Kurz gesagt: Effi liest von Anna Moretti
In dem Jugendbuch Effi liest (auch veröffentlicht unter dem Titel Fräulein Ella und die Liebe) von Anna Moretti geht es um die 17-jährige Elena Sophie von Burow genannt Effi. Sie lebt mit ihren Freundinnen im Pensionat in Dresden und findet dort am Flussufer ein Buch. Als sie dabei erwischt wird und das Buch für obszön gehalten wird, fliegt Effi aus dem Pensionat. Im Zug nach hause lernt sie den jungen Arzt Max von Waldau kennen, der mit der Katze seiner kürzlich verstorbenen Großmutter nach Berlin zieht um sich dort eine Existenz aufzubauen. Zurück in Berlin ruft ihr verwitweter Vater seine Schwester zur Hilfe, damit Effi eine Frau um sich hat, die sie um Rat bitten kann. Während Effi und ihre inzwischen aus dem Pensionat heimgekehrten Freundinnen versuchen ihren Lebensweg zu finden, interessiert sich Max nicht nur aus persönlichen Gründen für Effi, sondern auch aus beruflichen, denn in seiner Nähe scheinen sie sexuelle Gelüste zu plagen, die sich in einem heftigen Schnupfen offenbaren…
Ich mochte Effi als Protagonistin total gerne. Ich mag es, dass sie so neugierig ist, neues lernen und ausprobieren möchte und sich auch über die Grenzen ihres von der Gesellschaft vorgegebenen Rollenbildes hinwegsetzt. Auch ihre Freundinnen haben mir gut gefallen und über die beiden hätte ich (vielleicht sogar in weiteren Bänden) gerne noch mehr gelesen.
Max mochte ich am Anfang sehr gerne, aber im Laufe der Handlung fand ich sein engstirniges Verhalten sehr anstrengend, obwohl er nicht bösartig ist, sondern einfach unreflektiert, unkommunikativ und sich auch sonst nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert. Ein sympathischer, junger Mann ist er trotzdem.
Ich mochte die Handlung. Ich mag solche Jugendbücher, in denen starke Protagonistinnen ihren eigenen Lebensweg finden, sich ausprobieren können und eigene Entscheidungen treffen. Auch der historische Kontext hat mir gut gefallen, weil ich Bücher, die im ausgehenden 19. Jahrhundert spielen, mag.
Mir gefallen die Briefe, die Max immer wieder an seinen Bruder schreibt, wenngleich mich dessen Antworten interessiert hätten. Außerdem mag ich den Zeitstrahl am Anfang und das Nachwort am Ende, die beide der historischen Einordnung dienen und sehr interessant waren.
Die Themen, die hier angesprochen werden, mochte ich: das Frauenbild im ausgehenden 19. Jahrhundert, deren Berufschancen, Ausbildung von Frauen, Forschungsstand in der Medizin und technische Entwicklung.
Alles in allem hat mir Effi liest von Anna Moretti sehr gut gefallen. Ich mag die Figuren, vor allem Effi und ihre Familie, aber auch die Handlung selbst hat mir gut gefallen. Auch die Paratexte im Jugendroman haben mir gut gefallen und ich mochte die Briefe von Max an Ben.