gehen. Was genau sie mehr tun, als ihm immer wieder vor Augen zu führen wie wichtig und erfüllt das Leben sein kann?

Adventskalender 2019 ·Das Zimmer der Wunder von J. Sandrel

Rezension: Das Zimmer der Wunder von Julien Sandrel

Ich könnte jetzt noch viel mehr über den Inhalt des Buches schreiben, aber dann spoilere ich euch viel zu sehr. Ich kann euch aber verraten, dass ich während des ganzen Buches immer wieder hin und hergeschwankt bin. Auf der einen Seite hofft man natürlich die ganze Zeit über, dass der Roman bitte bitte gut ausgehen soll und auf der anderen Seite ist einem natürlich klar, dass das Buch auch schlecht ausgehen könnte. Irgendwann war ich so im Lesefluss, dass ich gar nicht mehr über ein negatives Ende nachgedacht habe, aber das änderte natürlich nichts an der Möglichkeit.

Die Charaktere der Hauptfiguren haben mir auch ziemlich gut gefallen. Thelma ist am Anfang, obwohl sie so fokussiert auf ihre Arbeit ist, dennoch liebenswert. Aber sie machte eine unglaubliche krasse und starke Entwicklung durch. Und obwohl sie eigentlich die Wünsche ihres Sohnes erfüllt, hat man das Gefühl, dass sie zum einen auch selbst Spaß daran hat und zum anderen diese Reise als Reise zu sich selbst nutzt. Bücher, die eine Reise zu sich selbst enthalten, gefallen mir meistens recht gut. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter reflektiert Thelma und erkennt so, warum das Verhältnis in den letzten Jahren so angespannt war und dass es auch ihre Schuld war.

Auch die anderen Charaktere sind wichtig und wirken im Zusammenspiel sehr herzlich, aber auf sie ist kein so großer Fokus wie auf Thelma gelegt. Dennoch haben mir diese Charaktere sehr gut gefallen, denn sie sorgen dafür, dass Thelma ein Netz, das sie auffängt, erhält, das sie vor dem Unfall nicht gehabt hätte. So merkt sie erst, dass Freunde und Familie wichtig sind und es gerade diese Menschen sind, die einem den Rücken freihalten.

Es gab in der Vergangenheit Bücher, bei denen musste ich lachen und es gab in der Vergangenheit Bücher, bei denen musste ich weinen. Aber ich glaube, ich habe noch nie ein Buch gelesen, bei dem ich gleichzeitig gelacht und geweint habe. Julien Sandrel ist aber genau das gelungen. Dieser Roman ist an manchen Stellen einfach unglaublich traurig und dann gibt es auch wieder Stellen, da kann man einfach nur lachen oder zumindest grinsen.

Insgesamt ist bei Das Zimmer der Wunder von Julien Sandrel die Geschichte stimmig, die Charaktere sind liebenswert und auch die Emotionen kommen in diesem Roman nicht zu kurz. Für mich ist der Roman also alles in allem wirklich wunderschön und eine klare Leseempfehlung.

 

 

Danke an den Penguin Verlag für das Rezensionsexemplar!