Erzählungen und Novellen ·Hörbücher

Kurz gesagt: Fräulein Else von Arthur Schnitzler

Fräulein Else von Arthur Schnitzler ist eine Novelle, die ich als Hörbuch gehört habe. Deshalb gehe ich sowohl auf den Inhalt als auch das Medium ein.

Else ist mit ihrer Tante im Urlaub in Italien als sie ein Telegramm von ihrer Mutter erhält: Else soll einen anderen Gast im Hotel um ein Darlehen für ihren Vater bitten. Elses Vater kann einfach nicht mit Geld umgehen. Er hat bei allen Verwandten und Bekannten Schulden. Wenn er bis in ein paar Tagen nicht einen Teil des Geldes auftreibt, muss er ins Gefängnis oder begeht vielleicht sogar Selbstmord. Nun soll Else bei einem alten Freund ihres Vaters um 30.000 Gulden bitten. Der Mann macht ihr ein Angebot: er schickt das Geld, wenn sie sich ihm nackt für 15 Minuten zeigt und Else ist brüskiert; sowas kann sie nicht tun. Doch ihr sind auch die Konsequenzen bewusst und so hadert sie mit sich, der Situation, ihren Eltern und dem Geldverleiher (Dorsday). Als ihre Mutter die Summe auf 50.000 anhebt, ist sie schockiert und sieht nur noch einen Ausweg…

Ich finde die Erzählsituation sehr spannend (und gerade wenn man die Novelle als Hörbuch hört), denn Else ist die einzige Figur, die ständig spricht. Man erfährt ihre Innenwelt, ihre Gedanken und Gefühle zu der Situation und die erzählte Zeit und die Erzählzeit sind (fast) deckungsgleich (wenn man mal von den Spaziergängen am Anfang absieht). Andere Figuren treten auf, aber nur in Dialogen, ihre Gedanken erfährt man nur insofern sie diese laut äußern. Besonders schwierig fand ich es, wenn Else meint, dass diese oder jene Figur dies oder jenes sagen könnte und man dann immer erst einmal raushören musste, ob sie jetzt gerade tatsächlich einen Dialog führt, oder sich nur überlegt was sie sagen könnte und was die andere Figuren dann erwidern würde.

Else ist mit gerade 19 Jahren noch recht jung, soll aber dennoch eine große Verantwortung tragen. Ihre Eltern haben auch schon überlegt, sie zu verheiraten, aber bisher wollte Else noch nicht. Außerdem, das habe ich mich gefragt, ist die Frage, ob sie jemanden findet, der sie heiratet, denn dass man ihrem Vater immer wieder mit viel Geld aus der Patsche helfen muss, dürfte auch für einen potentiellen Ehemann klar sein. Auch ihr Verhältnis zum Geld ist interessant: sie meint, dass sie das Geld für ihren Vater gerne verdienen würde, es ihr als Frau aber eigentlich unmöglich ist so viel Geld zu verdienen, auf der anderen Seite meint sie, dass eine Summe von 30.000 Gulden für einen Mann wie Dorsday nichts ist und dass er das aus der Portokasse bezahlt. Das fand ich irgendwie interessant, dass sie da so mit zweierlei Maß misst.

Elses Gedanken rasen auch hin und her: auf der einen Seite will sie weglaufen, ihr ist aber klar, dass sie dafür Geld bräuchte, das sie nicht hat, sie möchte aber ein freies Leben führen, sich nicht von gesellschaftlichen Normen abhängig machen, dennoch will sie ihre Eltern nicht enttäuschen. Sie meint, dass es gut wäre, wenn ihr Vater sich getötet hätte, weil sie dann die Schulden nicht mehr bezahlen müssten und sie keine Angst mehr vor der weiteren Schande haben müssten, auf der anderen Seiten liebt sie ihren Vater und möchte ihn nicht verlieren. Auch dass im Laufe der kurzen Handlung die Summe fast verdoppelt hin, weist auf das hin, was Else befürchtet: auch wenn man ihrem Vater das Geld jetzt leiht, wird es nicht lange dauern (auch wenn ihre Mutter das Gegenteil behauptet) bis ihre Familie in genau der gleichen Situation ist. Else ist insgesamt also total indifferent, was sie tun möchte und sieht keinen anderen Ausweg als unter ihren Bedingungen auf das Angebot Dorsdays einzugehen…

Das Hörbuch wurde von Edith Clever eingesprochen und ich muss sagen, dass sie den Wiener Zungenschlage, das Zurückhaltende, Verunsicherte, Aufbrausende und Überlegende von Else sehr gut hinbekommen hat. Für mich war ihre Darbietung der überzeugend.

Alles in allem hat mir Fräulein Else von Arthur Schnitzler gut gefallen. Ich finde, es handelt sich um eine sehr interessante Novelle, wenngleich ich verstehe, dass man sie nicht unbedingt in der Schule liest. Da die Novelle sehr offen endet, hier die kleine Trigger-Warnung: Else denkt immer wieder darüber nach, sich umzubringen und unternimmt am Ende der Novelle auch einen entsprechenden Versuch.

Die Verwandlung von F. Kafka ·Hörbücher

Kurz gesagt: Die Verwandlung von Franz Kafka

In der Novelle Die Verwandlung von Franz Kafka lebt Gregor Samsa mit seinen Eltern und seiner Schwester zusammen. Er opfert sich auf für seine Familie, arbeitet als Handlungsreisender, was ihm aufgrund der frühen Arbeitszeiten viel abverlangt. Als er einer Morgens den Wecker nicht hört und als Käfer erwacht, taucht jemand aus dem Geschäft auf, den er mit seinem Anblick verscheucht. Seine Eltern sind von seiner Verwandlung am Anfang erschrocken, doch seine Schwester gibt ihm zu Essen und reinigt sein Zimmer. Nach und nach orientiert sich die Familie um. Da Gregors Einkommen weggefallen ist, müssen die Eltern und die Schwester nun das Geld verdienen, dabei kommt Gregors Pflege aber zu kurz und ihre Einstellungen Gregor gegenüber wird auch immer negativer…

Ich habe Die Verwandlung von Franz Kafka als Hörbuch gehört, weshalb ich sowohl auf das Medium und den Inhalt eingehen werde.

Das Hörbuch wurde von Ulrich Matthes eingesprochen. Seine Stimme hat meiner Ansicht nach gut zum Hörbuch und zu Gregor Samsa gepasst, allerdings mochte ich die Art und Weise wie er gelesen hat. Ich fand es ermüdend ihm zuzuhören und er hat so langsam und schleppend gelesen, dass ich wirklich überlegt hatte, ob ich diese Adaption abbrechen möchte. Das fand ich ganz furchtbar und für mich gab es auch keinen Grund den Stoff auf diese Weise zu interpretieren.

Zwei Themen, die mir bei der Novelle in den Sinn gekommen sind, sind:

Erstens die Frage was einen Mensch zum Mensch macht. Gregor genießt sein Leben nicht mehr. Er isst nicht gerne, er hat keinerlei Hobbies und keinen Anschluss zu irgendwelchen Menschen, aber als ihm seine Familie seine Möbel nimmt, da diese ihn beim Klettern zu behindern scheinen und er sie ja nicht mehr benutzen kann, bäumt er sich dagegen auf. Er versucht verzweifelt die Möbelabtransporte zu stoppen und will zumindest eines der Bilder an der Wand sichern. Machen diese Gegenstände das Menschsein aus? Auch beim Genuss am Violinenspiel seiner Schwester könnte man sich fragen, ob dieser Genuss an Musik ihn menschlich macht. Außerdem pflegt er sich auch nicht mehr, was er zumindest am Anfang nach seiner Verwandlung noch getan hat. Sicherlich wäre es spannend darüber zu diskutieren, welche dieser Aspekte ihn zu einem Menschen machen und wie es mit dem Menschsein seiner Familie aussieht. Entmenschlichen sie sich selbst, weil sie ihren Bruder und Sohn so sträflich vernachlässigen?

Und in diesem Kontext auch: die Undankbarkeit von Gregors Familie. Gregor schuftet und macht einen Job, den er nicht mag, in einem Arbeitsumfeld, das unglaublich nervig, anstrengend und feindselig ist. Er muss viel reisen und früh aufstehen, was ihm sehr zu schaffen macht. Und all das macht er nur, damit sein Vater nicht mehr, seine Mutter und seine Schwester überhaupt nicht arbeiten müssen und sie sich ein paar Annehmlichkeiten leisten können. Als dann im Gegenzug Gregor Hilfe braucht, weil er unverschuldet in eine schwierige Lage (vergleichbar mit einer Behinderung oder Krankheit) gekommen ist, pflegt ihn seine Schwester. Aber als sie schon nach wenigen Wochen keine Lust und Zeit mehr dafür hat, vernachlässigt sie ihn bis er irgendwann stirbt. Gerade vorher hatten sie beschlossen, ihn loszuwerden und so freuen sie sich sogar über seinen Tod, denn sie können nun endlich ein angenehmeres Leben führen. Diese Undankbarkeit fand ich wirklich total anstrengend und ich hatte mit Gregor großes Mitleid.

Alles in allem bin ich kein großer Kafka-Fan und mochte auch Die Verwandlung nicht so gerne, finde die Themen aber sehr interessant. Die Hörbuch-Adaption mit Ulrich Matthes hat mir aber nicht gefallen.

Die schönsten Jahre von E. Heidenreich

Kurz gesagt: Die schönsten Jahre von Elke Heidenreich

In der Geschichte Die schönsten Jahre von Elke Heidenreich geht es um eine Frau und deren Mutter, die ein schwieriges Verhältnis haben. Die inzwischen ältere Dame hat ihren Mann nach dem Krieg gehasst, weil dieser Nazi war und scheint auch ihre Tochter zu hassen. Die Tochter betrügt ihren Ehemann und scheint auch für ihre inzwischen erwachsenen Söhne nicht sonderlich viel Liebe zu empfinden. Als sie nun entscheidet nach Italien zu reisen, möchte ihre Mutter mitkommen. Und tatsächlich klären sich einige Dinge während dieser Reise…

Ich fand die beiden Charaktere nicht nur nicht sympathisch, sondern wirklich anstrengend. Die Mutter war eine ganz unmögliche Person und weil ihre Beweggründe auch immer nur Stück für Stück und nicht vollständig berichtet wurden, fand ich es unglaublich schwer mit einer Frau mitzufühlen, die ihre Tochter ohne offensichtlichen Grund gehasst hat.

Die Tochter war genauso unsympathisch. Man versteht irgendwie warum eine Tochter, die von ihrer Mutter immer nur Ablehnung erhalten hat, diese nicht mehr liebt und nur noch ihre Pflicht tut, aber warum diese Frau es nicht schafft ihre eigenen Söhne zu lieben habe ich nicht verstanden. Natürlich schädigt das einen Menschen, wenn er von klein auf nicht von den Eltern geliebt wird, aber irgendwie würde man doch ein gewisses Reflexionsvermögen erwarten und dass man es schafft sich aus diesem Teufelskreis der Ablehnung herauszuarbeiten. Dass sie ihren Mann nicht liebt und ihn immer wieder betrügt, war dann eigentlich nur konsequent.

Obwohl die Geschichte mit 60 groß beschriebenen Seiten relativ dünn ist, steckt hier ein ganzer Roman drin (wie der Spiegel festgestellt hat), den man sicherlich auch auf drei oder vierhundert Seiten hätte auswalzen können. Hier stecken Themen wie Umgang mit der eigenen Vergangenheit, sexuelle Orientierung, eheliche Treue, Wiederholen der Fehler der Eltern, Ehe und Familie in Zeiten des Krieges und nach dem Krieg und wie man mit unterschiedlichen Ansichten innerhalb der Familie den Krieg betreffend umgeht drin. Das sind alles spannende Themen, die man sicherlich auch noch ausführlicher hätte erzählen können.

Ich fand den Stil sehr interessant. Obwohl die Figuren sehr alltagssprachlich gesprochen habe, wirkte die Geschichte literarisch. Diese Balance zwischen den beiden Enden einer Skala hat die Autorin gut hingekriegt.

Insgesamt mochte ich Die schönsten Jahre von Elke Heidenreich nicht sonderlich. Ich fand die Figuren unsympathisch, der Stil hat mir nicht sonderlich gut gefallen und obwohl die Themen, die in der Geschichte behandelt werden, sicherlich von großer Relevanz für die Nachkriegsliteratur sind, hatte ich – vielleicht durch die Kürze der Geschichte – keinen rechten Zugang zu ihnen.

Eine Weihnachtsgeschichte von Ch. Dickens ·Hörbücher

Inhaltsangabe: Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens

In der Geschichte Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens geht es um Ebenezer Scrooge, einen alten, verbitterten, knausrigen Mann, der sich weder um seine Mitmenschen, noch um seinen Angestellten oder seine Familie kümmert.

Nachdem er die Spendensammler, seinen Mitarbeiter und seinen Neffen vor den Kopf gestoßen hat, erhält Scrooge am Abend Besuch vom Geist seines ehemaligen Partners, der schon seit einigen Jahren verstorben ist. Dieser kündigt ihm den Besuch von drei weiteren Geistern an: in der ersten Nacht soll der Geist der vergangenen Weihnachten, in der zweiten Nacht der der gegenwärtigen Weihnacht und danach der der zukünftigen Weihnacht erscheinen.

Und tatsächlich kommt der erste Geist wie angekündigt zu Scrooge und nimmt ihn mit zu den Weihnachtsfesten vergangener Zeiten: Ebenezer als junger Knabe von seiner Schwester aus der Schule abgeholt, um Zuhause mit seiner Familie Weihnachten feiern zu können. Jahre später hat er ein Weihnachtsfest bei seinem Lehrmeister verbracht, der ein großes Weihnachtsessen mit Musik und Tanz ausgerichtet und alle seine Angestellten dazu eingeladen hat. Das Weihnachtsfest hat er als unglaublich schön in Erinnerung.

Der zweite Geist führt Scrooge erst zu seinem Angestellten Bob Cratchit, der mit seiner Familie Weihnachten feiert. Obwohl die Familie arm ist, erfreuen sie sich aneinander und genießen die weihnachtliche Zeit. Dort lernt Scrooge auch den kleinen, verkrüppelten Sohn von Bob, tim, kennen. Ebenezer entwickelt sofort eine Zuneigung zu dem tapferen Jungen, doch der Geist deutet an, dass Tim das nächste Weihnachtsfest aufgrund der Armut der Familie wohl nicht mehr erleben wird. Auch bei seinem Neffen wirft Scrooge einen Blick auf die Weihnachtsfeier und ist so begeistert von den Spielen, die sie spielen, dass er, obwohl er nicht gehört werden kann, mitspielt.

Der Geist der zukünftigen Weihnacht zeigt Scrooge ein Weihnachtsfest, bei dem kurz zuvor ein Mann gestorben ist. Einige arme Menschen unterhalten sich aber nur darüber wie sie dessen Besitztümer unter sich aufteilen und dass sie ihm sogar die guten Kleider vom Leib zogen, damit sie diese weiterverkaufen können. Auch die Geschäftskollegen erwähnen seinen Tod nur am Rande und sprechen davon, dass man den Toten nicht mochte. Scrooge hofft währenddessen, dass der Geist ihm zeigt was er – durch die Lektionen der anderen Geister – in der Zukunft an guten Taten tut. Aber statt dies gezeigt zu bekommen, erfährt Scrooge, dass Tim verstorben ist und die Familie Cratchit um den Kleinen trauert.

Geläutert durch die Besuche der drei Weihnachtsgeister möchte Scrooge nun etwas gutes tun, doch eigentlich müsste Weihnachten nach den Besuchen längst vorbei sein…

Eine Weihnachtsgeschichte von Ch. Dickens ·Hörbücher

Rezension: Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens

Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens gehört zu den bekanntesten Weihnachtsgeschichten und bekanntesten Geschichten von Charles Dickens. Ich habe diesen bekannten Stoff als Hörbuch von cbj audio gehört und werde somit sowohl auf das Medium als auch auf den Inhalt eingehen.

Sie ist auch noch unter anderen Titeln bekannt (Ein Weihnachtslied (in Prosa), Der Weihnachtsabend oder Eine Geistergeschichte zum Christfest), die nicht weniger passend sind, allerdings handelt es sich bei Eine Weihnachtsgeschichte um den bekanntesten Titel.

Diese Weihnachtsgeschichte behandelt einige, wichtige, weihnachtliche Themen wie Familie, Freundschaft, Geiz und Spenden, Geschäftstüchtigkeit und Großzügigkeit. Diese Themen passen wunderbar zu Weihnachten und sorgen gemeinsam für die Atmosphäre, die diese Geschichte ausstrahlt. Es geht nicht einfach nur um einen einsamen, alten Mann, sondern darum, zu zeigen wie dieser so geworden ist und dass es auch für ihn nicht zu spät ist, sich noch zu ändern. Hier schwingt eine unglaublich schöne Hoffnung mit, die auch typisch für Weihnachten ist.

Besonders gut gefällt mir, dass man ein paar Einblick bekommt wie man Weihnachten früher in England gefeiert hat. Einiges hat sich zu unseren heutigen Weihnachtsfesten nicht verändert (wobei es natürlich auch heute in vielen Familien ganz unterschiedliche Weihnachtstraditionen gibt). Hier meine ich beispielsweise, dass man gemeinsam mit seiner ganzen Familie feiert, etwas leckeres ist und dankbar für die nette Gesellschaft ist. In einigen Familien werden sicherlich auch heute noch Spiele in großer Runde gespielt, bei denen viel gelacht und gescherzt wird. Solch ausgelassene Bälle wie der, den Scrooge in der Vergangenheit besucht hat, würde man aber heute wohl kaum noch feiern. In diesem Kontext sollen auch die sozialkritischen und gesellschaftskritischen Züge eine kurze Erwähnung finden.

Mir gefällt auch gut, dass man zwar hauptsächlich Scrooge begleitet, er aber zeitweilig sehr in den Hintergrund rückt und man so Gelegenheit erhält sowohl Cratchit und seine Familie als auch Fred, Scrooges Neffen, und dessen Familie näher kennenzulernen. Die Charaktere erhalten alle, außer Scrooge, keine richtige Tiefe, aber das ist bei Kurzgeschichten ja häufig der Fall.

Da ich vermute, dass die allermeisten mindestens eine der etlichen Filmadaptionen des Stoffes kennt, möchte ich hier nicht viel näher zum Inhalt eingehen, sondern mich stattdessen noch ein bisschen dem Medium widmen: Das Hörbuch beruht auf der ungekürzten Übersetzung von Sybil Gräfin Schönfeldt.

Cbj audio bringt gerade in seiner Nostalgie für Kinder-Reihe einige Kinderbuch-Klassiker raus. In der Reihe sind bereits Anne auf Green Gables von Lucy Maud Montgomery, Heidis Lehr- und Wanderjahre von Johanna Spyri, Nesthäkchen und ihre Puppen von Else Ury, Der Trotzkopf von Emmy von Rhoden und Das Dschungelbuch von Rudyard Kipling und eben Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens erschienen. Ich finde es schön, dass viele dieser Klassiker noch einmal neu aufgelegt werden. Das Booklet, das in den physischen Hörbüchern beigelegt ist, ordnet die Stoffe ein.

Die Geschichte wurde von Charles Brauer eingesprochen. Ich habe vor ein paar Monaten tatsächlich Der Seitensprung von Bernhard Schlink, das von ihm gesprochen wurde, gehört und war sehr begeistert. Ich mochte auch bei diesem Hörbuch Brauer wieder sehr gerne und habe ihm unglaublich gerne zugehört. Für mich passte die Stimme einfach zu diesem alten, traditionellen Stoff des historischen Londons. Charles Brauer war für die Weihnachtsgeschichte wirklich eine tolle Wahl.

Das Booklet hält dieses Mal eine Zusammenfassung des Inhalts, die Vita des Autors und eine Einordnung des Werkes bereit. Darin wird unter anderem erläutert wieso Charles Dickens sich mit sozialen und politischen Themen auseinandersetzte. Für mich enthält das Booklet gerade dadurch einen Mehrwert zum Hörbuch. Max Meinzold hat – wie bei den ersten Teilen der Reihe auch – die Bilder für das Cover beigesteuert und ich mag seinen Stil immer noch unglaublich gerne und finde seine Bilder wunderschön.

Insgesamt hat mir Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens in dieser Hörbuchfassung gelesen von Charles Brauer sehr gut gefallen. Es stimmt richtig schön auf Weihnachten ein und man kann es auf jeden Fall auch mehrfach hören, und ich werde es jetzt sicherlich in den nächsten Wochen noch einmal hören. Von mir gibt es also eine klare Empfehlung für dieses tolle Hörbuch.

 

 

 

Vielen Dank an cbj audio für das Hörbuch-Rezensionsexemplar!

Der Seitensprung von B. Schlink ·Hörbücher

Inhaltsangabe: Der Seitensprung von Bernhard Schlink

Der Seitensprung ist eine Geschichte von Bernhard Schlink aus der Sammlung von Erzählungen Liebesfluchten. Die Geschichte wurde einzeln vom Diogenes Verlag als Hörbuch veröffentlicht.

In der Geschichte geht es um den westdeutschen Jurist, der nicht namentlich genannt wird. Er kommt neu nach Berlin und hat dort keine Freunde. Auf seinen Erkundungsfahrten fährt er häufiger über die Grenze nach Ostberlin und lernt dort Sven kennen. Die beiden spielen Schach und da sie mit ihrer Partie nicht fertig werden, kommt der Jurist am nächsten Wochenende wieder, damit sie weiterspielen können. In der Folgezeit kommt der Jurist noch häufiger und Sven und er spielen Schach und freunden sich an.

Paula mag den Juristen am Anfang nicht sonderlich, da Sven immer Angst hat, dass dieser nicht wiederkommt, und sie nicht möchte, dass ihr Mann verletzt wird. Sven und Paula haben auch eine gemeinsame Tochter. Die Familie freundet sich mit dem unverheirateten Juristen an, denn dieser und Paula entdecken die gemeinsame Leidenschaft für griechische Literatur. Sven und Paula fahren mit dem Jurist sogar gemeinsam in den Urlaub, müssen dort aber in unterschiedlichen Hotels wohnen; eins für Westdeutsche und das andere ist für Ostdeutsche.

Der Jurist wird von Paule und Sven gebeten, Botschaften weiterzugeben. Zu Anfang denken sie sich eine abstruse Geschichte über Freunde, die ihre Freunde im Westen nicht erreichen können und deshalb über andere die Nachricht weitergeben müssen, aus. Nachdem diese Art der Botschaftenübermittlung kein Einzelfall bleibt, weigert sich der Jurist die Nachrichten weiterzugeben, wenn er nicht erfährt was das für Botschaften sind. Er meint, er hat kein Problem damit, die Nachrichten weiterzugeben, denn schließlich hat er keine Informationen bei sich, wenn er die Grenze überquert, da er sich die Nachrichten nur merkt, aber er möchte wenigstens wissen, was er tut; so viel Vertrauen erwartet er von seinen Freunden.

Die Freundschaft entwickelt sich also in den späten 80er Jahren bis es zum Mauerfall kommt. Danach wird die Freundschaft ausgeglichener, und obwohl in dieser Zeit viele Freundschaften kaputt gehen, bleibt diese erhalten. Später unterhalten sie sich einmal darüber, dass sie kaum noch Kontakt zu früheren Freunden haben, da man inzwischen weniger Zeit hat.

Eines Abends bleibt der Jurist bei seinen Freunden, da sie gemeinsam getrunken und gefeiert haben. Er schläft im Wohnzimmer bis plötzlich Paula in der Tür steht und sich zu ihm legt. Die beiden schlafen miteinander und sie verschwindet. Einige Zeit später steht die Tochter von Sven und Paula in der Tür und meint, dass sie nicht schlafen könne, weil ihr Eltern streiten. Der Jurist kümmert sich um sie, denn er ist inzwischen so etwas wie ihr Onkel geworden. Als er davon schleicht um herauszufinden, ob Paula und Sven sich wegen des Seitensprungs streiten, wird er entdeckt und von Sven angeschrien. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass etwas anderes dahintersteckt…

Der Seitensprung von B. Schlink ·Hörbücher

Rezension: Der Seitensprung von Bernhard Schlink

Da ich diese Erzählung als Hörbuch gehört habe, werde ich zu Der Seitensprung von Bernhard Schlink sowohl auf den Inhalt als auch auf das Medium eingehen.

Interessant finde ich vor allem, dass die Geschichte ursprünglich aus einem Sammelband mit Geschichten stammt und von Diogenes losgelöst als Einzelgeschichte aufgenommen und veröffentlicht wurde. Ich weiß nicht genau, woran das lag, aber ich finde die Idee dahinter ganz interessant.

Ebenfalls spannend finde ich den Titel der Geschichte: Der Seitensprung. Das lässt natürlich direkt eine Idee im Kopf entstehen, worum es in der Geschichte gehen könnte. Aber der Seitensprung von Paula und dem Juristen ist nur ein sehr untergeordneter Punkt in der Handlung. Natürlich hat der Seitensprung Konsequenzen, aber man erwartet irgendwie, dass dieser und die daraus erwachsenden Konsequenzen mehr im Mittelpunkt stehen würden. Dabei geht es sehr lange um Freundschaft.

Schaut man sich die Themen in der Geschichte an, sind diese sehr vielfältig: Freundschaft, Liebe und Ehe, Treue und Untreue sind natürlich sehr offensichtliche Themen. Aber die ganze Geschichte wird ja in der zweiten Hälfte der 80er Jahre und den darauf folgenden Jahren angesiedelt. Es geht um Freundschaft, die zwischen Ost- und Westdeutschen existiert und wie sich diese darstellt. Aufgrund meines Alters habe ich nie darüber nachgedacht, aber es ist ja ganz klar: Beide Teile Deutschlands hatten sehr unterschiedliche gesellschaftliche Systeme. Da ist es ganz klar, dass die Menschen in den beiden Deutschlands unterschiedliche Lebensentwürfe haben und dass so eine Freundschaft nicht symmetrisch ist. Dass das früher oder später zur Vergiftung der Freundschaft führt oder führen kann, scheint nur eine logische Konsequenz zu sein. Natürlich geht es auch um Politik und alles was damit zusammenhängt. Mir hat es unglaublich gut gefallen, mit welcher Präzision Bernhard Schlink diese Freundschaft entwirft. Die Verwicklungen, die daraus erwachsen, sind nicht klar und bleiben unvorhersehbar, aber wenn man die Geschichte hört, ist klar, dass alles genau so kommen musste.

Interessant ist auch, dass der eigentliche Protagonist keinen Namen bekommt. Der Jurist wird nie von seinen Freunden mit Namen angesprochen. Liegt es daran, dass er einfach ein Westdeutscher ist, der ihnen gelegen kommt und sie könnten auch jeden anderen Westdeutschen für ihre Pläne benutzen? Versucht der fiktive Ich-Erzähler selbst anonym zu bleiben, um keine beruflichen und politischen Repressalien fürchten zu müssen? Oder ist es für ihn einfach nicht notwendig seinen Namen zu nennen? Ehrlich gesagt, bin ich mir da nicht so sicher, aber eine Diskussion darüber könnte sicherlich interessant werden.

Charles Brauer ist ein sehr bekannter Name und obwohl ich wissentlich noch nichts von ihm gehört habe, sagte mir zumindest der Name etwas. Charles Brauer hat sowohl im Theater als auch im Fernsehen einige Rollen übernommen, aber natürlich macht er auch Synchronisationen und spricht Hörbücher ein. Für mich hat die Stimme sehr gut zum unbenannten Juristen in Der Seitensprung gepasst. Ich mochte es gerne ihm zuzuhören und konnte ganz in die Geschichte eintauchen.

Ich mag auch, dass auf dem Backcover der Pappverpackung des Hörbuchs ein Absatz zu Schlink, und Brauer ist. So kann man Autor und Vorleser besser einordnen. Vor allem mochte ich, dass es auch einen Absatz zum Inhalt gibt; wenngleich es diesmal nicht so viele Namen zum Nachschlagen gab. Hilfreich fand ich diesen Absatz dennoch.

Mir hat die Erzählung Der Seitensprung von Bernhard Schlink sehr gut gefallen und ich empfehle die Geschichte und vor allem das Hörbuch sehr gerne weiter; vor allem wenn man sich für Themen wie Freundschaft zwischen Menschen, die aus verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Systemen stammen und speziell für Deutsch-deutsche-Freundschaften interessiert.

Adventskalender 2020 ·Stella Ein Weihnachtsmärchen von S. Bambaren

Inhaltsangabe: Stella Ein Weihnachtsmärchen von Sergio Bambaren

In dem Märchen Stella Ein Weihnachtsmärchen von Sergio Bambaren geht es um eine kleine Taube, die mit einem bunten Gefieder auf die Welt kam. Obwohl Stella Angst vor dem Fliegen hat, lernt sie es nach und nach und obwohl sie anders ist als ihre Geschwister, schafft sie es, auf sich selbst Stolz zu sein, vor allem nachdem sie gute Freunde beispielsweise das Pferd Apollo gefunden hat.

Stella erfährt, dass sie so ein besonderer Vogel ist, weil sie eine wichtige Aufgabe zu vollbringen hat. Stella soll laut weisem Uhu an der Rettung der Menschheit beteiligt werden, denn auf der Erde soll es Probleme geben und Gott habe sich dafür einen Plan ausgedacht, an dem Stella, der Uhu weiß selbst nicht genau wie, beteiligt werden soll.

Stella wird mit ihren bunten Federn also auf die Erde geschickt und muss sich dort erst einmal zurechtfinden. Sie trifft auf ein Eichhörnchen, das ihr sagt, dass ihr ihr Federkleid gefällt und mit dem sie zusammen auf Hirten trifft. Diese erzählen den beiden Tieren, dass ein heller Stern sie zum Sohn Gottes führen soll und ob diese den hellen Stern auch gesehen hätten.

Stella trifft aber nicht nur auf freundlich gesinnte Tiere. Die Möwen, auf die sie trifft, versuchen beispielsweise, sie zu vertreiben und bringen Stella sogar zum weinen, aber auf der anderen Seite trifft sie dann auch wieder einen Mäuserich, der ihr von seinem Schicksal erzählt und so findet sie noch neue Bekannte auf der Erde.

Wie all die anderen folgt Stella dem Stern zu jener Krippe, wo im Stall einer Herberge ein kleiner Junge geboren wurde. Stella erlebt die Geburt mit und ist ganz angetan von diesem kleinen Jungen, den Gott auf die Erde geschickt hat. Daraufhin soll Stella zurück zu ihren Eltern und allen anderen im Garten Eden kehren um diese von der Geburt des Gottessohnes zu unterrichten.

Adventskalender 2020 ·Stella Ein Weihnachtsmärchen von S. Bambaren

Rezension: Stella Ein Weihnachtsmärchen von Sergio Bambaren

Eigentlich handelt es sich bei Stella ja wirklich nur um ein Weihnachtsmärchen und entsprechend kurz ist der Text von Sergio Bambaren auch. Wenn man möchte kann man damit wahrscheinlich 30-40 Seiten füllen und nicht mehr, aber bei meiner Ausgabe wurde es so gemacht, dass es relativ viele Leerseiten gibt, dass es einige Bilder gibt und dass die Schrift unglaublich groß gesetzt wurde. Außerdem sind die Zeilenabstände ziemlich groß, sodass gefühlt nichts auf einer Seite steht. So wird auch verständlich wie ein 30- bis 40-seitiges Märchen auf knapp 90 Seiten aufgeblasen wird. Wenn man die große Schrift extra beworben hätte, dann hätte es wie Absicht gewirkt, so wirkt es leider so als wollte man den Text strecken. Deshalb finde ich auch das Preis-Leistungs-Verhältnis schwierig.

Davon abgesehen handelt es sich um ein total süßes Weihnachtsmärchen, wobei ich nicht ganz verstanden habe welche Aufgabe Stella nun vollbringen soll, die so wichtig ist, dass sie dafür extra auf die Erde geführt wird und welche Auswirkungen die Vollbringung der Aufgabe für die anderen Tiere im Garten Eden hat.

Neben dem weihnachtlichen Anteil, behandelt Stella auch viele andere interessante Themen wie beispielsweise Freundschaft, elterliche bzw. familiäre Liebe und Anderssein. Es geht eben auch darum, dass Stella anders aussieht und deshalb von ihrer Familie anders behandelt wird. Für ihre Eltern scheint sie die kleine, zerbrechliche Nachzüglerin zu sein und ihre Geschwister ärgern sie. Sie hat einen Freund, ein Pferd namens Apollo, mit dem sie auch viel Zeit verbringt und für das sie etwas besonderes ist.

Auch auf der Erde muss sie mit ihrem Anderssein klar kommen, aber sie spürt, dass es auch dort Wesen gibt, die sie anfeinden weil sie anders ist (wahrscheinlich noch extremer als im Garten Eden) aber auf der anderen Seite findet sie auch auf Erde Tiere mit denen sie sich gut versteht und die sie mögen, gerade weil sie anders aussieht. Und natürlich stellt sich am Ende heraus, dass ihr Anderssein auch eine Botschaft und einen Zweck für die Menschen und die Tiere hatte, dass nur sie mit ihrer bunten Gefiederfarbe diese Aufgabe vollbringen konnte.

Insgesamt handelt es sich bei dem Weihnachtsmärchen Stella von Sergio Bambaren also um ein nettes, kurzweiliges Märchen, das auch gut in die Weihnachtszeit passt, von dem man aber keine stundenlange Unterhaltung erwarten kann.

Mozart auf der Reise nach Prag von E. Mörike

Inhaltsangabe: Mozart auf der Reise nach Prag von Eduard Mörike

Bei Mozart auf der Reise nach Prag von Eduard Mörike setzt sich der Autor in einer Künstlernovelle mit dem musikalischen Schaffen von Wolfgang Amadeus Mozart auseinander. In der Novelle reist Mozart mit seiner Frau Konstanze nach Prag. Sie reisen schon eine ganze Weile und mache mehrmals Station bevor sie ihren vorerst letzten Halt machen. Hier geschieht auch der Großteil der Handlung.

Konstanze ruht sich im angrenzenden Gasthof aus, während ihr Mann einen kleinen Spaziergang unternimmt. Er läuft durch den Schlosspark des Grafen von Schinzberg, wo er eine Orange pflückt. Nachdem der Gärtner ihn überrascht hat und das entsprechende Bäumchen ein Geschenk für die Braut sein sollte, gerät Mozart in Schwierigkeiten bevor er von den Bewohnern des Schlosses als Wolfgang Amadeus Mozart, den gefeierten Komponisten, erkannt wird.

Kurzerhand wird Mozart mit seiner Frau zu einer abendlichen Feier eingeladen, bei der er durch seine Anwesenheit die Zerstörung des Geschenkes wieder gut machen soll. Gemeinsam wird nicht nur gespeist und getanzt, sondern auch gelacht und musiziert. Als sich die Männer der Gesellschaft zurückziehen, sind die Frauen alleine und Konstanze erzählt die Geschichte von dem Geschenk, das sie kurzentschlossen der jungen Braut macht.

Sie erzählt, dass ihr Mann sich dazu hinreißen ließ einiges an Holzgeschirr und Holzwerkzeug von einer jungen Frau zu kaufen, die er unterstützen wollte, weil sie vorhatte zu heiraten, aber nicht das nötige Geld für eine Hochzeit und die Errichtung eines Hausstandes aufbringen konnte und die auch noch weitere Probleme hatte. Also kaufte er ihr einiges von ihrem Werkzeug ab und hatte vor, bei der Lieferung mit ihr ins Gespräch zu kommen, sodass er herausfinden konnte, was sie eigentlich für Probleme hatte. Wenige Zeit später hatte er diese Umstände schon wieder vollkommen vergessen bis die Frau einige Wochen später bei ihm vor der Tür steht. Konstanze ist alles andere als begeistert, denn schließlich ist auch bei ihnen das Geld knapp. Dennoch ist sie etwas gerührt, dass ihr Mann ihr Holzwerkzeuge für den Garten gekauft hatte, leider hatte er vergessen, dass sie diesen Garten gar nicht mehr haben, da sie ihn schon vor einiger Zeit aufgegeben hat.

Am nächsten Morgen reisen Konstanze und Mozart weiter in Richtung Prag, aber nicht ohne noch eine wunderschöne Kutsche als Geschenk des Grafen anzunehmen.