Adventskalender 2020 ·Stella Ein Weihnachtsmärchen von S. Bambaren ·Weihnachtsbücher

Rezension: Stella Ein Weihnachtsmärchen von Sergio Bambaren

Eigentlich handelt es sich bei Stella ja wirklich nur um ein Weihnachtsmärchen und entsprechend kurz ist der Text von Sergio Bambaren auch. Wenn man möchte kann man damit wahrscheinlich 30-40 Seiten füllen und nicht mehr, aber bei meiner Ausgabe wurde es so gemacht, dass es relativ viele Leerseiten gibt, dass es einige Bilder gibt und dass die Schrift unglaublich groß gesetzt wurde. Außerdem sind die Zeilenabstände ziemlich groß, sodass gefühlt nichts auf einer Seite steht. So wird auch verständlich wie ein 30- bis 40-seitiges Märchen auf knapp 90 Seiten aufgeblasen wird. Wenn man die große Schrift extra beworben hätte, dann hätte es wie Absicht gewirkt, so wirkt es leider so als wollte man den Text strecken. Deshalb finde ich auch das Preis-Leistungs-Verhältnis schwierig.

Davon abgesehen handelt es sich um ein total süßes Weihnachtsmärchen, wobei ich nicht ganz verstanden habe welche Aufgabe Stella nun vollbringen soll, die so wichtig ist, dass sie dafür extra auf die Erde geführt wird und welche Auswirkungen die Vollbringung der Aufgabe für die anderen Tiere im Garten Eden hat.

Neben dem weihnachtlichen Anteil, behandelt Stella auch viele andere interessante Themen wie beispielsweise Freundschaft, elterliche bzw. familiäre Liebe und Anderssein. Es geht eben auch darum, dass Stella anders aussieht und deshalb von ihrer Familie anders behandelt wird. Für ihre Eltern scheint sie die kleine, zerbrechliche Nachzüglerin zu sein und ihre Geschwister ärgern sie. Sie hat einen Freund, ein Pferd namens Apollo, mit dem sie auch viel Zeit verbringt und für das sie etwas besonderes ist.

Auch auf der Erde muss sie mit ihrem Anderssein klar kommen, aber sie spürt, dass es auch dort Wesen gibt, die sie anfeinden weil sie anders ist (wahrscheinlich noch extremer als im Garten Eden) aber auf der anderen Seite findet sie auch auf Erde Tiere mit denen sie sich gut versteht und die sie mögen, gerade weil sie anders aussieht. Und natürlich stellt sich am Ende heraus, dass ihr Anderssein auch eine Botschaft und einen Zweck für die Menschen und die Tiere hatte, dass nur sie mit ihrer bunten Gefiederfarbe diese Aufgabe vollbringen konnte.

Insgesamt handelt es sich bei dem Weihnachtsmärchen Stella von Sergio Bambaren also um ein nettes, kurzweiliges Märchen, das auch gut in die Weihnachtszeit passt, von dem man aber keine stundenlange Unterhaltung erwarten kann.

Mozart auf der Reise nach Prag von E. Mörike

Inhaltsangabe: Mozart auf der Reise nach Prag von Eduard Mörike

Bei Mozart auf der Reise nach Prag von Eduard Mörike setzt sich der Autor in einer Künstlernovelle mit dem musikalischen Schaffen von Wolfgang Amadeus Mozart auseinander. In der Novelle reist Mozart mit seiner Frau Konstanze nach Prag. Sie reisen schon eine ganze Weile und mache mehrmals Station bevor sie ihren vorerst letzten Halt machen. Hier geschieht auch der Großteil der Handlung.

Konstanze ruht sich im angrenzenden Gasthof aus, während ihr Mann einen kleinen Spaziergang unternimmt. Er läuft durch den Schlosspark des Grafen von Schinzberg, wo er eine Orange pflückt. Nachdem der Gärtner ihn überrascht hat und das entsprechende Bäumchen ein Geschenk für die Braut sein sollte, gerät Mozart in Schwierigkeiten bevor er von den Bewohnern des Schlosses als Wolfgang Amadeus Mozart, den gefeierten Komponisten, erkannt wird.

Kurzerhand wird Mozart mit seiner Frau zu einer abendlichen Feier eingeladen, bei der er durch seine Anwesenheit die Zerstörung des Geschenkes wieder gut machen soll. Gemeinsam wird nicht nur gespeist und getanzt, sondern auch gelacht und musiziert. Als sich die Männer der Gesellschaft zurückziehen, sind die Frauen alleine und Konstanze erzählt die Geschichte von dem Geschenk, das sie kurzentschlossen der jungen Braut macht.

Sie erzählt, dass ihr Mann sich dazu hinreißen ließ einiges an Holzgeschirr und Holzwerkzeug von einer jungen Frau zu kaufen, die er unterstützen wollte, weil sie vorhatte zu heiraten, aber nicht das nötige Geld für eine Hochzeit und die Errichtung eines Hausstandes aufbringen konnte und die auch noch weitere Probleme hatte. Also kaufte er ihr einiges von ihrem Werkzeug ab und hatte vor, bei der Lieferung mit ihr ins Gespräch zu kommen, sodass er herausfinden konnte, was sie eigentlich für Probleme hatte. Wenige Zeit später hatte er diese Umstände schon wieder vollkommen vergessen bis die Frau einige Wochen später bei ihm vor der Tür steht. Konstanze ist alles andere als begeistert, denn schließlich ist auch bei ihnen das Geld knapp. Dennoch ist sie etwas gerührt, dass ihr Mann ihr Holzwerkzeuge für den Garten gekauft hatte, leider hatte er vergessen, dass sie diesen Garten gar nicht mehr haben, da sie ihn schon vor einiger Zeit aufgegeben hat.

Am nächsten Morgen reisen Konstanze und Mozart weiter in Richtung Prag, aber nicht ohne noch eine wunderschöne Kutsche als Geschenk des Grafen anzunehmen.

Mozart auf der Reise nach Prag von E. Mörike

Rezension: Mozart auf der Reise nach Prag von Eduard Mörike

Mozart auf der Reise nach Prag von Eduard Mörike ist eine ziemlich prototypische Künstlernovelle aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurde sogar von Paul Heyse und Hermann Kurz im Deutschen Novellenschatz verwendet. Die Künstlernovelle ist eine Subgenre des Genres Novelle. In Künstlernovellen werden Künstler aller Art behandelt, darunter eben wie hier Musiker und Komponisten, aber auch Maler, steinbearbeitende Künstler und viele andere Kunstarten können hier Verwendung finden. Ein bekannter Autor ist E.T.A. Hoffmann, aber auch Mörike hat nicht nur eine Künstlernovelle geschrieben.

Mörike ist mir immer eher als Lyriker ein Begriff gewesen, dass er auch erzählende Texte geschrieben hat, war mir irgendwie nicht so bewusst, obwohl es ja eigentlich gar nicht so selten ist. Gerade in solchen Fällen finde ich es immer besonders interessant, auch mal in das andere, vermeintlich unbekanntere Genre, eines Künstlers hineinschauen.

Darüber hinaus ist die Sprache von Mörike sehr gewöhnungsbedürftig und hat mich wirklich viel Anstrengung gekostet bis ich endlich drin war. Zum einen ist das Buch natürlich etwa 165 Jahre alt, was alleine schon eine unverständlichere Sprache bedeutet. Darüber hinaus kann Mörike in erzählenden Texten natürlich schwerer verständlich sein (weiß ich aber nicht so genau) oder die Sprache sollte mit dem Inhalt korrelieren, was zu einem erschwerten Verständnis führen könnte. Dennoch lohnt es sich, sich durch die ersten etwa 20 Seiten durchzubeißen, weil man danach dann wirklich eine schöne, lustige und traurige Künstlernovelle zu lesen bekommt.

Ich muss sagen, dass ich Eduard Mörikes Novelle Mozart auf der Reise nach Prag gerne weiterempfehlen.

Adventskalender 2019 ·Der Notar in der Fall von J. Gotthelf

Inhaltsangabe: Der Notar in der Falle von Jeremias Gotthelf

Der Notar in der Falle von Jeremias Gotthelf ist eine Erzählung aus dem Jahr 1848. In dieser Erzählung geht es um Luise, die bei ihrer Tante der Frau Spendvögtin lebt. Luise, inzwischen 27 Jahre alt, bekommt mit wie in den vergangenen Jahren immer mehr ihrer Freundinnen heiraten. Eine nach der anderen findet einen Mann, schwärmt von ihm, erzählt Luise davon und heiratet letztendlich, was immer dazu führt, dass diese Freundin natürlich keine Zeit mehr für Luise hat, denn sie muss sich ja nun um ihren Mann, den Haushalt und gegebenenfalls auch zeitnah um Kinder kümmern. Luise vereinsamt immer mehr und es liegt nicht einmal daran, dass sie unansehnlich wäre. Luise ist weder zu dick, noch zu dünn, sie ist nicht hässlich. Ihr Gesicht ist einfach durchschnittlich. Alles ist an seinem Platz, doch sie ist eben so normal, so durchschnittlich, dass sie niemandem über ihre bloße Anwesenheit hinaus im Gedächtnis bleibt. Sobald Luise verschwunden ist, obwohl sie sehr höflich ist, wird sie vergessen, was natürlich dazu führt, dass sie keinen Verehrer findet. Auf der Hochzeit der letzten unverheirateten Freundin Julie, lernt sie den Notar Stößli kennen und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Sie unterhalten sich gut miteinander und tanzen auch sehr häufig, doch Stößli denkt gar nicht daran, sich noch einmal bei Luise zu melden. Irgendwann ist Luise so verzweifelt und krank vor Liebe zu ihrem Notar, dass sie die Magd nach dem Notar schicken lässt. Sie will bei ihm ihr Testament machen, denn sie befürchtet zu sterben vor unerwiderter Liebe zu ihm. Der Notar ahnt gar nicht, dass sie so viel zu vererben hat und freut sich so umso mehr als sich Luise empfänglich für seine Annäherungsversuche zeigt. Stößli bittet Luise, ihn zu heiraten, die Spendvögtin kann gar nicht nachvollziehen, warum sich plötzlich ein Mann in ihre Nichte verliebt und warum es dieser so eilig mit der Hochzeit hat. Luise rückversichert sich immer wieder, dass Stößli ja nicht wegen des Erbes heiratet, sondern ihretwegen; und tatsächlich stellt sich Luise als durchaus interessante, kluge, junge Frau heraus. Erst nachdem sie verheiratet sind, gesteht Luise ihm, dass sie nicht reich ist. Stößli tobt und verlangt die Scheidung. Als Luise ihrer Tante die Situation erklärt, versteht diese alles. Sie versteht, warum Stößli so eilig auf die Hochzeit bestand, dass er sie um ihr angebliches Erbe hatte bringen wollen und sie ahnt auch, dass sein Ruf darunter leiden würde, wenn er erzählt, dass Luise ihn mit ihrem angeblichen Erbe geködert hat um ihn zur Hochzeit zu überreden. Stößli willigt ein, es mit Luise zu versuchen und am Ende werden die beiden sogar halbwegs glücklich miteinander. Luise kümmert sich gut um ihn, ist ihm eine kluge Ehefrau und so wird er von Kollegen und Bekannten sogar um diese tolle Ehefrau beneidet. Am Ende sagt er ihr auch, dass sie ihm fast so lieb sei wie das Vaterland.

Adventskalender 2019 ·Der Notar in der Fall von J. Gotthelf

Rezension: Der Notar in der Falle von Jeremias Gotthelf

In der Erzählung Der Notar in der Falle von Jeremias Gotthelf sucht Luise nach einem Ehemann und ihre Wahl fällt auf Notar Stößli. Der Autor verwendet weite Teile der Geschichte dazu von Luises Hintergrund zu erzählen. Er beschreibt, welchen Charakter Luise hat, beschreibt ihr Aussehen, ihre Beziehung zu den Menschen in ihrem Dorf und zu ihren Freundinnen. Außerdem wird beschrieben wie sich Luises Gedanken entwickeln. Wie sie sich Gedanken darüber macht, dass alle ihre Freundinnen nach und nach heiraten, dass sie dann keine Zeit mehr für sie haben und dass Luise immer mehr vereinsamt. Luise ist eigentlich kein schlechter Mensch, sie ist ziemlicher Durchschnitt und mit ihrer Tat, damit, dass sie ihren zukünftigen Ehemann belügt, macht sie sich im Grund erst interessant. Dies ist das erste, was Luise macht, was man nicht sofort wieder vergessen würde. Und doch ist es etwas, das ihr Notar eigentlich nicht erträgt. Als er erfährt, dass eine Frau und sogar seine Frau ihn so belogen hat, dass sie ihn so manipulieren konnte, wird er wütend. Er fühlt sich gehörnt und möchte eigentlich am Liebsten sofort die Scheidung. Erst die kluge Reaktion der Tante Spendvögtin sorgt für Beruhigung in der Beziehung, wobei diese nicht plötzlich super wird, sondern sich nach und nach verbessert. Der Autor geht hier sehr behutsam vor, baut die Geschichte langsam auf und zeigt so auf, wieso sich Luises Verhalten so entladen konnte und es zu dieser Eskalation kommen konnte.

Der Erzähler verwendet einen zarten Humor, und macht immer wieder augenzwinkernde Vorausdeutungen und Rückverweise, sodass man nicht nur das Gefühl hat, der Erzähler weiß schon wie die Geschichte endet und betrachtet dieses Ende mit einer gehörigen Portion Humor, sondern er findet auch Luises Schicksal recht traurig, weshalb er ihre Tat irgendwie gutheißt. Ich will gar nicht bestreiten, dass sie nicht richtig gehandelt hat, aber ich finde es unglaublich schön beschrieben, wie positiv Luise dargestellt wird, und dass sie dennoch keinen Mann zu finden scheint.

Jeremias Gotthelf hat ein ziemliches Händchen dafür, seine Charaktere bis zum Ende liebevoll zu gestalten, sie passen in die Geschichte, geben ihr, die notwendigen Wendungen und sein Erzähler sorgt mit einem Spritzer Humor dafür, dass diese Erzählung Der Notar in der Falle (auch Titel ist ja schon humorvoll) mir wirklich Spaß gemacht hat.

Adventskalender 2019 ·Schweigeminute von S. Lenz

Inhaltsangabe: Schweigeminute von Sigfried Lenz

In der Novelle Schweigeminute von Sigfried Lenz geht es um den Schüler Christian, und dessen Lehrerin Frau Petersen, die ihn in Englisch unterrichtet. Beide kommen sich in den Sommerferien näher. Während Stella darauf wartet endlich von ihren Freunden mit einem Boot abgeholt zu werden, damit sie mit ihnen ein paar schöne Tage verbringen kann, genießt sie gleichzeitig die Zeit mit Christian. Sein Vater arbeitet als Steinfischer, wofür sich Stella interessiert, sodass er sie einlädt mit ihnen auf dem Boot seines Vaters zu fahren. Christian besucht Stella unterdessen bei ihr Zuhause, wo er auch ihren Vater kennenlernt, um den sie sich kümmert.

Der Leser erhält Einblicke in die Beziehung, wobei auf der einen Seite die Lehrer-Schüler-Beziehung der beiden beleuchtet wird, wenn Christian von Stella benotet wird oder von ihr Lesetipps erhält und auf der anderen Seite spielt auch ihre Liebesbeziehung eine Rolle. Stella und Christian schlafen miteinander, aber diese Affäre wird nie so offen bezeichnet und auch jegliche Körperlichkeiten werden lediglich angedeutet und nicht ausführlich beschrieben.

Stella wird schließlich von ihren Freunden abgeholt und verbringt einige Tage mit ihnen auf See, sie schreibt Christian sogar eine Karte aus ihrem Urlaub, gleichzeitig vermisst Christian sie und malt sich aus wie ihre Beziehung weitergehen könnte sobald sie wieder da sind. Ihre Freunde bleiben für den Leser farblos doch als das Boot wieder in den Hafen einläuft, kommt es zu einem Unfall. Das Boot kentert beinahe, zwei Personen werden über Bord gespült. Eine davon ist Stella, die zwischen Schiff und Hafenmauer eingeklemmt wird und sehr lange unter Wasser ist. Die andere Person kann recht schnell geborgen werden, aber Stella ist länger unter Wasser bis Christian sie erreichen kann. Zwar wird sie an Land wiederbelebt, aber sie stirbt noch im Krankenhaus.

Wer jetzt denkt, dass ich sehr viel spoilere, den kann ich beruhigen: Die Novelle beginnt mit der Trauerfeier in der Schule, an der Christian teilnimmt und die er nutzt, um seine Beziehung zu seiner Lehrerin zu reflektieren, dabei wechseln sich die Orte der Handlung immer wieder. Während Christian über die Vergangenheit und die Zukunft, die er nun verpasst, nachdenkt, kehrt die Handlung immer wieder zur eigentlichen Jetzt-Zeit, zur Trauerfeier also, zurück.

Schweigeminute von S. Lenz

Rezension: Schweigeminute von Sigfried Lenz

Die Erzählsituation dieser Novelle Schweigeminute von Sigfried Lenz ist sehr interessant, denn der Leser erfährt direkt zu Anfang wie die Novelle ausgehen wird: Mit dem Tod von Stella Petersen, denn schließlich befindet sich Christian mit seinen Klassenkameraden und den Lehrern gerade auf der schulinternen Trauerfeier. Wie es dazu kommt, ist allerdings offen und wird nach und nach in der Novelle rekonstruiert. Christian erzählt ihre Liebesgeschichte aus seiner Sicht und kann so auch nur seine Gefühle und Gedanken dazu offenbaren, mit Stella selbst scheint er relativ selten über Gefühle gesprochen zu haben, denn wie genau die Lehrerin zu ihrer Beziehung steht, erfährt der Leser nur durch ihre Handlungen (dass sie ihm beispielsweise eine Karte von ihrer Reise mit ihren Freunden schickt).

Christian spricht in der dritten Person, allerdings fließen hier und da direkte Ansprachen an Stella bzw. ihr Foto, das auf der Bühne der Aula, in der die Trauerfeier stattfindet, aufgebaut ist, mit ein. Am Anfang hat mich diese Art des Erzählens sehr irritiert, denn vor allem am Anfang der Novelle wechseln sich die Orte relativ schnell ab und man brauchte dann erst einmal ein paar Zeilen, um wieder in die neue Situation reinzufinden. Nachdem diese Erzählweise bekannt war und man sich daran gewöhnt hatte, wurde es aber leichter und besser verständlich. Die Erzählweise passt meiner Ansicht dennoch ziemlich gut zum Thema, denn schließlich geht es um die unausgesprochenen und kaum verstehbaren Gefühle eines jungen Mannes, der sich das erste Mal im Leben verliebt zu haben scheint. Da ist eine etwas verworrene Erzählweise aus der Perspektive des Protagonisten durchaus sinnvoll und im Sinne der Geschichte.

Darüber hinaus lässt die Novelle aber auch einige Lücken. Das liegt natürlich auch an der Erzwählweise. Christian weiß nicht alles und kann deshalb nicht alles erklären, aber manche Dinge lässt er auch einfach aus, weil sie ihm nicht wichtig erscheinen; auch dies hängt mit der Erzwählweise zusammen, denn schließlich kann ein Erzähler gar nicht wissen, was für seinen Leser alles relevant ist und er hat vielleicht auch gar nicht den Anspruch, alles bis ins kleinste Detail zu erläutern. An den meisten Stellen ist das vollkommen in Ordnung, aber an einer Stelle hat es mich doch massiv gestört: bei Stellas Tod.

Stella wird bei einem Bootsausflug schwer verletzt, kommt ins Krankenhaus und wird sogar von ihren Schülern besucht, allerdings sitzt sie nur teilnahmslos daneben und scheint sie nicht einmal zu erkennen. Christian ist ratlos und möchte sie am liebsten in den Arm nehmen doch kurze Zeit später erfährt er bereits, dass sie gestorben ist. Man stellt sich die Frage, was genau passiert ist. Wenn es so schlecht um Stella stand, dass sie an den Verletzungen noch sterben könnte, hätte sie dann nicht auf der Intensivstation gelegen und hätte keinen Besuch von ihren Schülern bekommen dürfen? Wenn sie an den Verletzungen gestorben ist, ergeben auch einige Andeutungen keinen Sinn, an die ich mich zu erinnern meine, die eher nach Selbstmord klingen (also so etwas wie Stella, warum hast du das getan?). Im Wikipedia-Artikel steht allerdings, dass sie an den schweren Verletzungen gestorben sei. Das passt auch dramaturgisch nicht. Die junge Frau, das sprühende Leben, wird von Christians Seite gerissen, die durch den Unfall keine Zukunft mehr haben (vielleicht auch davor nicht hatten, aber das bleibt immerhin offen)? Was ergibt das denn für einen Sinn und auch wenn die Frage verhasst ist? Was will der Autor uns denn damit sagen? Für mich persönlich würde der Selbstmord der Figur hier mehr Sinn ergeben (dramaturgisch gesehen), wenngleich ich die Motive, die die Figur haben könnte, nicht verstehen kann.

Insgesamt ist das aber für mich ein kleiner Makel dieser ansonsten sehr netten Novelle, die ich gerne weiterempfehle und die auch nicht so reißerisch in Richtung verbotene Liebe zwischen Lehrerin und Schüler geht, sondern sich mehr um Themen wie Autorität, Freundschaft, Liebe, Zukunft und Erwachsenwerden dreht und sich damit beschäftigt, welche Lebenserfahrungen unsere Identität beeinflussen.

Der geteilte Himmel von C. Wolf

Inhaltsangabe: Der geteilte Himmel von Christa Wolf

In der Erzählung Der geteilte Himmel von Christa Wolf erzählt Rita ihre Geschichte mit Manfred aus der Rückschau. Sie liegt im Krankenhaus und erzählt wie sie Manfred kennen gelernt hat und aus ihrem Heimatdorf in die Stadt kam. Rita lernt in ihrem Heimatdorf bei einem Tanz Manfred kennen. Manfred ist ein Mitzwanziger, der sehr ernst ist und kühl-rational über seine Arbeit als Chemiker nachdenkt und redet. Rita kommt mit Manfred in die Stadt und zieht mit ihm zusammen zu seinen Eltern, zu denen Manfred aber auch kein gutes Verhältnis hat. Rita ist gerade erst erwachsen und noch sehr unbeholfen und naiv. Sie scheint sich in der Großstadt alleine noch nicht besonders gut zurechtzufinden. Als sie anfängt in einer großen Firma zu arbeiten, in der sie ausbildungsbegleitenden arbeitet, weil sie nebenbei zur Lehrerin ausgebildet wird und am sozialistischen System mitarbeiten und harte körperliche Arbeit verrichten soll. Sie hat am Anfang Schwierigkeiten sich in dem großen Werk zurechtzufinden. Ihre Arbeitskollegen haben ihr gegenüber sehr gemischte Gefühle, denn sie ist eine junge Frau, die noch keine rechte Ahnung vom Leben zu haben scheint. Zu Manfred hat sie immer ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. Manfred mag seine Eltern nicht und spricht mit Rita auch immer wieder darüber. Sie liebt Manfred, obwohl er so ganz anders ist als sie, mit ihrem naiven Wesen, scheint sie ihn am Anfang sogar anzuhimmeln, allerdings verändert sich dieses Verhältnis, denn sie scheint sich umso länger sie in der Großstadt lebt und umso mehr sie mit ihren Arbeitskollegen zu tun hat, die sie bald sogar als Freunde oder gute Bekannte gewinnt, mehr aus sich heraus zu kommen und sie verliert ihren jugendlichen Zug. Diese Veränderung führt auch dazu, dass sich das Verhältnis zwischen Rita und Manfred auch verändert. Am Ende ist Manfred so verstört über das sozialistische System der DDR, dass er lieber in den Westen geht. Rita reist ihm hinterher, kann aber mit dem System der BRD nichts anfangen und kehrt resigniert zu ihrem Schwiegervater in spe zurück, der sie an ihren Arbeitskollegen verweist, der sie gerne sehen würde, aber schwerkrank ist. Sie erzählt ihre Geschichte rückblickend aus dem Krankenhaus, nachdem sie bei einem Selbstmordversuch ohnmächtig geworden ist.

Der geteilte Himmel von C. Wolf

Rezension: Der geteilte Himmel von Christa Wolf

Die Inhaltsangabe zur Erzählung Der geteilte Himmel von Christa Wolf findet ihr oben.

Mir persönlich hat gut gefallen, dass Rita etwa in meinem Alter ist. Das sorgt dafür, dass man sich relativ gut mit ihr identifizieren kann, außerdem hat mir die Weiterentwicklung des Charakters gut gefallen. Rita ist am Anfang ein schüchternes, naives beinahe noch jugendliches Mädchen, das im Laufe der Zeit erwachsener wird, sodass sie am Ende sogar pflüge wird. Sie kann mit der Haltung ihres Freundes zum sozialistischen System nichts anfangen, denn für sie ist es ein gutes System, auch wenn sie die Mängel überall bemerkt und sieht, wo das System an ihre Grenzen stößt. Vielleicht liegt es daran, dass Manfred schon ein paar Jahre älter ist als Rita, aber er ist desillusionierter, er scheint so oft von seinen Eltern und vom System enttäuscht worden zu sein, dass er nur noch die Flucht sieht. Rita hingegen schien mir immer Verständnis zu heucheln, denn sie kann seine Bedenken und Gedankengänge – so war zumindest mein Gefühl – in den seltensten Fällen nachvollziehen. Obwohl ich mich am Anfang mit Rita identifizieren konnte, wurde sie mir immer unsympathischer und ich kann nicht mal genau sagen, woran es lag. Vielleicht war es ihre naive Art, vielleicht, dass sie mit der rational-kühlen Art ihres Freundes nichts anzufangen wusste und diese Charaktereigenschaften nicht zu schätzen weiß.

Was bei Christa Wolf meistens ganz schön ist: Man kann die Regimekritik oder die faktische Darstellung der Fehler des DDR-System gut erkennen und dennoch ist sie nicht allzu offensichtlich. Diese Ansätze findet man schon in Medea. Stimmen (obwohl Medea. Stimmen deutlich später als Der geteilte Himmel erschien, hatte ich Medea davor gelesen). Zwei Systeme werden hier einander gegenübergestellt, sodass nicht nur Rita und Manfred aufeinander treffen, sondern eben auch das östliche und das westliche System, welche sich zwar gegenüberstehen, gleichzeitig aber dennoch eine Liebe und Einheit bilden. Solche Metaphern mag ich immer und kann sie auch aus zensurtechnischen und damit praktischen Gründen gut verstehen.

Insgesamt war ich von der Erzählung Der geteilte Himmel von Christa Wolf aber eher mäßig überzeugt. Für mich hat sie sich in weiten Strecken gezogen und ich habe, obwohl das sicherlich möglich gewesen wäre, keinen rechten Zugang zu den beiden Hauptcharakteren gefunden, sodass sie mir beide irgendwie nicht ganz sympathisch wurden, obwohl sie sicherlich ihre guten Eigenschaften haben. Deshalb finde ich das Werk zwar wichtig – auch gerade in Anbetracht der Tatsache, dass a) immer noch weniger Frauen schreiben, b) Christa Wolf aus der DDR kam und c) die Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte Deutschlands ein wichtiger Teil der Identitätsbildung bei jungen Menschen ist – kann es aber nicht vollumfänglich weiterempfehlen.

Adventskalender 2018 ·Romeo und Julia auf dem Dorfe von G. Keller

Inhaltsangabe: Romeo und Julia auf dem Dorfe von Gottfried Keller

In der Novelle Romeo und Julia auf dem Dorfe von Gottfried Keller geht es um zwei junge Menschen, die sich ineinander verlieben.

Manz und Marti zwei Nachbarn arbeiten auf einem Acker zusammen und so lernen sich auch deren Kinder Vrenchen und Sali kennen. Als die Väter auf den Acker, der verkauft werden soll, bieten und nur einer den Zuschlag erhält und über den Acker gestritten wird, entzweien sich die beiden Väter.

Immer weiter verstricken sie sich in ihre gegenseitigen Feindschaften bis sie schließlich überhaupt nicht mehr miteinander reden. Sali und Vrenchen sprechen nicht miteinander als sie schließlich Jugendliche sind. Ihre Väter begegnen sich und die beiden jungen Menschen treffen einander wieder. Sie fühlen sich gleich zueinander hingezogen, trauen sich aber kaum einander anzusehen. Salis und Vrenchens Gefühle für einander sind stärker. Die beiden sind nicht glücklich in ihren Familien. Salis Eltern haben zwielichtige Geschäfte am Laufen, während Vrenchens Vater sich weder um seine Tochter noch um das Haus kümmert. Die beiden jungen Menschen sind einander eine große Stütze. Sie treffen sich heimlich und wollen gemeinsam tanzen gehen. Dazu müssen sie in ein Nachbardorf, damit man sie nicht erkennt. Allerdings sind viele der Menschen auf der Kirchweihfeier Menschen aus dem eigenen Dorf, sodass sie entgegen ihrer Erwartungen erkannt werden. Die beiden flüchten und wollen sich woanders entspannen. Sie finden eine Gruppe von Menschen, die aus den Wäldern und Bergen kommen und nach ihren eigenen Regeln leben. Diese bieten ihnen an, nachdem sie von den Problemen der jungen Menschen gehört haben, dass sie mit ihnen kommen könnten. Dort könnten sie als Ehepaar zusammenleben. Sali denkt wirklich darüber nach, allerdings ist Vrenchen nicht einverstanden, denn sie hat gehört, dass eine der Frauen ihren Mann betrogen hat. Sie will nicht, dass ihr das auch geschieht. Sali und Vrenchen kehren zurück in ihr Dorf. Dort beschließen sie ein Schiff, das angedockt ist, zu stehlen. Sali spricht eine Idee aus, die Vrenchen auch schon hatte – eine Idee wie die beiden für immer zusammen bleiben können.